Finnentrop. Die Zahl der untergebrachten Personen in Finnentrop hat sich innerhalb von anderthalb Jahren verdoppelt. Was die Gemeinde jetzt tun kann.

Die Gemeinde Finnentrop stößt zunehmend an ihre Grenze bei der Unterbringung von Flüchtlingen und Asylbewerbern. „Die Lage spitzt sich zu. Die Zahl der Personen, die wir untergebracht haben, hat sich mehr als verdoppelt – und trotzdem haben wir unsere Aufnahmeverpflichtung noch nicht erreicht und müssten noch rund 100 Menschen aufnehmen“, schrillen bei Ludwig Rasche, Erster Beigeordneter der Gemeinde, die Alarmglocken.

Die Statistik belegt: Die Zahl der Gemeinde Finnentrop Zugewiesenen hat sich von 227 zum Stichtag 1. Januar 2022 auf 491 zum 1. September 2023 erhöht. Rasche: „Bisher haben wir es geschafft, die Menschen unterzubringen – in eigenen Gebäuden und in privaten Wohnungen. Doch mittlerweile ist der Wohnungsmarkt weitgehend gesättigt und unsere kommunalen Gebäude bieten nur noch wenige Kapazitäten.“ Weil die Landeseinrichtungen komplett voll sind, erhält die Gemeinde monatlich zwischen 20 bis 25 neue Flüchtlinge.

20 verschiedene Nationalitäten

Dabei sei die Gemeinde stets darum bemüht, die Zugewiesenen menschenwürdig und konfliktfrei unterzubringen, was gar nicht so einfach ist vor dem Hintergrund, dass die Personen aus etwa 20 verschiedenen Ländern mit unterschiedlichen Kulturen in Finnentrop ankommen – von der Ukraine über Afghanistan bis zur Türkei. Zwar sei ein Großteil der knapp 190 ukrainischen Flüchtlingen laut Rasche in privaten Wohnungen untergekommen, wofür der Erste Beigeordnete den Bürgern herzlich dankt, doch auch hier spüre man, dass immer mehr private Eigentümer ihre Wohnungen wieder für sich nutzen wollen: „Das ist komplett nachvollziehbar“, will Rasche dies nicht als Vorwurf verstehen. Etwa 40 Flüchtlinge leben mittlerweile in der aufgestockten Containeranlage am Lennedamm, und vermutlich noch im September wird eine weitere Anlage am Friedhof in Bamenohl bezugsfähig sein.

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„Das rettet uns ein Stück weit, aber ehrlicherweise auch nicht dauerhaft“, geht Rasche nicht davon aus, dass die Zuweisungen weniger werden. Stellt sich die Frage, wie sich die Gemeinde für die nähere Zukunft aufstellen will. Eine nahe liegende Option: Die Gemeinde reaktiviert zumindest einen Teil der ehemaligen Jugendherberge in Heggen für Flüchtlingszwecke. Bekanntlich wurde das Gebäude zuletzt als interkommunale Flüchtlingsunterkunft für Menschen aus der Ukraine genutzt, in den Spitzenzeiten belegt mit rund 100 Menschen. Seit wenigen Wochen steht sie wieder leer. Rasche: „Wir wollen vermeiden, Turnhallen zu besetzen. Fakt ist aber, dass wir uns breiter aufstellen müssen, denn der Zustrom wird nicht weniger.“