Lennestadt. Maschinenbauer Tracto-Technik kauft für zweistelligen Millionenbetrag zwei namhafte Firmen in Lennestadt und bleibt auf Expansionskurs.

Es ist ein ehrliches Bekenntnis zu den Sauerländer Wurzeln. „Das Herz von Tracto-Technik schlägt hier in Lennestadt und das soll auch so bleiben“, sagt Meinolf Rameil, technischer Geschäftsführer. Gleichzeitig will das Unternehmen mit Stammsitz in Saalhausen, Marktführer auf dem Gebiet der grabenlosen Rohr- und Leitungsverlegung, weiter wachsen und im Konzert der modernen Industrieunternehmen auch international eine stärkere Rolle spielen. Beides, Bekenntnis zur Region einerseits und stärkere Marktpräsenz andererseits, dokumentieren zwei unternehmerische Entscheidungen in den letzten Tagen: Tracto-Technik hat die komplette Liegenschaft, also Grundstück und Gebäude der insolventen Firma Deutsche Metallveredlung GmbH in Lennestadt-Theten erworben, insgesamt 1,7 Hektar, davon 8000 Quadratmeter mit Produktionsgebäuden bebaut. Am Freitag vor Pfingsten fand die Übergabe statt. In Theten will Tracto-Technik künftig die Montage seiner Horizontalspülbohrgeräte, Lkw-Aufbauten und der Recyclinganlagen für die Spülbohrflüssigkeiten konzentrieren. Im Frühjahr nächsten Jahres soll die Produktion in Theten anlaufen. „Wir werden dort maximal im Zwei-Schicht-Betrieb arbeiten, ohne Nachtschicht und laute Maschinen“, tritt Tim Hofmeister, geschäftsführender Gesellschafter, möglichen Befürchtungen der Anwohner an der Kalkwerkstraße in Theten entgegen.

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Auch die Tüschen & Zimmermann GmbH und Co. KG (TZ), direkter Nachbar von Tracto-Technik an der Winterberger Straße (B 236) in Saalhausen, gehört künftig zur Tracto-Familie. Aus dem Spezialisten für Transport- und Fördertechnik im Bergbau wird rückwirkend zum 1. Januar die Tracto Stahlbau GmbH, ebenso übernimmt Tracto-Technik die Dependance von TZ bei Krakau in Polen. Alle 35 Fachkräfte sowie ein Teil des Maschinenparks, u.a. Schweißroboter, werden übernommen. Die notarielle Beurkundung der Verträge hat bereits stattgefunden.

Die vier großen Hallen der insolventen Firma DMV im Gewerbegebiet Lennestadt-Theten (Mitte) sind jetzt im Besitz von Tracto-Technik. Hier sollen ab 2024 die modernen Horizontalspülbohrgeräte montiert werden.
Die vier großen Hallen der insolventen Firma DMV im Gewerbegebiet Lennestadt-Theten (Mitte) sind jetzt im Besitz von Tracto-Technik. Hier sollen ab 2024 die modernen Horizontalspülbohrgeräte montiert werden. © www.blossey.eu / FUNKE Foto Service | Hans Blossey

Die Tracto-Geschäftsführer nennen den Erwerb der beiden Unternehmen ein „Glücksfall“. Man habe in einem sehr kleinen Zeitfenster eine einmalige Chance nutzen können, um die Voraussetzungen dafür zu schaffen, das Unternehmen internationaler und moderner aufzustellen. Und damit den Auftrag, den Firmengründer Paul Schmidt und der im November 2020 verstorbene Inhaber Wolfgang Schmidt der Geschäftsführung quasi mit auf den Weg gegeben hatten, auszuführen. Moderner sollen aber auch die Fertigungsprozesse werden. Hier setzt Tracto-Technik auf mehr Digitalisierung und Automatisierung in der Produktion. Tim Hofmeister: „Deutschland und Südwestfalen sind ein teurer Standort, wir kommen an digitalisierten Prozessen nicht vorbei.“ Einen zweistelligen Millionen-Betrag lässt sich Tracto-Technik das Investment in die Zukunft kosten.

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Meinolf Rameil (links) und Tim Hofmeister auf dem Betriebsgelände, wo demnächst das neue Kundenzentrum bzw. die 
Meinolf Rameil (links) und Tim Hofmeister auf dem Betriebsgelände, wo demnächst das neue Kundenzentrum bzw. die "Tracto-Academy" für Schulungen entstehen soll.  Tracto-Technik hat die Firma Tüschen & Zimmermann in Saalhausen und das Firmengelände der insolventen Deutschen Metallveredlung in Theten erworben.  © WP | Volker Eberts

Mit 2,6 Hektar Erweiterungsfläche allein am Stammsitz in Saalhausen hat das Unternehmen viele Optionen, um auch in Zukunft weiter zu wachsen. Eine zentrale Rolle spielt das noch brachliegende Grundstück des früheren Sägewerks Schmelter an der Winterberger Straße. Hier, an prominenter Stelle, soll demnächst das neue „Schmuckkästchen“ des Unternehmens entstehen. „Es soll ein Ort der Begegnung mit Kundenzentrum und der Tracto-Academy für Schulungen werden“, sagt Hofmeister.

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Die adäquate Gestaltung und Ausstattung des Standorts ist für die Geschäftsführer eine Herzensangelegenheit und man wolle sich bei der richtigen Entscheidung nicht treiben lassen. „Wir entwickeln uns sehr schnell weiter. Was wir hier entwickeln, das muss auch passen“, so Tim Hofmeister.

Das Alles machte wenig Sinn, wäre das Unternehmen von seinem Produktportfolio nicht 100-prozentig überzeugt. „Wir sind uns sicher, dass wir das beste Angebot für grabenlose Technologie am Markt haben“, so Hofmeister mit Blick auf die USA, wo die Hauptkonkurrenten sitzen.