Attendorn. Auch Ostersamstag und Ostersonntag feiern viele traditionsbewusste Attendorner „ihr“ Osterfest. Hier gibt es den Zeit- und Terminplan.
Ein reiches Brauchtum hält die alte Tradition einer Stadt lebendig. Dieser Satz ist treffend für das Traditionsbewusstsein der Attendorner, gerade in der jetzigen Osterzeit. Damit niemand den Überblick an Karfreitag, -Samstag und Ostersonntag verliert, gibt’s hier das volle Programm mit allen wichtigen Terminen und Uhrzeiten.
Wenn die Glocken an den Kartagen schweigen, bläst der Windhauser Felix Heinze zwei lang anhaltende Töne im Oktav-Intervall auf einem über 350 Jahren alten Nachtwächterhorn aus dem Turm der Pfarrkirche in die vier Himmelsrichtungen. Das ist am Karfreitag um 12 Uhr sowie 14.45 Uhr vor der Liturgie vom Leiden und Sterben Jesu sowie am Karsamstag um 12 Uhr und 13.45 Uhr vor der Semmelsegnung. Außerdem ersetzen die Messdiener die schweigenden Glocken mit ihren Ratschen am Karfreitag um 12 Uhr sowie zur Liturgie um 14.45 Uhr und um 18 Uhr. Um die Kirche gehen die Messdiener mit ihren hölzernen Lärminstrumenten am Karsamstag um 12 Uhr, 13.45 Uhr (vor der Semmelsegnung) und um 18 Uhr.
Gottes Segen für die Osterbrote
Am Karsamstag um 14 Uhr setzt Pfarrer Andreas Neuser einen seit dem Jahre 1658 nachweisbaren Brauch fort. Er erbittet Gottes Segen für tausende Osterbrote. Die Semmelsegnung findet an der Nordseite der Pfarrkirche statt. Kräftig Hand anlegen mussten zuvor die Bäcker und Konditoren, die die keilförmigen Semmel nicht nur für Einheimische, sondern auch für viele Auswärtige backen. Ralf König, Markus Harnischmacher und Karl-Heinz Kuß backen die Ostersemmel in ihren Attendorner Backstuben und haben das Privileg den „Original Attendorner Ostersemmel“ zu backen.
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Stark eingeschränkt war das Osterbrauchtum in der Corona-Zeit. Pfarrer Neuser fand aber immer ein „Schlupfloch“ für das Semmelsegnen, das er seinerzeit im kleinsten Rahmen in der zugeschlossenen Pfarrkirche vollzog. Die Bevölkerung wurde in dieser schwierigen Zeit via Livestream an der kirchlichen Tradition beteiligt. Der Borkenkäfer hat Schuld, dass nach dem Semmelsegnen eine Veränderung im Ablauf erfolgt. Es werden in diesem Jahr keine Tannen geschlagen. Dank des Unternehmers Walter Viegener liegen fünf Fichtenstämme abholbereit unterhalb von Gut Dahlhausen. Diese werden von den Abordnungen der vier Osterfeuervereine Ennester, Kölner, Niederste und Wasser unter Ausschluss der Öffentlichkeit am Nachmittag abgeholt.
Plattdeutsche Ansprache
Zuvor wurden die Baumstämme unter den Poorten verlost. Für alle Poskebrüder, Schaulustige und Gäste ist ab 15 Uhr der Parkplatz der Raiffeisen Sauer-Siegerland (Am Eckenbach 37) Treff- und gleichzeitig Rastpunkt. Von hier aus werden um 17 Uhr die Fichtenstämme Richtung Stadtmitte transportiert. Etwa um 17.30 Uhr, nachdem die Kreuze auf dem Alten Markt eingetroffen sind, gibt es die plattdeutsche Ansprache von Dieter Auert, der beim Singen des Traditionslieds „Dat Poskekrüz, dat is dai Stolt“ vom stimmfesten Otto Höffer unterstützt wird. Danach ist Abmarsch zu den einzelnen Köppen.
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Um 21 Uhr folgt die Feier der Osternacht in der Pfarrkirche. Am Ostersonntag wird im um 11 Uhr beginnenden Festhochamt in der Pfarrkirche auch der verstorbenen Poskebrüder gedacht. Ab 13 Uhr herrscht reges Treiben auf den „Köppen“. Die Tags zuvor geholten Fichten werden mit einem Querbalken versehen und mit Stroh umwickelt. Dann wird das Kreuz mit der Muskelkraft der Poskebrüder, unter Zuhilfenahme von Leitern, aufgestellt. Anschließend mit Drahtseilen arretiert. Keine leichte Arbeit, die viel Erfahrung voraussetzt.
Achtung Verkehr
Wie Olaf Homberg vom Gesamt-Osterfeuerverein mitteilt, ist der Gutsweg (Ewig) von ca. 15 bis 16.30 Uhr für Fahrzeuge gesperrt. Zwischen 17 und 18 Uhr kommt es wegen des Transports der Tannen im Bereich Kölner Straße, Zollstock, Hansastraße, Kehlberg und Modschlade zu Verkehrsbehinderungen. Die Freiwillige Feuerwehr der Hansestadt erklärte sich bereit, die Transportwege abzusichern. Dafür bedankt sich die Osterfeuergemeinschaft bei der Feuerwehr.
Am Stamm werden die an den Samstagen nach Karneval im Wald zusammengestellten Bürden aufgeschichtet. Um 21 Uhr erleuchtet das Lichterkreuz vom Turm der Pfarrkirche, das ist das Zeichen zum Anzünden der Kreuze. Die Prozessionsteilnehmer treffen sich gegen 21.30 Uhr in den vier Poorten; es folgen die Prozessionen mit den Lüchten. Die Osterandacht mit Sakramentalem Segen ist anschließend in der Pfarrkirche. Gleichzeitig ist das der Abschluss der Osterfeierlichkeiten in Attendorn.