Olpe/Neunkirchen. Tina Laarmann ging mit „Das Haus“ in Olpe insolvent. Jetzt orientiert sie sich um. Doch nicht jeder hat Verständnis für ihr modernes Rollenbild.
Manchmal muss das Leben neu sortiert werden. Dann, wenn es sich nicht stimmig anfühlt. Oder wenn ein Weg nicht weiterführen will. Tina Laarmann befindet sich aktuell an diesem Punkt. Im Dezember 2022 musste sie ihre Selbstständigkeit mit den Geschäften „Das Haus“ und „Der Laaden“ in Olpe aufgeben. Nach etwas mehr als sieben Jahren war sie gezwungen, Insolvenz anzumelden. Vorwürfe, Frust, Zukunftsängste. Doch mit ein bisschen Abstand hat sie erkannt, dass sie das Ende in etwas Konstruktives verwandeln kann. In einen neuen Weg, der mit einem Abenteuer beginnt. Ein Weg, der ermutigen soll.
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Plötzlich war da diese Idee: mit dem Fahrrad nach Portugal. Dorthin, wo sie sich so wohl fühlt. Wo es sich nach Ankommen anfühlt. „Ich liebe dieses Land, den Lifestyle, die Natur, die Vielfältigkeit und die Menschen dort“, sagt Tina Laarmann. Durch ihre Insolvenz hat sie jedoch nur begrenzte finanzielle Möglichkeiten. Ein Flug oder eine Reise mit dem Camper kommt nicht in Frage. Deswegen das Fahrrad. „Obwohl ich damit vorher eigentlich nicht viel am Hut hatte“, erzählt die 38-Jährige und lacht. Doch das sei typisch für sie: Wenn es um Träume geht – einfach machen.
Bei Radsport Schneider aus Neunkirchen ließ sie sich beraten, welches Fahrrad sich am besten für ihr Vorhaben eignet. Dort sei man ihr sehr entgegengekommen. Es war quasi die erste Kooperation. Denn für Tina Laarmann war auch klar: Sie kann und will die Reise mit Arbeit verbinden, indem sie über ihre Eindrücke unterwegs berichtet. „Schon als Selbstständige mit ‘Das Haus’ habe ich gerne Bilder gemacht und den Instagram-Account betreut“, erzählt Laarmann. Auf ihrem neuen Instagram-Account „meine_fahrradreise“ möchte sie nun Nutzer mit auf die Reise nehmen. Nicht als Influencerin, sondern als Content Creator. Heißt: Der Fokus liegt nicht auf den Produkten, sondern auf der Tätigkeit, dem Abenteuer.
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Schon jetzt, bei der Vorbereitung auf die rund 3500 Kilometer lange Radtour, lässt sie die Instagram-Community an ihren Erfahrungen teilhaben. Und obwohl sie deutlich weniger Abonnenten hat als damals mit „Das Haus“, entwickeln sich schon jetzt mehr und tiefgründigere Interaktionen. „Die Community, die dahinter steht, ist sehr unterstützend. Es ist alles sehr viel persönlicher. Daran habe ich sehr viel Freude“, meint Tina Laarmann.
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Seit November bereitet sich die 38-Jährige auf ihr großes Abenteuer vor. Ende März will sie losfahren. Ganz minimalistisch, mit Laptop und zwei Packtaschen, in denen alle Sachen für unterwegs verstaut werden sollen. Ganz allein, zehn Wochen ohne ihren Mann Mark und ihre beiden Kinder Lia (10) und Ben (18). „Mein Mann ist die coolste Socke der Welt“, meint Tina Laarmann. Aufrichtiger Stolz schwingt in ihrer Stimme mit. „Er hat mich von Anfang an bei meiner Idee unterstützt. Und ich weiß, dass er das super mit den Kindern machen wird. Wir führen eine sehr gleichberechtigte Ehe – und dafür bin ich sehr dankbar.“ Auch die Großeltern, bei denen die Laarmanns wohnen, werden viel in den Familienalltag miteingebunden.
Und trotzdem: Zu den Fragen im Vorfeld mischten sich Vorwürfe. Wie kann eine Mutter ihre Kinder wochenlang zurücklassen? „Ich bin mir sicher, dass Mark sowas nicht gefragt worden wäre. Frauen bzw. Mütter werden schnell als egoistisch abgestempelt. Ohne den Hintergrund zu kennen“, so Laarmann. Sie wäre beispielsweise nie aufgebrochen, wenn eines ihrer Kinder aktuell eine schwierige Zeit durchmachen würde. „Aber ich weiß, dass ich das kann, weil meine Kinder sehr eigenständig sind.“ Angst hat Tina Laarmann nicht. Weder vor dem Alleinsein noch vor der Ungewissheit. Sie will an ihre mentale Grenzen gehen. Mutig sein. Für sich und andere Frauen.