Kreis Olpe. Immer wieder war von hohen Strom- und Gaspreisen die Rede. Doch jetzt bekommen die Bürger teils hohe Rückzahlungen. Das sind die Hintergründe.

Von Gaspreisexplosionen, horrenden Stromkosten und „Blauen Briefen“ der Energieversorger war im vergangenen Jahr immer wieder die Rede. Da mögen sich viele Kunden des heimischen Energieversorgers Bigge Energie dieser Tage die Augen gerieben haben. Denn statt einer erneuten Hiobsbotschaft stand dort genau das Gegenteil: Geld zurück – und zwar reichlich.

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Wie das sein kann, fragte unsere Redaktion die beiden Geschäftsführer des heimischen Energieversorgers Bigge Energie, Ingo Ehrhardt und Roland Schwarzkopf. „Ja, es gibt hohe Rückzahlungen. Beim Strom nicht ganz so gravierend, beim Gas aber spürbar“, bestätigt Roland Schwarzkopf. „Das hat damit zu tun, dass wir beim Gas die Abschlagsforderungen im vergangenen Jahr, eine im Februar und eine im Juni, angehoben hatten aufgrund von Preiserhöhungen auf dem Gasmarkt.“

Die Netzleitwarte der Bigge Energie, sozusagen das elektronische Herz des Energieversorgers. Mitarbeiter Jonas Welter sitzt am Regiepult, die Geschäftsführer Ingo Ehrhardt (Mitte) und Roland Schwarzkopf (rechts) im Hintergrund. 
Die Netzleitwarte der Bigge Energie, sozusagen das elektronische Herz des Energieversorgers. Mitarbeiter Jonas Welter sitzt am Regiepult, die Geschäftsführer Ingo Ehrhardt (Mitte) und Roland Schwarzkopf (rechts) im Hintergrund.  © Josef Schmidt

Was zu dem Zeitpunkt nicht so abzusehen gewesen sei, sei die überraschend starke Sparmotivation der Energiekunden im Zuge der Energiekrise gewesen: „Manche Kunden haben zwischen 10 und 20 Prozent weniger verbraucht, als im Jahr 2021, manche sogar noch deutlich mehr“, sagt Schwarzkopf. Das schlage sich dann bei der Endabrechnung positiv nieder und führe eben zu Rückzahlungen.

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Mehrwertsteuer entscheidend

„Ein weiterer ganz wesentlicher Faktor“, fügt Ingo Ehrhardt hinzu, „war die Absenkung der Mehrwertsteuer von 19 auf 7 Prozent fürs Erdgas. Nicht für den Strom. Und das rückwirkend für das ganze Jahr 2022“. Das sei bei der Erhebung der Abschläge noch nicht bekannt gewesen. „Deshalb führt das jetzt zu gravierenden Rückzahlungen.“ Die Kunden hätten zunächst ihre Gaspreise mit 19 Prozent Mehrwertsteuer mit ihren Abschlägen bezahlt und erhielten jetzt 12 Prozent wieder zurück.

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Für den gesamten Bereich der Bigge Energie müsse der Versorger Rückzahlungen von mehreren Millionen Euro einkalkulieren. Roland Schwarzkopf: „Wir haben über unsere Abrechnungssysteme noch keine abschließenden Zahlen, werden die aber demnächst genau auswerten.“ Dass es sich bei Otto-Normal-Verbraucher um spürbare Summen handele, machte Schwarzkopf an seinem eigenen Beispiel deutlich: „Ich habe wie jeder andere auch profitiert und bekomme rund 570 Euro zurück. Ich weiß auch von Beispielen, da fließen 1000 Euro oder mehr zurück in die privaten Haushaltskassen.“

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In erster Linie sei davon zwar der Erdgaskunde betroffen, aber, so Schwarzkopf: „Wir haben auch bemerkt, dass unsere Stromkunden spürbar gespart haben.“

Ein außergewöhnliches Jahr

Dazu müsse man wissen, dass die Bestandskunden der Bigge Energie in 2022 nahezu einen stabilen Strompreis bezahlt hätten.

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Die Bestandskunden der Bigge Energie, so Ingo Ehrhardt, hätten über ihre Sondertarife, beispielsweise „Bigge Maxi“, einen Kilowattstunden-Preis von rund 20,5 Cent brutto gezahlt. Im Vergleich sehr günstig. Ab 1. Januar 2023 steige dieser Preis allerdings auf rund 41,6 Cent bei einem Jahresverbrauch von 4.000 Kilowattstunden pro Jahr. Der weitaus größte Teil der Bigge Energie-Abnehmer fielen als Bestandskunden unter solche Sondertarife.

Grundsätzlich, so blickt Ingo Ehrhardt zurück, „war das Jahr 2022 auch für uns als Energieversorger ein außergewöhnliches Jahr. Normalerweise schließen wir mit allen Kunden Sonderverträge.“ Mehr Kunden als sonst von anderen Versorgern, die plötzlich horrende Preis aufgerufen hätten, hätten bei der Grundversorgung der Bigge Energie Zuflucht gesucht. Die hätten auf Anhieb keinen Sondertarif bekommen.