Wetter. Netze wegen der Steinschlaggefahr in Wetter: Die Hangsicherung am Harkortsee und Ruhrtalradweg zum Schutz von Passanten biegt auf Zielgerade ein.

Es qualmt, Staub steigt auf. Ein besonderer Bohrer im XXL-Format, der wie ein umgebauter Bagger aussieht, steht auf dem gesperrten Ruhrtalradweg. Der Krach hält sich am Ufer am Harkortsees erstaunlicherweise in Grenzen, als die Spitze des Geräts in einen Hang nahe des Kanu-Clubs Wetter eindringt.

Seltsam, im Führerhaus sitzt niemand. Georg Cordes steht neben der großen Bohrlafette. Der hier verantwortliche Vorarbeiter der Firma Kühr aus dem sauerländischen Kirchhundem hat sich eine Steuerungstechnik umgehängt und dirigiert vom Fußweg aus die Maschine. „Das ist ein Spezialgerät, das nur zwei oder drei Hersteller in ganz Deutschland anbieten“, erklärt der Fachmann vom besagten Fels- und Forstservice.

Netz über viele Meter spannen

Seit drei Wochen hantieren Cordes und Kollegen schräg unterhalb des Harkortturms an dem rund 100 Meter langen Hang, von dem laut Gutachten der Herdecker Ahlenberg Ingenieure eine Steinschlaggefahr ausgeht. Daher hat die zuständige Stadt Wetter den direkt dort angrenzenden Ruhrtalradweg seit Monaten für Passanten gesperrt. Doch nun ist ein Ende der Sicherungsmaßnahmen in Sicht. Ende Juli oder spätestens Anfang August sollen Spaziergänger und Pedaltreter das Teilstück unterhalb der Kaiserstraße wieder nutzen können.

Nur eine Fahrspur

Zur Materialanlieferung in der nächsten Woche müssen sich Autofahrer auf eine kleine Verkehrseinschränkung einstellen.Wer aus Wetter über die Kaiserstraße und L675 Richtung Herdecke möchte oder in Gegenrichtung unterwegs ist, steht am Dienstag, 19. Juli, zwischen 8 und 16 Uhr womöglich mal vor einer Baustellenampel. In den Klippen steht dann nur eine Fahrspur zur Verfügung.

„Die Bohrarbeiten befinden sich in den letzten Zügen“, berichtet der Angestellte der Firma Kühr, die auch schon 2020 sowie 2021 den Auftrag für den Hang oberhalb der dortigen Landesstraße 675 zwischen Wetter und Herdecke erhalten hatte. Das Prinzip ist damals wie heute identisch, nur die Dimension fällt unterschiedlich aus. Handelte es sich unterhalb des Harkortturms um ein fast ein Kilometer langes Gebiet aus Felsen und Wald, sollen bald Netze und ein Fangzaun eine deutlich kleinere Fläche direkt am Ufer sichern.

Fangzaun steht auch in Kürze

Das Vorgehen: Die Leute vom Fels- und Forstservice haben die Lafette auf einer Strecke von rund 80 Metern am Ruhrtalradweg platziert, um Löcher für bis zu 170 Anker zu bohren. An diesen Vorrichtungen, die meist im Abstand von fünf oder sechs Metern leicht aus dem Hang herausragen, wollen die Bauarbeiter in der nächsten Woche ein Netz befestigen. „Das kommt in Vier-Meter-Rollen, wir legen das dann auf die Fläche und fixieren es an den Ankern mit Krallplatten sowie Schraubmuttern“, erläutert Cordes.

Als zweiter Schutz dient ein Fangzaun, der ebenfalls zum Ende der nächsten Woche stehen soll. Vorbereitet sind entsprechende Fundamente im Hang, der im Schnitt zwischen 30 und 40 Meter hoch sei. Dieses vorkonfektionierte Gatter, das die Kühr-Angestellten auch mit Seilen und Stützen befestigen, ist drei Meter hoch. Im Fall der Fälle sollen Steine, die sich womöglich unterhalb der Kaiserstraße lösen, in diesen geneigten Zaun hineinfallen. Die nahezu identischen Konstruktionen oberhalb der L675 sind meist doppelt (sechs Meter) hoch.

Die fast abgeschlossenen Bohrungen gelten als Hauptteil der gesamten Maßnahme. Die Vorbereitung dauere länger als die Montage der beiden Schutz-Vorrichtungen. In der letzten Juli-Woche, so erfuhr es nun auch Andy Ladwig vom Stadtbetrieb Wetter beim Ortstermin mit der Lokalredaktion, stehen dann noch Restarbeiten und das Abwickeln der Baustelle an. „Die Firma kommt auch dank guter Vorplanung zügig voran“, sagt Ladwig und zeigt dem Reporter alte Netzbefestigungen am problematischen Hang mit der unterschiedlichen Felsstruktur. „Die haben aber keine Funktion mehr und werden überspannt. Der Aufwand, diese abzumontieren, lohnt sich nicht, sie stören ja auch nicht.“

Der Stadtbetrieb, der nach dem Abschluss der Installation alle drei Jahre eine Bauwerksprüfung an dem besagten Hang am Ruhrtalradweg vornehmen muss, kümmert sich Ende Juli oder Anfang August gemeinsam mit einer externen Bauleitung auch um die Abnahme der Vorrichtungen. Und das dauert scheinbar nicht mehr lange.