Attendorn. Die automatisch versenkbaren Anlagen in Attendorn waren aufgrund technischer Problem außer Betrieb. Doch jetzt wurde das Problem gelöst.
Auf Grundlage des Innenstadtentwicklungskonzeptes will die alte Hansestadt ein Kernproblem der jüngeren Vergangenheit beheben: Zu viele Autofahrer schlängeln sich tagtäglich durch die engen Gassen der Kernstadt – immerzu auf der Suche nach einem zentrumsnahen Parkplatz. Daher möchte die Stadt so viele Fahrzeuge wie möglich vor den Stadtwällen abfangen. Parkplätze gibt es etwa an der Mühlwiese (Südumgehung), an der Hansastraße (Parkhaus) oder am Ennester Tor (Feuerteich).
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Um die Fußgängerzone besser zu schützen, Irrfahrten zu unterbinden und die Anlieferverkehre am Morgen besser zu steuern, hat die Stadt eine Reihe von Polleranlagen aufgestellt. Einige von ihnen sind händisch entnehmbar, andere technisch so ausgestattet, dass sie automatisch hoch- und runterfahren können. Diese modernen, automatisch versenkbaren Poller hat die Stadt unter anderem am Niedersten Tor und an der Kölner Straße in Sichtweite des Rathauses aufgestellt. Eine solche Anlage wird später auch in der Wasserstraße, die derzeit umgebaut wird, installiert.
Induktionsschleifen vergrößert
Das Problem ist nur: Seit etlichen Wochen sind sie außer Betrieb. Die Induktionsschleifen lösten fehlerhaft aus, sodass es vereinzelt zu Unfällen und entsprechendem Sachschaden kam. Die Stadt beauftragte einen Gutachter, der die Probleme erkannte, und ließ die Induktionsschleifen vergrößern. „Sie lösen jetzt schneller und solider aus als bislang und sind wieder funktionsfähig“, erklärt Tiefbauamtsleiter Manuel Vogt. Allerdings werden die Polleranlagen erst nach einer Abnahme, die in den nächsten Tagen ansteht, wieder in Betrieb genommen. Und nicht nur das: Die Stadt wird die Beschilderung optimieren und den Zulieferern deutlich machen, dass sie Schrittgeschwindigkeit fahren müssen und auch nur ein Auto während einer Öffnungsphase über den im Boden versunkenen Poller fahren darf.
Probleme bereitet Stadt und katholischer Kirche auch der (Anliefer)Verkehr am Kirchplatz. Er ist bekanntlich gemeinsam mit dem Alten Markt neu gestaltet worden. Doch offensichtlich nutzen vermehrt Verkehrsteilnehmer den Platz rund um den Sauerländer Dom als Lieferfläche – sicherlich auch, weil die dortige Polleranlage nicht in Betrieb ist. Diesem Verhalten mussten die Stadtverwaltung und der Kirchenvorstand der katholischen Kirchengemeinde Attendorn nun einen Riegel vorschieben. So verhindern jetzt mehrere Blumenkübel die Zufahrt zum Kirchplatz. Zukünftig wird ein weiterer Verkehrspoller zwischen diesen Blumen diesen Zweck mit erfüllen.
Aus Gründen der Pietät
Der Kirchenvorstand kann bei Bedarf entsprechende Ausnahmegenehmigungen zur Befahrung und Nutzung des Platzes ausstellen. Aufgrund der Oberflächenbeschaffenheit soll dies jedoch auf Fahrzeuge bis maximal „Sprinterformat“ begrenzt werden. Anlieferungen mit größeren Fahrzeugen müssen über die öffentlichen Ladezonen abgewickelt werden, erklärt die Stadt in einer Presseerklärung. „Diese Regelung treffen wir nicht, um die Autofahrer und Lieferanten zu ärgern“, sagt Ordnungsamtsleiterin Danica Struck. „Diese Maßnahmen sind hauptsächlich aus Gründen der Pietät erforderlich. Denn der Kirchplatz an der Pfarrkirche war über sehr viele Jahrhunderte die Begräbnisstätte Attendorns.“ Außerdem würden die verlegten Pflastersteine einem dauerhaften Befahren nicht standhalten.
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Auch Pastor Andreas Neuser und der Verwaltungsleiter Christoph Hengstebeck weisen auf die besondere Bedeutung des Kirchplatzes hin: „Die ersten Bestattungen werden bereits mit dem ersten Kirchenbau im 9. Jahrhundert vermutet. Das heißt, dass seit 1200 Jahren an dieser Stelle die Gebeine der Verstorbenen ruhen. Nach den Grabungsergebnissen 2022 haben die Archäologen hochgerechnet, dass im Bereich des heutigen Kirchplatzes etwa 5000 Bestattungen stattgefunden haben.“ Nach dem Stadtbrand von 1783 wurden die Bestattungen aus Platzgründen aufgegeben und zur Hospitalkirche verlegt. Der Friedhof an der Pfarrkirche war somit rund 1000 Jahre im Gebrauch.