Kreis Olpe. Schulleiter im Kreis Olpe kritisieren die schlechte Kommunikation des Schulministeriums. Für Schüler ist die Download-Panne eine große Belastung.
Das Chaos hat seit Dienstag Mittag, 12 Uhr, einen Namen: Abitur 2023 NRW. Nahezu alle Gymnasien und Gesamtschulen war der Weg übers Internet verstellt, die Abi-Aufgaben herunterzuladen. Hunderte Schüler aus dem Kreis Olpe, die am Mittwoch ihre Bio-, Chemie-, Physik- oder Informatik-Klausuren schreiben wollten, müssen die Prüfungen nun am Freitag nachholen.
Schulleiter in Olpe: „50.000 Stunden Lebenszeit verbrannt“
Holger Köster, Rektor des Städtischen Gymnasiums Olpe, selbst Mathe- und Physiklehrer und Sprecher aller Gymnasien im Kreis Olpe, redet Klartext: „Meine Kollegen und ich haben hier über acht Stunden hinweg immer wieder die Passwörter eingegeben und alles versucht. Dann gab es mal diese Fehlermeldung, dann wieder eine andere. Oder es passierte auch gar nichts. Es hat über drei Stunden gedauert, bis wir eine offizielle Mail erhalten haben, dass es Probleme gibt. Und danach sind immer wieder hingehalten worden. Gegen 17 Uhr hieß es, das Problem werde in den nächsten 15 Minuten gelöst. Dann Kommando zurück: Es klappe doch nicht, um 17.30 Uhr komme die nächste Info per Email. Die kam dann um 18.30 Uhr. Und um 19.30 Uhr sollte die letzte Information kommen, die um 20.35 Uhr eintraf.“
Kösters ernüchtertes Fazit: „Das kann man so nicht machen. Ich habe mal nachgerechnet. Wenn es in NRW an die 1.000 Gesamtschulen bzw. Gymnasien gibt, die das betroffen hat, dann waren an diesem einen Tag je Schule mindesten fünf Lehrkräfte damit befasst, die achteinhalb Stunden gewartet haben. Da sind locker 50.000 Stunden Lebenszeit verbrannt worden.“
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Hauptleidtragende seien natürlich die Schülerinnen und Schüler: „Für die tut es mir leid. Sie hatten am Dienstag mehrere Stunden Ungewissheit und müssen jetzt diese Prüfungen am Freitag nachholen, der eigentlich prüfungsfrei gewesen wäre.“ Besonders ungünstig: Am Freitag streiken Mitarbeiter der Bahn. Und das muslimische Zuckerfest findet statt. Laut NRW-Schulministerin Dorothee Feller (CDU) können jedoch Schüler die Klausur nachschreiben, wenn sie wegen des Zuckerfestes am Freitag nicht an den Abi-Klausuren teilnehmen.
41 Schüler am Rivius-Gymnasium Attendorn von Download-Panne betroffen
Am Rivius-Gymnasium Attendorn waren 41 Schüler von der Download-Panne betroffen. Kurz nachdem am späten Dienstagabend feststand, dass die Klausuren nicht wie geplant geschrieben werden können, informierte Schulleiterin Daniela Greitemann über die schuleigene App. „Ich habe dann noch eine separate Nachricht an die Schüler geschrieben. Dass das kein verspäteter Aprilscherz ist und die Klausuren tatsächlich am Freitag nachgeschrieben werden“, so Oberstufenkoordinator Stefan Meier. Als Ansprechpartner versuchte er die Schüler zu beruhigen. Trotzdem: „Einige schrieben mir schon am Mittwochmorgen eine Nachricht und baten darum, rechtzeitig Bescheid zu geben, wenn auch die nächsten Klausuren verschoben werden müssen. Das alles kostet natürlich Nerven.“ Immerhin: Die Downloads für die Abi-Klausuren am Donnerstag waren erfolgreich.
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Als eine der wenigen Schulen konnte das Gymnasium Maria Königin in Lennestadt die Prüfungsaufgaben für Biologie und Physik herunterladen. Allerdings nicht vollständig. „Das ist ein echt schlechter Start ins Abitur 2023. Das hätte ich nicht erwartet“, betont Schulleiter Jan Fabian Borys. Vor allem die Kommunikation seitens des Schulministeriums hat ihn geärgert. „Nach der letzten Mail am Dienstagabend ist keine weitere offizielle Mail mehr gekommen. Ich finde es schon komisch, dass sich Frau Feller nicht mal in einer ruhigen Minute an die Beschäftigten selbst wendet, sondern erstmal eine Pressekonferenz gibt“, so Borys.
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Schülerin aus Lennestadt: Belastung für Schüler mit Prüfungsangst
„Im ersten Moment war es ein Schock. Ich war sauer und enttäuscht“, meint Hannah Schack vom Gymnasium Maria Königin in Lennestadt. Die 18-Jährige hätte am Mittwoch eigentlich ihre Klausur im Biologie-Leistungskurs geschrieben. Wochenlang hatte sie sich auf den Tag vorbereitet. „Hätte ich gewusst, dass die Klausur erst am Freitag geschrieben wird, hätte ich mir das Lernen anders eingeteilt“, erzählt Hannah. Denn schon am Donnerstag steht ihre nächste Leistungskurs-Klausur in Sozialwissenschaften an. Nachdem sich der Schock über die verschobene Klausur allerdings gelegt hat, sieht sie die Download-Panne mittlerweile etwas entspannter. „So kann ich die ein oder andere Lernlücke nochmal etwas besser auffüllen.“ Gleichzeitig ist sie froh, dass ihre Bio-Klausur innerhalb von zwei Tagen nachgeholt wird. „Ich bin die letzten Tage schon sehr angespannt. Richtig schlimm ist es aber zum Beispiel für eine Freundin von mir, die Prüfungsangst hat. Das ist schon belastend.“
>>> GRUND DER DOWNLOAD-PANNE
- Am Mittwochnachmittag bezog NRW-Schulministerin Dorothee Feller im Rahmen einer Pressekonferenz Stellung zu der Download-Panne.
- Grund sei eine massive technische Störung gewesen. Bis zuletzt habe das Ministerium mit dem für die Bereitstellung des Downloads beauftragten Unternehmen an einer Lösung gearbeitet. Der Dienstleister habe zur Übermittlung der Aufgaben einen zweiten Server gehabt. Trotzdem habe die B-Lösung nicht funktioniert.
- Im vergangenen Herbst sei der Download mit rund 300 Schulen reibungslos getestet worden. Auch am Dienstagmittag habe das Herunterladen bei 300 Schulen geklappt. Die Schulen seien aufgefordert worden, die Klausuren unter Verschluss zu halten. Ein Datenleck befürchtet die Ministerin nicht.