Attendorn. Olaf Homberg, Vorsitzender des Attendorner Vereins, erlebt stürmische Tage. Wurde ein politischer Streit auf dem Vereinsrücken ausgetragen?
Der Osterfeuerverein Attendorn als Dachorganisation der vier Po(o,r)ten atmet auf: Der lästige Rechtsstreit um eine Satzungseintragung beim Siegener Registergericht ist abgehakt. Vor wenigen Tagen erhielt der Verein offiziell die Eintragungsbekanntmachung. Vorausgegangen war ein monatelanger Streit um die Frage, ob der Verein zur letzten Generalversammlung im November 2022 korrekt eingeladen hatte. Das Registergericht in Siegen sah einen Einladungsmangel und lehnte eine Eintragung ab, weil der Verein nicht ausreichend auf die beabsichtigten Satzungsänderungen hingewiesen hätte. Allerdings wehrte sich der Osterfeuerverein mit einer Beschwerde vor dem Oberlandgericht in Hamm und bekam vom OLG auch Recht. Wir sprachen mit dem neuen ersten Vorsitzenden Olaf Homberg, der die Nachfolge von Dechant Andreas Neuser antritt, über die letzten Monate und die Zukunft.
Hand aufs Herz: Wie sehr hat der Rechtsstreit um die vom Registergericht in Siegen zunächst abgelehnte Satzungseintragung in den vergangenen Wochen an ihren ehrenamtlichen Nerven gezehrt ?
Olaf Homberg: Ganz ehrlich sehr. Das fing schon wenige Tage nach der Versammlung an, als ein angeblich rechtskundiger Bürger unser Wahlverfahren nicht nur in Frage stellte, sondern andere Vereine vor unserem Weg warnte. Über eine solche Vorgehensweise war ich entsetzt, da wir uns über fast zwei Jahre in mehreren Versammlungen mit dieser Neustrukturierung befasst haben und durch einen Notar begleitet wurden. Als dann Ende November dieser Person die Argumente fehlten, hat ein Mitglied einer der vier Porten das Registergericht in Siegen schriftlich darüber informiert, dass in der Einladung zur Versammlung in der Tagesordnung der Hinweis ‘Die Satzung kann auf den Internetseiten der Po(o,r)ten eingesehen werden’ nicht statthaft sei, weil nicht jedem Mitglied Zugang zum Internet gewährt wird. Da dieser Poskebruder in einem öffentlichen Schreiben angibt, er sei ein Förderer des Ehrenamts, kommt dieser Art von Förderung eine besondere Bedeutung zu. Zuletzt nervten noch die Fragen von manchen Poskebrüdern und Pressevertretern zum Stand der Dinge.
Das OLG in Hamm hat Ihnen Recht gegeben, sprich Sie haben korrekt zur Versammlung im November 2022 geladen und nicht gegen Einladungsformalitäten verstoßen. Haben Sie so schnell mit einer Entscheidung des OLG gerechnet?
Gerechnet nicht, aber gehofft. Am OLG in Hamm haben drei Richter im Namen des Volkes über unsere Satzungsneufassung entschieden. Der Rechtspfleger vom Registergericht in Siegen sah sich nicht in der Lage, eine für uns positive Entscheidung zu treffen. Umso verwunderlicher, da er im Herbst 2022 einen der vier Mitgliedsvereine ins Vereinsregister eingetragen hat, obwohl in deren Satzung die Einladung zur Versammlung ausschließlich im Internet einsehbar ist.
Sie haben von Beginn an gesagt, dass Sie sich ganz sicher waren, nach Recht und Gesetz gehandelt zu haben. Woher nahmen Sie diese Zuversicht?
Fast zwei Jahre Vorbereitung, etliche Infoveranstaltungen in den Po(o,r)ten, Rechtsberatung durch einen erfahrenen Anwalt und Notar und gesunder Menschenverstand.
Mit rund vier Monaten Verspätung ist der Vorstand nun im Amt und Sie sind ganz offiziell der Nachfolger von Dechant Neuser. Was sind nun Ihre ersten Aufgaben gemeinsam mit Ihrem Vorstandsteam?
Die ersten Aufgaben bestehen darin, dass die einzelnen Vorstandsposten wie gewählt ihre Aufgaben endlich rechtssicher ausüben können. Karsten Bohr aus der Ennester Pote ist als Schriftführer für die Protokolle der Sitzungen verantwortlich. Stefan Herbrechter, ebenfalls Ennester Pote, ist als Kassierer für unsere Kasse und Versicherungen zuständig. Matthias Richter aus der Kölner Poorte ist 2. Vorsitzender. Er stimmt sich mit mir ab und vertritt mich bei Abwesenheit. Ich als Vorsitzender lade zu den Sitzungen und Versammlungen ein, führe sie und schreibe den Jahresbericht. Ich vertrete den Verein mit einem weiteren Vorstandsmitglied rechtlich.
Warum wollten Sie 1. Vorsitzender des Osterfeuervereins werden?
Eigentlich war nicht daran zu denken. In der Gründungsversammlung am 30. November 1930 haben die Mitglieder beschlossen, das der amtierende Pfarrer der Urpfarrei St. Johannes Baptist immer der 1. Vorsitzende sein soll. Als Hüter über die vier Po(o,r)rten. Aus kirchenrechtlichen Gründen hätte dies untersagt und Andreas Neuser schon länger nicht mehr im Amt sein dürfen. Als ich in einer Poskeväter-Versammlung gefragt wurde, ob ich mir den Vorsitz vorstellen könnte, habe ich sofort ja gesagt. Mein Großvater Josef Homberg Senior war unter dem Pfarrer Josef Köster von 1946 bis zu seinem Tode 1955 bereits 2. Vorsitzender und mein Patenonkel Walter Homberg war in den 60er Jahren stellvertretener Poskevater der Kölner Poorte. Für mich ist es eine große Ehre, dieses Amt mit viel Herzblut zu Führen.
Das Osterbrauchtum genießt in Attendorn einen enormen Stellenwert. Befürchten Sie, dass dieser Rechtsstreit Poskebrüder- und schwestern abgeschreckt haben könnte?
Das lässt sich zu diesem Zeitpunkt noch nicht sagen, weil wir über Ostern das leidige Thema klein gehalten haben. Vor allem weiß niemand, wem der Poskebruder mit seinem Hinweis schaden wollte. Gerüchte behaupten, das ein politischer Streit zweier Fraktionen auf dem Rücken des Osterfeuervereins ausgetragen wurde. Hilfreich war dieser Streit jedoch nicht, dadurch wurde die Verunsicherung nur angefeuert.
Wohin wollen sie den Osterfeuerverein in den nächsten Jahren führen und was sind die drängendsten Herausforderungen?
Meine Vorstandskameraden, dazu zählen die oben genannten, die vier Poskeväter und ich, haben es uns zur Aufgabe gemacht, trotz großer Herausforderungen die Tradition zu erhalten. Der Borkenkäfer ist ein großes Problem. So müssen wir von Jahr zu Jahr sehen, wo noch geeignete Fichten für unsere Kreuze stehen. In diesem Jahr waren wir Walter Viegener sehr dankbar für die Bereitstellung der Fichten.
Wo steht das Osterfeuerbrauchtum in Ihrer Vision im Jahr 2030?
Erstens wird der Osterfeuerverein im Jahr 2030 urkundlich genau 100 Jahre alt. Die Osterfeuer sind schon viel älter. Wenn es uns gelingt, die Fichte durch die Douglasie zu ersetzen, könnten wir uns noch viele Jahre an unseren Osterfeuern erfreuen.
+++ Zur Person +++
Olaf Homberg wurde 1965 in Heggen geboren. Auf der St.-Ursula-Realschule machte er seine Mittlere Reife. Es folgte eine Ausbildung zum Universalfräser bei Muhr und Bender in Attendorn, ehe er eine Weiterbildung zum Industriemeister anschloss. Jetzt arbeitet er als Werkzeug-Voreinsteller und Werkzeugverwalter bei der Firma Gedia. Homberg war 1989 Vogelkönig der Schützengesellschaft Attendorn. Von 1996 bis 2012 war er Fähnrich im Vorstand, seit 2002 Kassierer der Königskompanie. Von 1999 bis 2014 war er für die CDU in der Kommunalpolitik tätig. Seit 2009 ist er Kassierer der Waterpoote und von 2012 bis zur letzten Versammlung war er 2. Vorsitzender des Osterfeuervereins Attendorn. Homberg ist verheiratet und hat keine Kinder.