Rothemühle. Die Familie Stahl trennt sich nach 70 Jahren vom Geschäft mit dem Auto. Der Standort bleibt aber dem Thema Kraftfahrzeuge verbunden.

Seit 70 Jahren steht der Name Stahl in Rothemühle gleichbedeutend mit Automobilkompetenz. Alles fing mit einer kleinen Tankstelle an, dann kam eine Werkstatt dazu. Vor über 50 Jahren wurde Stahl Opel-Händler, der Neuwagenausstellung wurde eine riesige Gebrauchtwagenhalle zur Seite gestellt. Im Lauf der Jahre kamen auch Chevrolet und Mitsubishi hinzu. Reinhard Stahl, dem inzwischen Tochter Christina Stahl-Solbach als Geschäftsführerin zur Seite steht, ist ein „Automensch“, nicht nur beruflich, sondern als Rallyepilot regelrecht mit Benzin im Blut versehen. Eine Zeitlang importierte er englische Sportwagen der Marke Reliant, die ursprünglich durch ihre skurrilen Dreiräder bekannt war, mit dem Scimitar aber auch einen formschönen Sportwagen anbot. Reinhard Stahls top-gepflegter B-Kadett in Rennausführung ist ein Hingucker in der Fahrzeugausstellung. Doch nicht mehr lange. Denn der gesamte Standort in Rothemühle, unmittelbar dort, wo Großmicke und Bigge zusammenfließen, steht vor einem Umbruch. Die Stammkundinnen und -kunden wurden in einem langen Brief informiert: Stahls haben das Autohaus verkauft. Die gute Nachricht: Es geht weiter. Christina Solbach-Stahl erklärte im Gespräch mit unserer Zeitung, der neue Eigentümer, ein Immobilienunternehmen aus dem Raum Siegen/Olpe, wolle alle Bereiche weiterführen. Tankstelle und Werkstatt, diese dann nicht mehr als Opel-Fachwerkstatt, sondern als freie Werkstatt offen für alle Marken, werden mit dem bestehenden Personal weitergeführt.

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In dem Schreiben an ihre Kundschaft erklärt Familie Stahl, der Schritt sei nach reiflichen Überlegungen vollzogen worden. Doch in den vergangenen Jahren sei klargeworden, dass Opel nur sehr viel größere Händler fördere und daher hinsichtlich des Neuwagenverkaufs diesbezüglich keine optimistische planerische Zukunft gegeben sei.

Als Fachwerkstatt für Garantiefälle oder Kulanz-Angelegenheiten verweisen Stahls auf die Firma Hoppmann, mit der seit vielen Jahren eine vertrauensvolle Zusammenarbeit praktiziert worden sei. Bis zum 30. Juni ist das Autohaus Stahl noch geöffnet. Ab dem 1. Juli hat der neue Eigentümer die Schlüssel in der Hand. Der gesamte Standort wird ein Autohaus bleiben, aber komplett anders aufgestellt und noch vielseitiger als bisher. Christina Solbach-Stahl: „Hier werden auch weiterhin Autos verkauft, aber andere.“ Luxus-Mobile werden dann nach derzeitigem Stand in Rothemühle angeboten. Genaues können und dürfen Stahls noch nicht sagen: „Der neue Eigentümer wird informieren, wenn alles spruchreif ist.“ Auch ein Auto-Aufbereiter wird wohl als Mieter seine Dienste anbieten, der für kleinere Blechschäden auch die als „Smart repair“ bekannten kostengünstigen Reparaturmethoden beherrscht. Die Tankstelle wird der neue Eigentümer vermutlich selbst weiterbetreiben. „Er findet unser Konzept gut und will das weiterführen, weil wir da diese Spielchen mit fünf oder sechs Preisänderungen am Tag nicht mitmachen“, so Christina Solbach-Stahl. Vermutlich wird die Kasse der Tankstelle zu einem kleinen Laden ausgebaut, in dem auch Getränke erworben werden können. Der Name Stahl aber, das ist sicher, wird vom traditionsreichen Standort in Rothemühle verschwinden.