Olpe. Der besondere Bußgottesdienst sorgte für starken Andrang. Zum wiederholten Mal wurde ein neuer Veranstaltungsort gewählt.
Es war ein seit Jahren nicht mehr gesehenes Bild, als am Montagabend in der Heilig-Geist-Kirche in Olpe Gottesdienst gefeiert wurde: Wo sich sonst einige Handvoll Menschen in den Gotteshäusern der Region verirren, selbst an hohen Feiertagen auch die Zentralkirchen nicht mal zur Hälfte besetzt sind, da war diesmal schon 15 Minuten vor Beginn kein einziger Sitzplatz frei. Stühle wurden aus dem Pfarrheim herangetragen, und doch blieb mehreren Besuchern nichts anderes übrig, als einen Stehplatz außerhalb des eigentlichen Gottesdienstraums einzunehmen. Pater Siegfried „Siggi“ Modenbach staunte nicht schlecht, als er die Gläubigen begrüßte und konnte sich einen ironischen Seitenhieb nicht verkneifen: „Da sage noch einer, wir müssten die Kirchen verkleinern“, freute sich der Pallottiner, der sich an alte Zeiten zurückerinnert fühlte.
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Es war freilich kein ganz normaler Gottesdienst, der da gefeiert wurde: Nach längerer Unterbrechung hieß es wieder „Nacht der Versöhnung“ in Olpe. Der Bußgottesdienst mit anschließendem Rahmenprogramm entstand Ende der 1980er-Jahre im damaligen Pallottihaus in Olpe, wo auch der Jugendhof angesiedelt war. Zweimal im Jahr, vor Ostern und vor Weihnachten, wurde ein Gottesdienst gefeiert, der gezielt junge und junggebliebene Menschen anspricht, der ungewöhnliche Elemente aufnimmt und stets von der Welschen Ennester Musikgruppe „Horizont“ musikalisch umrahmt wird, nur echt mit Leiterin Silvia Greiten und Caritas-Kreisvorstand Christoph Becker am Keyboard. Die „Nacht der Versöhnung“ zog um, als die Pallottiner ihren Olper Standort aufgaben. Die Kirche im Mutterhaus der Olper Franziskanerinnen, deutlich größer als die der Pallottiner, wurde zum neuen Zuhause der „Nacht der Versöhnung“ und war ebenfalls stets komplett voller Menschen, wenn der Arbeitskreis zur „Nacht der Versöhnung“ einlud. Doch mit Bauarbeiten im Mutterhaus wechselte die „Nacht der Versöhnung“ nach Altenhundem in die Kirche Maria Königin, dort, wo auch der Jugendhof Pallotti sein neues Zuhause fand. Dreimal wurde sie hier gefeiert, doch der Andrang ließ zusehends nach: Waren es doch überwiegend Katholikinnen und Katholiken aus Olpe, Wenden und Drolshagen, denen der Weg nach Lennestadt offensichtlich zu weit war. Somit hieß es zum diesjährigen Osterfest: Neustart in Olpe, diesmal in der Heilig-Geist-Kirche – Experiment gelungen.
„Horizont“ spielte teils bekannte, teils neue Lieder. Siggi Modenbach sprach Klartext statt kryptischer Bibelworte. Und der Arbeitskreis suchte ungewöhnliche Wege, um die Menschen ins Gespräch zu bringen. In Körben wurden Zettel mit Themenvorschlägen herumgereicht und die Teilnehmerinnen und Teilnehmer angehalten, mit den Sitznachbarn darüber ins Gespräch zu kommen. Die Kirche summte kurze Zeit später förmlich wie ein Bienenhaus. Das Motto der „Nacht der Versöhnung“ lautete „Den Stein ins Rollen bringen“, und passend dazu erhielt auch jeder Teilnehmer einen kleinen Stein als Andenken an den Bußgottesdienst. Das Motiv des Steins zog sich durch den Gottesdienst, ob als aus dem Weg zu räumender Stolperstein, ob als Stein vor dem Grab Christi oder als Symbol für eine Last auf der Seele.
Im Anschluss gab es Gelegenheit zum Beichtgespräch oder zum Einzelsegen. Bei Tee und Gebäck traf sich der Großteil der Gottesdienstgemeinde in den Gemeinderäumen, um sich auszutauschen, und allenthalben herrschte Einigkeit: Trotz aller Kirchenskandale und -krisen – es herrscht Bedarf nach Glaubensangeboten, nach Spiritualität und Gottesdiensten mit Aussage. Der Andrang bewies es.