Olpe/Siegen. Die Opfer erlitten in Olpe schlimme Verletzungen und hatten ganz viel Glück. Am fünften Prozesstag geht es auch um das Leben des Angeklagten.

Eine Krankenschwester aus Wenden hat verhindert, dass ein junger Mann beim Olper Schützenfest im vergangenen Jahr gestorben ist. Am fünften Verhandlungstag vor dem Siegener Schwurgericht sagte die 31-Jährige als Zeugin aus. Wie berichtet, soll ein 18-Jähriger am 17. Juli gegen 1.30 Uhr zunächst einen Olper (29) zweimal und dann einen Wendener (29) fünfmal mit einem Messer gestochen haben. Als die Krankenschwester zu dem Wendener eilte, sah sie, dass das am Boden liegende Opfer ein Freund von ihr war: „Ich kenne Notfallsituationen von meinem Beruf auf der Intensivstation, aber da kennt man die Opfer nicht. Deshalb war das so schwer für mich zu verdauen. Ich habe auch eine Traumatherapie gemacht. Mittlerweile geht es.“

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Als sie damals die Schützenstraße hinuntergegangen sei, habe sie zunächst ein Gerangel gesehen: „Dann rief jemand: Der hat ein Messer. Ich bin dann sofort dahin. Ich hatte versucht, die Hauptstichwunde bei Lunge und Leber, so gut es ging, mit meinen Klamotten zu zuhalten.“ Ein Mädchen habe ihr geholfen: „Ich habe sie delegiert, dass sie zwei andere Wunden zudrücken soll.“ Keine Frage: Das beherzte Eingreifen der Krankenschwester verhinderte, dass der in der Schützenstraße liegende junge Mann damals verblutete.

Lunge und Leber verletzt

Wie schlimm es um ihn bestellt war, schilderte auch der Arzt, der ihn im Martinus-Hospital behandelt hatte: „Er war in einem lebensbedrohlichen Zustand. Es bestand Lebensgefahr. Unbehandelt kann man an diesen Verletzungen sterben.“ Es sei eine Verletzung der Lunge mit einer Blutansammlung und eine Verletzung der Leber diagnostiziert worden. Es musste operiert werden. Wenn die Blutung nicht entlastet worden wäre, hätte sich das Blut im Brustraum gesammelt: „Dann kann der Druck so groß sein, dass es zur Kreislaufinstabilität bis hin zum Tod führt.“ Tagelang sei der Patient weiter auf der Intensivstation behandelt worden. Wegen der erheblichen Schmerzen habe er Morphium bekommen.

Doch nicht nur die physischen Folgen der Tat waren schlimm für ihn. „Er schien posttraumatisch belastet. Er hat von Albträumen berichtet, Stresssituationen gezeigt“, so der Arzt. Deshalb sei er anschließend psychologisch behandelt worden.

Zwar konnte das andere Opfer, der zweimal gestochene Olper, die Helios Klinik in Attendorn am anderen Tag wieder verlassen, doch auch er leidet heute noch schlimm unter den psychischen Folgen. Auch seine Verletzungen hätten verheerende Folgen haben können. „Ein Stich war sechs Zentimeter tief. Da hätte nicht viel gefehlt und die Niere wäre verletzt gewesen. Der Stich ging auch knapp an Wirbelsäule und Rückenmark vorbei. Da hat er Glück gehabt. Es hätte zur Lähmung kommen können. Da hat nicht viel gefehlt“, sagte der Arzt, der den 29-jährigen Olper damals behandelte.

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Ein denkbar schlechtes Zeugnis stellte der Vertreter der Jugendgerichtshilfe dem bei der Tat 18-jährigen Angeklagten aus. Mit 17 habe er angefangen, Schnaps zu trinken und dies immer mehr gesteigert. Mit Cannabis begann er als 16-Jähriger und steigerte den Konsum auf drei bis vier Gramm am Tag. Seine Beschäftigung bei einer Zeitarbeitsfirma habe nicht lange funktioniert. Er habe mit den Eltern im Eigenheim in Olpe gelebt. „Die Eltern beschrieben ihren Sohn als gewalttätig gegenüber der eigenen Familie“, so der Vertreter der Jugendgerichtshilfe.

Der Mitarbeiter beim Kreis Olpe besuchte den seit 28. Juli 2022 inhaftierten 18-Jährigen auch in der Jugendvollzugsanstalt Wuppertal-Ronsdorf. Der Angeklagte habe ihm gesagt, dass er keine feste Beschäftigung gehabt habe, mit Freunden gechillt und relativ viel geklaut habe. Die Verhaftung habe er als unmenschlich empfunden: „Er sagte aber, die ersten Tage in der U-Haft seien entspannt gewesen, bis auf das harte Bett. Er habe sich arrangiert mit der Haft. Als ich ihn gefragt habe, was er nach der Entlassung vorhabe, hat er gesagt: Ich möchte erstmal Spaß haben.“

Fortsetzung am 13. März

Auch die Vorsitzende Richterin Sabine Metz-Horst, befragte den 18-Jährigen zu seinem bisherigen Leben. „Ich habe oft die Schule geschwänzt. Statt Hausaufgaben habe ich viel am PC gezockt, auch Ego-Shooter. „Sie haben Ihr Zimmer zu Hause regelrecht verwüstet. Warum?“, wollte die Richterin wissen. Das seien Wutausbrüche gewesen, sagte der junge Olper: „Ich wollte nicht mehr nur meinen Eltern gegenüber aggressiv sein. Ich wollte meine Wut auch anders rauslassen.“ Das sei unter Drogeneinfluss gewesen, aber auch nüchtern.

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„Ich habe Zweifel, dass Sie Bock auf ein normales Leben haben“, meinte Richterin Metz-Horst zum Angeklagten. „Kann sein“, antwortete er. Der Prozess wird am 13. März fortgesetzt.