Lenhausen. Das Kreisschützenfest lockt nach Lenhausen. Rund 330 Bürger packen mit an. Auch Familie Kochanek mit den Mädels Emma-Sofia und Paulina.
Der Rasen ist gemäht. Die Fenster sind geputzt. Die Hecke am Friedhof ist geschnitten. Eine Kehrmaschine fährt durch die engen Straßen des Lehmbergs. Die letzten Löcher, verursacht durch den Glasfaserausbau, werden pünktlich geschlossen. Freudige Gesichter, wohin man schaut. Sie sind vorbereitet in Lenhausen, dieser 1200-Seelen-Gemeinschaft im Lennetal.
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Am Wochenende verwandelt sich ihr Dorf an der B 236 in ein Mekka für die große Schützenfamilie des Kreises Olpe. Endlich. Nach jahrelangem Warten, denn eigentlich sollte das große Kreisschützenfest schon 2021 hier gefeiert werden, doch Corona machte diese Planungen zunichte. Jetzt ist es also so weit. Von Freitag bis Sonntag strömen tausende Menschen nach Lenhausen. Ein Fest voller Freude.
Und der kleine Ort, so viel lässt sich mit Bestimmtheit sagen, hat sich herausgeputzt. Ein guter Gastgeber will man sein. Ohne das (ehrenamtliche) Engagement so vieler, angefangen beim Vorstand der örtlichen St.-Anna-Schützenbruderschaft über die Gemeinde bis hin zu den vielen Bürgern im Ort, wäre ein Fest dieser Größenordnung nicht zu stemmen. Rund 330 Bürger packen vor und während des Festes mit an.
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So wie die Kochaneks. Mama Sabine (45), Papa Thomas (46) und die beiden Mädels Emma-Sofia (14) und Paulina (11). Eine Selbstverständlichkeit für die heimatverbundene Familie. „Wir sind Dörfler durch und durch“, sagt Mama Sabine, gelernte Großhandelskauffrau. Sie selbst kommt aus Lenhausen, ihren Mann, der in der IT-Branche zu Hause ist, hat sie aus Schönholthausen „losgeeist“. Ihre Affinität zum Schützenbrauchtum verdankt die 45-Jährige ihren Eltern, die als Hausmeister in der örtlichen Schützenhalle aktiv waren. „Dort habe ich fast jede Feier mitbekommen, und später auch mitgefeiert.“ Erinnerungen, die bis heute geblieben sind. Ihr Wochenend-füllender Einsatz startet am Freitag, wenn die Jungschützen ihre Kreis-Majestäten ermittelt haben und später auf der Festwiese mit den übergroßen Zelten Party machen. Sabine steht dann in der Cocktailbar, Thomas bei der Einlasskontrolle.
Samstag, wenn der neue Kreiskönig ermittelt und später proklamiert wird, und Sonntag, wenn sich der große Festzug mit seinen rund 5000 Teilnehmern durch die Straßen schlängelt, stehen weitere Aufgaben an. Tochter Paulina ist als Schildträgerin im Einsatz. Mama Sabine hilft direkt vor der eigenen Haustüre in einem Bierwagen mit. Dazu muss man wissen, dass sich die 76 Schützen- und 31 Musikvereinen auf verschiedene Seitenstraßen am Lehmberg aufteilen, dann von oben nach unten losmarschieren in Richtung Bundesstraße, ehe es von dort zur Festwiese geht. In den gepflegten und engen Anliegerstraßen wird daher ordentlich Betriebsamkeit herrschen. Kein Problem für die gastfreundlichen Lenhauser, ganz im Gegenteil: Bier- und Toilettenwagen stehenbereit, zudem haben sich die Bewohner eigene Ideen gemacht.
Mit Sand befüllte Eimer
Die Familie Kochanek und ihre Nachbarn stellen beispielsweise kleine, mit Sand gefüllte Eimer an den Straßenrand, hier können Kronkorken oder Zigarettenstummel weggeworfen werden. Verschließen wolle sich die Familie auch nicht derer, die mal ganz dringend auf die Toilette müssen. „Wir sind einfach gespannt und können uns noch gar nicht vorstellen, was dieser Besucherandrang mit unserem Ort macht“, sagt Mutter Sabine. Sie ist sich aber sicher: Das Kreisschützenfest, das in Lenhausen schon zweimal im kleineren Rahmen stattfand – 1968 (damals gehörte das Dorf noch zum Kreisschützenbund Meschede) sowie 1985 –, wird das Wir-Gefühl in Lenhausen stärken.
Davon gehen Dörthe (48) und Klaus (51) Bischopink ebenso fest aus. Die beiden Lenhauser Eigengewächse mit Sohnemann Leonard (11), der ebenfalls als Schildträger dabei ist, spüren regelrecht, wie das Dorf zuletzt zusammengewachsen ist. Alle helfen mit, um diese Großereignis zu schultern. „Lenhausen putzt sich in diesen Tagen raus, wir ziehen an einem Strang. Es gibt kein anderes Gesprächsthema mehr“, sagt Klaus, selbstständiger Industriekaufmann. Eine Portion Stolz schwingt in diesem Satz mit. Selbstverständlich packen die Ur-Lenhauser aus Überzeugung mit an, ob im Zapfwagen oder im Catering-Service.
„Teilweise kommen wir mit Leuten zusammen, die wir noch gar nicht richtig kennen“, freut sich Dörthe, die bei der Stadtverwaltung Attendorn arbeitet, auf den besonderen Austausch und das Kennenlernen. Dafür verzichten die beiden sogar auf den Hofstaat. Es ist also angerichtet. Lenhausen hat sich herausgeputzt. Die Gäste können kommen, das Kreisschützenfest kann starten.