Olpe. Lisa Link hat in der ehemaligen Piano-Bar einen besonderen Ort geschaffen. Ihr Studio hat keine Öffnungszeiten – aus einem wichtigen Grund.

Warme Sonnenstrahlen fallen durch die Fenster. Das Licht wirft gleichmäßige Schatten auf die marokkanischen Fliesen. Der Blick wandert zur Anrichte, wo eine Vase mit Baumwollezweigen steht. Daneben ein dunkles Glas mit Duftstäbchen, die dem Raum eine leicht herbe und frische Note verleihen. Alles ist leise. Privat. Entspannt. „Das Bild von Tattoo-Studios ist leider oft noch negativ behaftet. Das finde ich schade. Und wollte das ändern“, sagt Lisa Link. Mit ihrem eigenen Studio in Olpe hat sie sich einen Traum erfüllt. Ein Traum, der mit so manchen Klischees bricht.

Eindrücke vom Tattoo-Studio: Lisa Link möchte, dass sich ihre Kunden in ihrem Studio wohl fühlen. Aus der ehemaligen Piano-Bar in der Winterbergstraße in Olpe hat sie einen kreativen Rückzugsort geschafft.
Eindrücke vom Tattoo-Studio: Lisa Link möchte, dass sich ihre Kunden in ihrem Studio wohl fühlen. Aus der ehemaligen Piano-Bar in der Winterbergstraße in Olpe hat sie einen kreativen Rückzugsort geschafft. © Britta Prasse | Britta Prasse

„Oft sind Tattoo-Studios laut, bunt und ein bisschen schrill. Das ist auch vollkommen okay und ich finde es selbst auch cool. Ich habe aber gemerkt, dass es nicht meins ist“, sagt die 29-Jährige. Nachdem sie ein paar Jahre als Bestatterin gearbeitet hatte, wollte sie etwas Neues ausprobieren. Etwas Kreatives. Sie absolvierte eine Ausbildung zur Grafikdesignerin, wurde in der Corona-Zeit allerdings nicht übernommen. Im Oktober 2020 hatte sie sich schließlich das Tätowieren selbst beigebracht. Über einen Bekannten knüpfte sie Kontakt zum Tattoo-Studio „Prince Ink 57“ in Grevenbrück. Die Chemie stimmte. Ein gutes halbes Jahr arbeitete sie dort. Doch der Wunsch nach etwas eigenem war von Anfang an da.

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Über Ebay-Kleinanzeigen erfuhr sie von dem leerstehenden Lokal in der Winterbergstraße, in dem früher die Piano-Bar untergebracht war. Gute Lage, gute Größe. Sie meldete sich bei der Vermieterin und beschrieb ihr, wie sie sich das Konzept ihres Studios vorstellte. „Zehn Minuten später bekam ich dann schon einen Anruf. Ihr hat die Idee offenbar gut gefallen“, erzählt Lisa und lacht. Mithilfe der Vermieterin wurde Lisas Laden schließlich auch ins NRW-Förderprogramm zur Stärkung der Olper Innenstadt aufgenommen. Bis Ende des Jahres muss Lisa also nur einen Bruchteil der Miete sowie die Nebenkosten selbst zahlen, den Rest übernimmt das Land. „Für den Start hilft das sehr. Es nimmt etwas Druck“, sagt Lisa.

Eindrücke vom Tattoo-Studio: Lisa Link möchte, dass sich ihre Kunden in ihrem Studio wohl fühlen. Aus der ehemaligen Piano-Bar in der Winterbergstraße in Olpe hat sie einen kreativen Rückzugsort geschafft.
Eindrücke vom Tattoo-Studio: Lisa Link möchte, dass sich ihre Kunden in ihrem Studio wohl fühlen. Aus der ehemaligen Piano-Bar in der Winterbergstraße in Olpe hat sie einen kreativen Rückzugsort geschafft. © Britta Prasse | Britta Prasse

Um die rustikale Kneipe von früher in ein modernes Studium zu verwandeln, hat Lisa mit Familie, Freunden und Vermietern viel Arbeit investiert. „Wir haben alle Holzelemente abgeschliffen und neu gestrichen, den Boden herausgerissen, neuen verlegt und die Wände neu verputzt. Wir haben vier Monate durchgeackert“, erzählt Lisa. Dazu kamen Lieferverzögerungen, sodass sie ihr Studio erst etwas später öffnen konnte als geplant. Seit Oktober 2022 tragen die rund 45 Quadratmeter aber endlich ihre Handschrift. Lediglich die Toiletten-Türen – mit tätowiertem Engelchen und Teufelchen – sind aus der Piano-Bar übrig geblieben. „Ich fand, dass die ganz gut reingepasst haben. Und ich finde es auch schön, wenn die Leute hier reinkommen und einen Wiedererkennungswert haben.“

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Lisa Link beim Tätowieren: In der ehemaligen Piano-Bar in Olpe hat sie ihr eigenes Tattoo-Studio eröffnet.
Lisa Link beim Tätowieren: In der ehemaligen Piano-Bar in Olpe hat sie ihr eigenes Tattoo-Studio eröffnet. © Privat | Privat

Mit dem minimalistischen Design strahlt das Studio in erster Linie Ruhe aus. „Mir war es wichtig, dass sich die Kunden hier wohlfühlen“, meint Lisa. Für sie sei Tätowieren nämlich eine intime Sache. Etwas, das Vertrauen brauche. „Ich bin sehr dankbar dafür, dass Leute zu mir kommen und etwas für immer von mir bei sich tragen.“ Dementsprechend respektvoll und empathisch begegnet sie ihren Kunden. Denn jedes Tattoo hat eine Bedeutung. Jedes Tattoo hat eine Geschichte. Oft eine emotionale.

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Um diese Intimität zu wahren, hat sich Lisa gegen Öffnungszeiten entschieden. Termine für Beratungsgespräche, Motivbesprechungen und fürs Stechen vergibt sie nur nach Rücksprache. „Ich würde es schade finden, wenn solche Momente durch Laufkundschaft unterbrochen werden würden“, sagt Lisa. Und auch, wenn sie zu Anfang befürchtete, dass diese Vorgehensweise bei Kunden nicht so gut ankommen könnte, haben sich ihre Bedenken nicht bewahrheitet: Im Schnitt kommen ein bis zwei Tattoo-Anfragen pro Tag per E-Mail rein.

Der ruhige Stil des Studios spiegelt sich auch in ihrem Angebot wider. Lisa arbeitet nicht mit bunten Farben, sondern sticht ausschließlich mit schwarzer Farbe. Am liebsten macht sie Fineline- und Dotwork-Motive, gerne auch mit floralen Akzenten. „Wenn sich ein Kunde unsicher ist, ob ich den Motiv-Wunsch, den gewünschten Stil oder vielleicht auch das Cover-Up umsetzen kann, dann kann er trotzdem sehr gerne Kontakt zu mir aufnehmen und wir schauen gemeinsam, ob wir etwas Passendes erarbeiten können.“ Auch dafür bietet ihr Studio Platz und Zeit. Einen entspannten Rahmen für persönliche Momente.

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