Lütringhausen/Kreis Olpe. Der Wendener Unternehmer Bernd Hesse (SIBO) kämpft weiter um die Industriebrache in Olpe. Jetzt liegt das Ergebnis des Umweltgutachtens vor.
Der Kampf um die Industriebrache Thyssen-Krupp in Lütringhausen geht in die nächste Runde. Während der Wendener Unternehmer Bernd Hesse (SIBO Verpackungen) alles daran setzt, das riesige Gelände samt Firmenhallen für mindestens 2 Millionen Euro zu kaufen, hält die Stadt Olpe mit einem Vorkaufsrecht dagegen und will aus der Brache ein städtebauliches Projekt machen. Auch ein dritter Anbieter, so bestätigt Thyssen-Krupp, habe sein Interesse mittlerweile bekundet.
Das aktuell Neue: Das lange erwartete Umweltgutachten, ein mehrere hundert Seiten umfassendes Werk des Dortmunder Büros „Taberg Ingenieure“ (Lünen) liegt jetzt vor - auch unserer Redaktion.
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Daraus geht zwar hervor, dass gewisse Umweltgifte weiterhin gemessen und beobachtet werden müssen, eine industrietechnische Dreckschleuder, die millionenschwere Sanierungen auslösen würde, ist Thyssen-Krupp aber offenbar nicht.
Bernd Hesse, der das Gutachten einer ersten Bewertung unterzogen hat, ist jedenfalls mehr denn je entschlossen, zu kaufen: „Ich habe schon einige ältere Firmenflächen mit Altlasten gekauft und habe mit so etwas Erfahrung. Sollte ich die Immobilie bekommen, ziehe ich in alle Hallen neue Bodenplatten. Alles wird so versiegelt, dass nichts nach unten in Richtung Grundwasser drücken kann. Und da ich die Bodenplatte selbst machen kann, werden sich auch meine Kosten in Grenzen halten.“ Er verhandle derzeit mit mehreren Großkunden, unter anderem Daimler, und benötige dringend Platz. Dem Verdacht, er wolle die Thyssen-Krupp-Brache nur als Lagerfläche nutzen, widerspricht er: „Hier wird auch produziert, mit etwa 50 bis 60 Mitarbeitern.“ Er überlege sogar, sein bisheriges Angebot von 2 Mio. Euro um 500.000 Euro zu erhöhen. Hesse: „Ich kämpfe um dieses Grundstück.“ Den Anwohnern könne er versichern, dass von seiner Produktion deutlich weniger Lärm ausgehen werde als vom Federnwerk: „Thyssen-Krupp hat drei Schichten gefahren, bei uns wird das nur eine sein.“ In erster Linie würden Kartonagen montiert, es werde geklebt und geheftet, viel Holz verarbeitet: „Wir machen keinen großen Lärm. Und die Leute, die dort für uns arbeiten, werden fest angestellte sein, keine 450-Euro-Arbeitskräfte.“
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Den Verkauf der Industriebrache in Lütringhausen leitet für Thyssen-Krupp aktuell Holger Hofrath vom Immobilienmanagement der Thyssen Krupp AG. Im Gespräch mit unserer Redaktion zeigte sich Hofrath verwundert darüber, dass das eigentlich interne Gutachten der Westfalenpost vorliege: „Die Erstellung des Gutachtens hat etwas länger gedauert, als wir erwartet haben.
Sein Interesse gelte zunächst einmal der Erzielung eines guten Kaufpreises. Nach den bisherigen Gesprächen mit den Kaufinteressenten habe er den Eindruck, dass dies mit Bernd Hesse am ehesten realisierbar sei. Aber: „Man kann die Stadt nicht außen vorlassen.“ Mit der Thematik eines Vorkaufsrechtes auf der Grundlage eines Satzungsbeschlusses habe er zwar wenig Erfahrung. Es sei aber ein Instrument, dass den Charakter einer Enteignung trage und schon vermehrt von Kommunen für sich entdeckt worden sei: „Die Stadt hat damit offenbar einen langen Hebel.“ Möglicherweise auch, wenn ein Verkehrswertgutachten der Stadt einen Preis aufrufe, der deutlich unter dem bereits abgegebenen Gebot von Bernd Hesse liege. Auch in den Akten von Thyssen-Krupp befinde sich bereits ein einige Jahre altes, internes Verkehrswertgutachten, das unter dem Zwei-Millionen-Angebot von Hesse liege, aber nicht ganz so weit davon entfernt sei. Dabei handle es sich aber um ein internes Gutachten, nicht von einem externen, vereidigten Experten erstellt.
Hofrath nahm auch Stellung zu dem jetzt vorliegenden Umweltgutachten der Taberg Ingenieure: „Das sieht viel besser aus als erwartet und ist positiv zu werten.“ Sicherlich würden die örtlichen Behörden Auflagen erteilen, das Grundwasser weiter zu beproben, aber grundsätzlich hätten auch die Ingenieure aus Lünen den positiven Gesamteindruck geteilt. Hofrath: „Es ist nicht mit der Auflage einer grundlegenden Sanierung zu rechnen. Und das ist entscheidend. Denn so etwas kostet viel Geld.“
Feldner: Erst einmal durcharbeiten
Judith Feldner, Technische Beigeordnete der Stadt Olpe, bestätigte auf Anfrage, dass der Stadt Olpe das Umweltgutachten mittlerweile auch vorliege: „Wir werden das Gutachten erst einmal durcharbeiten, sind also noch zu keiner Bewertung gekommen.“ Erst danach werde sich die Stadt erneut mit Thyssen Krupp in Verbindung setzen. Um den Verkehrswert zu ermitteln, für den das Umwelt-Gutachten eine wichtige Rolle spiele, werde die Stadt ein externes Fachbüro beauftragen.