Finnentrop. Ein Hang an der Landstraße 539 bei Finnentrop wurde umfangreich mit einem Netz und Zaun gesichert. Wie viel das Mega-Stahlnetz wohl aushält?

Als die ersten Steine den Steilhang an der Landstraße 539 zwischen Altfinnentrop und Finnentrop herunterflogen und auf dem Gehweg direkt neben der Fahrbahn landeten, war für den Landesbetrieb Straßen NRW als Eigentümer der L 539 der Moment des Handelns gekommen. Ein Gutachter schaute sich den abgeholzten Felshang genau an und kam zu dem Entschluss: Er muss abgesichert werden, ansonsten droht Steinschlag-Gefahr für Fußgänger, Radfahrer und Autofahrer – und das kann lebensgefährlich werden.

Umwelt- und Verkehrsminister Oliver Krischer (rechts) schaut sich den gesicherten Hang an der Landstraße 539 in Finnentrop an. Neben ihm steht Michael Zart, Projektleiter von Straßen NRW.
Umwelt- und Verkehrsminister Oliver Krischer (rechts) schaut sich den gesicherten Hang an der Landstraße 539 in Finnentrop an. Neben ihm steht Michael Zart, Projektleiter von Straßen NRW. © Flemming Krause

Nach etwa vier Monaten Bauzeit hat die Spezialfirma Fels- und Forstservice Kühr aus Kirchhundem ihren Auftrag mittlerweile erledigt: Insgesamt spannten die speziell ausgebildeten Kletterer ein Stahlnetz auf einer Länge von mehr als 600 Metern und auf einer Fläche von etwa 5900 Quadratmetern. Rund 1200 Anker bohrten sie dafür in den Hang. Nur ein Anker hält 12 Tonnen Geröll auf. Über diesem Netz, das an den höchsten Stellen 20 Meter in den Hang ragt, befestigten sie zudem einen Steinfangzaun, der wiederum 1,50 Meter hoch ist. Kosten in Höhe von etwa 800.000 Euro fielen für diese Arbeiten an.

Mehr als 90 Hangsicherungen seit Sommer 2021

Dass sich der Landesbetrieb längst nicht mehr nur mit dem reinen Straßenbau auseinandersetzt, sondern vielfach Hänge absichern muss, ist eine Folge der Extremwettereignisse. Die Dürre-Perioden der vergangenen Jahre griffen den Baum an, der mit seinen Wurzeln eigentlich eine natürliche und beständige Hangsicherung entlang der Straßen darstellen sollte. Trockene Bäume sind anfälliger für Krankheiten, Pilze und Schädlinge wie beispielsweise für den Borkenkäfer. Hinzu kommen die Starkregenereignisse der jüngeren Vergangenheit, ein Erosionsbeschleuniger, weil der Regen direkt auf die freigelegten Flächen einwirkt und große Schäden anrichten kann. Insbesondere in Verbindung mit Frost- oder Tau-Wechseln kommt es dadurch vermehrt zu Steinschlägen.

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„In ganz Nordrhein-Westfalen haben wir seit der Flut im Juli 2021 mehr als 90 Hangsicherungen an unseren Landstraßen durchführen lassen“, steht für Thomas Rensing außer Frage, dass dieses Thema immer wichtiger wird, um den Verkehr zu schützen. Der Regionalleiter Südwestfalen von Straßen NRW schaute sich den gesicherten Hang in Finnentrop am Montagmorgen im Beisein des grünen Umwelt- und Verkehrsministers Oliver Krischer an. Bei besagten 90 Hangsicherungen werde es nicht bleiben, betonte der Minister wohlwissend, „dass dieses Thema in den nächsten Jahren eine noch viel größere Bedeutung bekommen wird. Wir sehen hier eine klare Folge des Klimawandels und wir müssen sehr intensiv schauen, damit unsere Straßen sicher und befahrbar bleiben.“

Umwelt- und Verkehrsminister Oliver Krischer darf aus einem Kran von oben auf die Felssicherung an der L 539 in Finnentrop schauen.
Umwelt- und Verkehrsminister Oliver Krischer darf aus einem Kran von oben auf die Felssicherung an der L 539 in Finnentrop schauen. © WP | Flemming Krause

In Finnentrop können die Autofahrer durchatmen. Zum einen, weil die wochenlang anhaltende Baustelle endlich Geschichte ist. Während der Arbeiten war die Straße halbseitig gesperrt und der Verkehr wurde mit Hilfe einer Ampel an der Baustelle vorbeigeführt. Zum anderen – und das ist viel wichtiger – droht nun keine Steingefahr von oben mehr. Alle fünf Jahre wird die Kombination aus Zaun und Netz auf seine Standfestigkeit geprüft und gegebenenfalls das Netz vom Grünbewuchs freigeschnitten. Bauleiter Gerrit Jaspers von der Kirchhundemer Spezialfirma beruhigt: „Solche Hangsicherungen wie hier in Finnentrop halten über Jahrzehnte.“ So werden zumindest an dieser Stelle zwischen Altfinnentrop und Finnentrop keine Steine mehr auf dem Gehweg oder der Fahrbahn landen.