Finnentrop. Der Lokschuppen im Finnentroper Lennepark bekommt eine zweite Chance. Was Frauke und Stephan Fresen mit der kleinen Gastronomie vorhaben.

Den älteren Herrn aus Lennestadt, der am Dienstagnachmittag mit seinem E-Bike durch den Lennepark in Finnentrop radelt und durstig vor dem Lokschuppen absteigt, müssen Frauke (42) und Stephan (57) Fresen vertrösten. Die Getränke stehen noch nicht kalt, noch haben sie geschlossen. Doch das wird sich am Wochenende ändern: Ab Samstag, 30. September, wird das Licht wieder angeknipst und der Lokschuppen bekommt mit seinen neuen Pächtern eine zweite Chance.

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Kaum zwei Jahre haben Rafael und Kim Wulff die kleine Gastronomie in Sichtweite der Lenne betrieben, da zogen sie im Mai dieses Jahres aus finanziellen Gründen die Reißleine. Offenbar hatten sie sich mit dem Parallel-Betrieb von Eisdiele (Hörnken am Rathaus) und Lokschuppen, den sie querfinanzieren mussten, im Lennepark verhoben. Um zu verhindern, dass am Ende beides den Bach heruntergeht, kündigten die Wulffs den Pachtvertrag im Lennepark. „Es tut uns in der Seele weh, so ein schönes Objekt aufgeben zu müssen, bevor wir richtig damit starten konnten“, erklärte Kim Wulff damals. Doch die Entscheidung gegen den Lokschuppen sei gleichzeitig eine Entscheidung für das Hörnken gewesen.

Im Gasthaus kennengelernt

Für die Gemeinde Finnentrop ging mit der außerordentlichen Kündigung die Suche nach neuen Betreibern los. Bürgermeister Achim Henkel (CDU) ist nun „total guter Dinge“, dass die Gemeinde mit den Fresens zwei Vollblut-Gastronomen gefunden hat, die ab sofort dem Lokschuppen neues Leben einhauchen. Oder überhaupt mal Leben einhauchen. Dieses Jahr war die Tür immerzu verschlossen. Jedenfalls fühlten sich Frauke und Stephan, die sich vor 18 Jahren im Gasthaus in Attendorn kennenlernten – er als Geschäftsführer, sie als Köchin –, sofort angesprochen, als sie die Pächter-Annonce der Gemeinde lasen.

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„Für uns ist die Größe des Lokschuppens ideal, weil wir ihn selbst bewirtschaften können und kein zusätzliches Personal brauchen“, erklärt Stephan Fresen wohl in dem Wissen, dass genau diese Suche nach Personal viele Kollegen umtreibt. Der 57-Jährige hat das Gastronomie-Gen regelrecht im Blut, seine Eltern betrieben lange Zeit das „Haus am See“ gegenüber vom Campingplatz Hof Biggen und auch seine Großeltern waren in der Gastronomie zuhause. Während seiner Zeit im Gasthaus sei er stets pfeifend zur Arbeit gegangen, plaudert Fresen aus dem Nähkästchen. Die Liebe zur Gastronomie ist nie verflacht, weder bei Stephan, noch bei Frauke.

Bei La Perla wiedergetroffen

Zum Glück aus Sicht der Gemeinde, die schnell mit den neuen Betreibern übereinkam. Denn es ist in der heutigen Zeit keine Selbstverständlichkeit mehr, überhaupt noch Betreiber zu finden, weiß Jens Selter von der Krombacher Brauerei. „Dass die Gemeinde nun sogar zwei Eingeborene gefunden hat für ihren Lokschuppen, der so viel Potenzial bietet, ist umso erfreulicher.“ Die gelernte Köchin Frauke ist waschechte Finnentroperin, ihr Mann Stephan, der hauptberuflich bei Beulco in Attendorn arbeitet und dort auch bleiben wird, kommt aus der Hansestadt. Nach ihrer gemeinsamen Zeit im Gasthaus in Attendorn trennten sich für lange Zeit ihre Wege, ehe sie sich zufällig in der Eisdiele La Perla am Attendorner Rathaus vor etwa vier Jahren wieder in die Arme liefen. Seit zwei Jahren sind sie verheiratet – und ab sofort Geschäftspartner.

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Ihr Angebot im Lokschuppen richtet sich vor allem an Spaziergänger oder Radfahrer, die auf ihrer Tour eine kurze Rast machen möchten. Bock- und Bratwürstchen, Sandwiches und wechselnde Suppen stehen auf der Speisekarte, genauso wie Kaffee und Kuchen. Am Wochenende bieten die neuen Betreiber ab 9 Uhr auch Frühstück an. Mittwoch bis Freitag ist zudem von 14 Uhr bis 19 Uhr geöffnet, montags und dienstags ist geschlossen. Dass der Lokschuppen zu diesen Zeiten dann auch verlässlich geöffnet hat, ist Bürgermeister Henkel ein wichtiges Anliegen. „Denn wenn Radfahrer hier zwei Mal vorbeikommen und die Gastronomie geschlossen ist, kommen sie kein drittes Mal“, will Henkel die Erfahrungen der jüngeren Vergangenheit kein zweites Mal erleben. Doch den Blick richtet auch der Bürgermeister nach vorne. Ab Samstag bekommt der Lokschuppen eine zweite Chance. Und vielleicht kommt dann auch der ältere E-Bike-Fahrer aus Lennestadt wieder vorbei.