Kreis Olpe. Moritz Nüschen und Christopher Kattenborn aus Lennestadt sind die „carpoolboys“. Auf TikTok und Instagram haben sie über eine Million Follower.
Moritz Nüschen und Christopher Kattenborn aus Lennestadt sind die Senkrechtstarter des Jahres 2023. Was im Juni 2022 aus Jux entstand, entwickelt sich immer mehr als Dauerbrenner. Über 890.000 Follower auf der Video-Plattform TikTok und schon 297.000 Fans auf Instagram folgen den süßen Dorfjungs aus Lennestadt. Mit ihren witzigen Alpaka-Frisuren sorgen sie in ihren Videos für gute Stimmung und sind der Schwarm vieler junger Mädels. Als „carpoolboys“ treten sie in kurzweiligen Clips auf und machen – so ist es der erste Eindruck auf den Betrachter – gar nicht viel.
Carpool bedeutet Karaoke im Auto
Sie machen Karaoke im Auto, während sie durch die Gegend fahren und zu Techno-Remixes mit Tanzbewegungen und „lip sync“ (Lippensynchronisation) so richtig abgehen. Einen eigenen Manager in Berlin, Kooperationen mit dem bekannten DJ- und Produzentenduo Luca-Dante Spadafora und Niklas Dee („Mädchen auf dem Pferd“) sowie dem Rapper Montez (Auf und Ab) und die eigene Merch-Kollektion – also Fankleidung mit designtem carpoolboys-Logo von Warner Music lassen die witzigen Typen keinesfalls abgehoben wirken.
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Im realen Leben wirken Moritz Nüschen (22) und Christopher Kattenborn (23) durchaus bodenständig. Während der Langeneier Kattenborn Wirtschaftsingenieurwesen in Dortmund studiert, hat der in Bilstein lebende Moritz Nüschen bereits eine Ausbildung zum Altenpfleger in der Tasche. Ab Oktober geht es dann auch für ihn an die Universität, wo er Wirtschaftspsychologie studieren wird. „Wir haben unseren Eltern hoch und heilig versprochen, dass wir unser Studium durchziehen“, sind die beiden sich einig, wie sie ihre Prioritäten setzen. Nicht nur einig sind sich die beiden, sondern auch sehr ähnlich. Und obwohl man meinen könnte, sie würden sich bereits aus dem Sandkasten kennen, trafen sich die Social-Media-Stars zufällig vor drei Jahren durch gemeinsame Freunde. Seitdem gehen sie durch dick und dünn. Feiern gemeinsam auf Partys und Festivals, sitzen beim Friseur, um sich frische Dauerwellenwickler für die Alpaka-Friese eindrehen zu lassen und üben die gleichen Hobbys aus, wie zum Beispiel das Fußballspielen, wenn nicht beide – wie es der Zufall so will, wegen Kreuzbandrissen pausieren müssen.
Zeit genug also, um sich in der Social Media Szene als „carpoolboys“ so richtig ins Zeug zu legen. Als die beiden Jungs vor vierzehn Monaten mit Freunden in den Party-Urlaub nach Mallorca flogen, hatten sie am Strand von S’Arenal die wohl zündende Idee. „Markiert eure Freunde, die das brauchen“, stand unter einem ihrer ersten erfolgreichen TikToks und dieses zeigte den schlafenden Kumpel in der Sonne liegend, mit einem Ortungstracker an der Halskette. „Dein Freund bekommt im Urlaub eine Airtag-Kette, damit er nicht verloren geht“, streamt das gerade einmal sechs sekündigen Video, welches dann in den Partymodus übergeht. Noch in Feierlaune begriffen die Durchstarter erst in Deutschland, welchen Hype sie damit ausgelöst hatten, als sie die Zahl von 3,8 Millionen Aufrufen sahen. Moritz und Christopher hatten Blut geleckt und pfeilten gemeinsam ein weiteren Plänen. „Wir können ja nicht alle zwei bis drei Wochen nach Mallorca fliegen, um für gute Stimmung zu sorgen, also musste ein Plan her,“ witzeln beide, dass ihre Fans regelrecht um neuen Content gebeten hatten. Und inspiriert durch James Cordon, einem britischen Star, war die Idee zur Auto-Karaoke geboren.
So simple, wie es sich anhört, ist es dann aber doch nicht, denn die Social Media Szene ist schnelllebig und schwer planbar. Was heute „In“ ist, kann morgen schon wieder langweilig sein. Moritz und Christopher leben und lieben die Musik, sie ist ein Teil ihres Lebens, das beweisen sie in ihren Videos, von denen sie wöchentlich zehn bis 14 produzieren – und das, obwohl sie gar nicht singen können. Der Fokus in ihren Videos ist immer der gleiche. Christopher fährt das Auto, meistens den Audi Q5 seines Vaters und Moritz sitzt daneben und animiert zu bekannten Techno-Remixes. „Alle zwei bis drei Wochen geht es für uns sonntags zum Döneressen nach Köln. Die zweistündige Fahrt reicht dann für etwas 40 bis 50 Videos“, verraten sie ihr Konzept. Mit einer Creator-App schneiden sie dann zu Hause über ihre Smartphones die Sequenzen zusammen, legen bekannte Remix-Songs drauf und posten diese ins Netz.
Kaum greifbare Follower-Zahlen
Von den weltweit 890.000 TikTok-Followern stammen etwa Eindrittel aus Deutschland. Zahlen, die für die Dorfjungs surreal sind oder „kaum greifbar“. Die zahlreichen, positiven Kommentare geben ihnen Recht, dass das was sie machen mega ankommt. Auch wenn die „carpoolboys“ bislang eher ein „nettes Taschengeld“ verdienen, gibt es wahnsinnig viel zu beachten und bedenken. Beide mussten ein Gewerbe anmelden und sind nun vorerst neben dem Studium als Kleinunternehmer tätig. Ihre bisherige Haupteinnahmequelle sind die Kooperationen mit Firmen und Musikern. Denn bei TikTok an sich gab es bislang gerade einmal einen Cent pro 1000 Klicks pro Video.
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Große Stars - wie Apache und CRO ins Auto holen
Wie es nun weiter geht? „Wir wollen große Künstler zu uns ins Auto holen“, verraten die Influencer. Apache, CRO oder Luciano stehen dabei ganz oben auf der Favoriten-Liste. Carpool-Videos mit Interviews, ein eigener Youtube-Kanal, weitere Kooperationen mit Firmen und Partnern, denen eine lukrative Werbefläche junger Leute geboten werden soll, sind die Pläne der Senkrechtstarter. Dabei soll die Bescheidenheit aber stets im Vordergrund stehen: „Wir wollen bodenständig bleiben und haben kürzlich sogar ein Event mit Marc Eggers im Megapark auf Mallorca abgesagt. Prüfungen an der Uni und die Kreuzband-OP von Moritz standen im Vordergrund“, erklärt Christopher Kattenborn.
Auf der „Straße“ werden die beiden bislang nur vereinzelt erkannt, wenn sie zusammen im Duo unterwegs sind. Wer die beiden Dorfjungs aber mal auf der Autobahn, auf der rechten Spur in Fahrtrichtung Köln wahrnimmt, darf gerne einmal winken. Verdutzte Blicke sind Moritz Nüschen und Christopher Kattenborn schon gewohnt, denn im Stau zum Beispiel drehen sie weiter an ihren Clips: „Dann haben wir mehr Zeit und mehr Material.“
Auf Spotify haben die „carpoolboys“ über 600.000 monatliche Hörer im Abo. Ihre beiden Songs „Girl You know it´s true“ und „Forever Young“ machen Lust auf mehr.