Kreis Olpe. Die meisten Kunden im Kreis Olpe verzichten beim „to go“-Geschäft auf Mehrweg-Verpackungen. Gastro-Betreiber sind überfragt. Das sind die Gründe.

Seit dem 1. Januar müssen Restaurants, Bäckereien oder Schnellimbisse, die mehr als fünf Mitarbeiter beschäftigen und mindestens 80 Quadratmeter Verkaufsfläche vorweisen, beim Außer-Haus-Verkauf ihren Kunden neben der Einweg- auch die Mehrwegverpackung anbieten. Der Kunde entscheidet dann, welche Verpackungsform er haben möchte. Wie wird dieses nachhaltige Angebot bislang im Kreis Olpe angenommen?

5 Euro Pfandgebühr

Gottfried Menken, Betreiber des Schnellimbisses Feuerteich in Attendorn, hat mit der aktiven Bewerbung seiner Mehrwegboxen noch gar nicht begonnen, auch wenn die Flyer schon bereitliegen und seine Mitarbeiter entsprechend geschult sind. Doch bislang verfügt er „nur“ über sogenannte Bowls, in denen Salate, Spaghetti oder Suppen hineinpassen. Für seine Schnitzelgerichte habe er die dafür notwendigen Mehrwegboxen schlichtweg noch nicht bekommen. Sein Lieferant habe ihn bislang immer vertröstet. Die Bowls für Salat und Suppe könnten die Kunden aber auch jetzt schon nutzen, gegen eine Pfandgebühr in Höhe von 5 Euro. „Wir brauchen noch ein bisschen Übergangszeit, vermutlich bis Anfang Februar“, so der Betreiber.

Das Thema werde bei den Kunden diskutiert, sagt Ekrem Özkan, Inhaber des Akdeniz-Grill in Gerlingen. Er hat das Mehrwegsystem in seinem Imbiss noch nicht eingeführt: „Viele wissen nicht, wie man das umsetzen soll. Ich bin auch gespannt, wie das gehen soll.“ Aktuell verbraucht Ekrem Özkan noch die Packungen vom letzten Mal: „Das dauert noch ein bis zwei Wochen. Dann muss man das auch bei uns umstellen.“

In den ersten drei Tagen nach Mehrweg-Start konnte Achim Friedrichs vom Grill-Restaurant „Zur Brücke“ in Meggen noch keine wiederverwendbaren Verpackungen anbieten. Lieferverzögerungen. Doch auch nach Erhalt der Mehrweg-Behälter hielt sich das Interesse der Kunden sehr in Grenzen. „Bis jetzt hat nur einer nachgefragt – und der wollte dann auch keinen Mehrweg-Teller“, sagt Achim Friedrichs. Er mutmaßt, dass ihm die 2 Euro Pfand zu teuer gewesen sein könnten. Oder das Pfandsystem an sich vielleicht auch zu umständlich. Tatsächlich ergibt sich für den Imbiss-Betreiber aber ein ganz anderes Problem: „Ich habe bisher noch nicht die richtige Ware für jedes Gericht gefunden. Die größten Teller, die ich bisher gefunden habe, hatten einen Durchmesser von 22 Zentimetern. Für unsere Schnitzel bräuchte ich aber Teller mit etwa 26 Zentimetern Durchmesser.“ Mehrwegbecher für einen Kaffee für unterwegs habe er mittlerweile noch nachbestellt. Aber auch das Angebot werde derzeit noch nicht viel genutzt.

Birgit Stölben, Chefin von Tigges-Imbiss in Olpe ist heilfroh, dass der Kelch der Mehrwegpflicht an ihr vorübergeht: „Wir haben keine 80 Quadratmeter und weniger als fünf Mitarbeiter. Deshalb betrifft es uns nicht.“ Den Politikern, die sich das ausgedacht hätten, fehle der Durchblick in der Gastro-Realität: „Es ist nicht auszuschließen, dass solche Mehrweg-Boxen nicht immer ordentlich gesäubert zurückkommen, und dann müssten wir das sofort und sehr sorgfältig übernehmen.“ Denn die Hygienestandards in der Gastronomie seien sehr hoch. „Was sollen wir denn machen, wenn jemand seinen eigenen Behälter nicht in die Spülmaschine getan und nur oberflächlich gesäubert hat und ihn gefüllt wieder mitnehmen will?“ Ihr Fazit: „Ich fände es ganz schrecklich, wenn ich mich an diesem System beteiligen müsste.“

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Die Bäckerei und Konditorei Hesse mit 51 Filialen im Sauer- und Siegerland, sowie im Märkischen und Bergischen Kreis, betrifft die neue Regelung in erster Linie bei den Kaffeebechern. Geschäftsführer Thomas Hesse: „Wir hatten bereits seit Jahren plastikfreie, abbaubare To-Go-Becher. Jetzt haben wir eine Mehrweglösung eingeführt, die auch spülmaschinenfest ist. Der zertifizierte Mehrweg-Pfandbecher mit unserem Label kostet 2 Euro.“ Auf die Frage, wie das neue System in den Filialen angenommen werde, sagt Hesse: „Wir schauen uns das jeden Tag an. Der erste Eindruck ist, dass es eher in den städtischen Filialen nachgefragt wird. Bisher aber noch auf einem überschaubaren Niveau.“ Seine Frau Tatjana Hesse versicherte, dass die meisten Becher abgegeben und frische mitgenommen würden.