Rothemühle. Nach der für Furore sorgenden Mitteilung über das Ende des Projekts stellten sich die Verantwortlichen in einer Pressekonferenz Fragen.

Die Reaktionen auf die Nachricht vom Aus für die „Kulturhalle 4“ lassen ahnen, dass es hinter den Kulissen brodelt. In der durch das Scheitern des Projektteils betroffenen Vereinswelt glühen die Drähte. Wie berichtet, hatte die Sparkasse als Teilhaber der „Projektgesellschaft Zukunftsquartier Rothemühle“ am Mittwochabend mitgeteilt, dass der geplante Umbau der Halle 4 des einstigen Apparatebaus Rothemühle aufgrund der kalkulierten Kosten von 5,5 Millionen Euro gestrichen worden ist. Für Freitag hatte die Sparkasse ergänzend zu einem Video-Pressegespräch geladen, um Fragen zu beantworten und näher auf das Thema einzugehen. Auf dem Bildschirm kamen virtuell Sparkassen-Vorstand Willi Rücker, der Wendener Bürgermeister, Bernd Clemens, Frank Beckehoff, ehemaliger Landrat des Kreises Olpe und nun Projektmanager für Projektentwickler Pyramis, sowie Pyramis-Chef Michael Kirchner zusammen und stellten sich den Fragen der Presse.

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In einer Video-Pressekonferenz bezogen gestern von oben links im Uhrzeigersinn) Bernd Clemens, Frank Beckehoff, Willi Rücker und Michael Kirchner Position zur aktuellen Situation auf dem Apparatebau-Gelände in Rothemühle.
In einer Video-Pressekonferenz bezogen gestern von oben links im Uhrzeigersinn) Bernd Clemens, Frank Beckehoff, Willi Rücker und Michael Kirchner Position zur aktuellen Situation auf dem Apparatebau-Gelände in Rothemühle. © Jörg Winkel

Dabei wurde deutlich, dass das Aus der „Kulturhalle 4“ auch unter den Projektbeteiligten Konfliktstoff birgt. Zwischen Bürgermeister Clemens und Projektmanager Beckehoff knirschte es spürbar, als Clemens zweimal sein Bedauern zum Ausdruck brachte, dass die Information über das Aus seiner Meinung nach vorschnell an die Öffentlichkeit gegeben worden sei. „Ich selbst und auch der Vereinsvorstand wurden nur einen Tag vor der Pressemitteilung informiert. Ich hätte sehr gern die Möglichkeit gehabt, mit dem Verein über die Konsequenzen zu sprechen und eventuelle Alternativen zu diskutieren.“ Er betonte aber, dass der Bereich Kultur/Gastronomie bei der seinerzeitigen Punktvergabe nur 5 Prozent Anteil gehabt habe. An der Reihenfolge der Preisträger bei der Konzeptvergabe hätte das Aus der Kulturhalle somit praktisch keine Auswirkungen, das Pyramis-Konzept wäre auch ohne die „Halle 4“ vorn gewesen. Dennoch bedauere er die Entscheidung sehr, die emotional deutlich höhere Bedeutung habe. Auch Willi Rücker äußerte sein Bedauern: Der Sparkasse sei das Projekt eine Herzensangelegenheit gewesen. Aber die veränderten Rahmenbedingungen ließen eine Umsetzung nicht mehr zu. „Vor anderthalb Jahren hätte das Geld eine Zinslast von 4500 Euro im Monat bedeutet. Jetzt reden wir über 16.500 Euro. Das macht deutlich, welche Dimension das hätte.“

Beckehoff ging auf Clemens’ Kritik ein, die er nicht teilen könne: „So groß kann die Überraschung für den Verein nicht gewesen sein. Der Sachstand war bereits am 20. März Gegenstand von Beratungen mit der Projektgesellschaft und dem Verein, und im Grunde wurde da schon kommuniziert, was Sache ist.“ Auch die Frage nach einer kleineren Lösung sei vom Verein selbst beantwortet worden: „Wir haben dem Verein jede Zeit gegeben, sich mit der Situation auseinanderzusetzen. Da musste jeder wissen, dass die große Lösung nicht tragbar sein wird. Uns wurde aber kommuniziert, dass man an genau dieser großen Lösung festhalten möchte. Mir ist sehr bewusst, dass der Verein sehr viel Engagement eingebracht hat. Aber vor der wirtschaftlichen Frage darf man nicht die Augen verschließen.“ Clemens widersprach: So sei beispielsweise der Rat noch gar nicht offiziell über die Lage informiert worden. Auch habe schon festgestanden, dass eine Information über die aktuelle Situation in der bevorstehenden Ratssitzung diskutiert werden sollte, woran er auch festhalte: Am 21. Juni wird das Thema „Halle 4“ auf der Tagesordnung des Gemeinderats stehen, und zwar in öffentlicher Sitzung.

Offenlegung in jedem Fall

Angesprochen auf weitere Elemente des Konzepts erklärte Kirchner, die Offenlegung der Bigge sei abhängig von der wasserrechtlichen Genehmigung. Diese liege noch nicht vor, daher „können wir derzeit noch nichts tun“. Die konkrete Frage unserer Redaktion, ob nach Eintreffen der Genehmigung die Offenlegung umgesetzt werde, bejahte Kirchner. Zur geplanten Bebauung des ehemaligen Mitarbeiterparkplatzes sei zu konstatieren, dass diese derzeit nur an den hohen Zinsen und der dadurch bedingten Zurückhaltung von Bauinteressenten scheitere. Die Fläche sei in keiner Weise belastet und stelle „qualitativ hochwertiges Bauland“ dar. „Angesichts einer beispiellosen Zinsentwicklung müssen sich die Interessenten derzeit erstmal schütteln und neu sortieren.“

Der Verein „Kulturhalle 4“ hat eine Stellungnahme zum Ende der Planungen für ihr zentrales Projekt übersandt. Darin bedauert der Vorstand die Einstufung des Projektes seitens der Projektgesellschaft „Zukunftsquartier Rothemühle“ und der Gemeinde Wenden als nicht durchführbar.

„Der Verein betrachtet sich von Anfang an als eine assistierende Gruppe von Kulturliebhabern, die bei der kulturellen Nutzung der Halle unterstützt, und nicht als Finanzierer des Bauvorhabens. Seine Mitglieder sehen nicht ihre Aufgabe darin, finanzielle Mittel zum Ausbau der Halle zur gewinnen.“ Der Verein sei diesbezüglich an keinerlei Verhandlungen beteiligt gewesen. „Es wurde von Anfang an darauf hingewiesen, dass ein Kulturbetrieb in der Regel auf Unterstützung Dritter (Kreis, Gemeinde, Finanzinstitute) angewiesen ist. Keine der Institutionen sagte eine dauerhafte Unterstützung zu. Es kann nur geschlussfolgert werden, dass ein Kulturbetrieb in der Halle 4 nicht die Priorität hat, die der Verein sich gewünscht hätte.“

Die weitere Vorgehensweise werde der Verein in einer Mitgliederversammlung abstimmen. „Wir werden den Zauber der Musik in den Räumen in guter Erinnerung behalten“, endet die Stellungnahme mit einem Verweis auf den Internet-Link www.Kulturhalle4.de/Stakeholder.html.