Attendorn. Zwei Attendorner Originale führen bald wieder durch die schaurigen Rauhnächte in Attendorn. Dabei wird es auch eine Überraschung geben.
Nach zweijähriger Corona-Zwangspause führen Nachtwächter Peter „Pittjes“ Höffer und sein Vorgänger und Lehrmeister Dieter Auert am 28. und 29. Dezember wieder durch die geheimnisvollen Rauhnächte. Die beiden Attendorner Originale sind bei diesen beliebten Stadtführungen mit hunderten von Teilnehmern nicht alleine. Auch die Marktfrau Hulda, der Ritter Günter vom Werth, die Valberter Jäger und das Bläserkorps „Horrido“ Attendorn begleiten die Gäste bei dieser ganz besonderen Führung durch die geschichtsträchtigen Gassen der Innenstadt und schlüpfen wieder in ihre traditionellen Kostüme. Das gilt ebenfalls für einen preußischen Soldat vom Landwehrbataillon 35 aus der Zeit von 1835.
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Die zwölf Nächte zwischen dem 24. Dezember, Punkt 24 Uhr, und dem 6. Januar haben eine mystische Bedeutung und sind geheimnisumwoben. Sie werden raue Nächte, Rauhnächte, Rauchnächte oder auch Heilige Nächte genannt. Vor allem in Bayern, Österreich und Südtirol sind diese magischen Nächte Schauplätze uralten Brauchtums. Mit unheimlichen Masken verkleidete junge Männer ziehen mit Schellen und Glocken durch die Orte, um die bösen Geister zu verjagen. Die Häuser und die Ställe der Bauern werden mit Weihrauch und Kräutern gesegnet, um Dämonen und das alte Jahr zu vertreiben.
Rückblick und Ausblick
„Die Zeit ist das Kostbarste, was es auf der Welt gibt“, betont Dieter Auert. Deshalb sind für den traditionsbewussten Attendorner die geheimnisvollen zwölf Nächte um den Jahreswechsel auch die Zeit der Besinnung sowie zugleich des Rückblicks und des Blicks nach vorne. Mit dem Ursprung und der Bedeutung der geheimnisvollen Nächte hat sich Auert intensiv beschäftigt. So orientierten sich die Kelten bei ihrer Zeitrechnung nach dem Mondjahr, bestehend aus zwölf Mondzyklen und 354 Tagen. Zum neuzeitlichen Sonnenjahr fehlen damit elf Tage und zwölf Nächte: eine Zwischenzeit, die Rauhnächte.
Der inzwischen 88-Jährige hat das Amt des Nachtwächters längst an seinen „Lehrjungen“ Peter „Pittjes“ Höffer abgegeben. Der ehemalige Geselle übernahm neben dem Nachtwächtergewand auch die Hellebarde, die Lüchte und das Horn. Als Attendorner Kaufmann „de Karl“ mischt Auert aber weiter mit und begrüßt im blauen Tuch aus Leinen sowie mit Kappe, Halstuch und Stock die Teilnehmer auf dem Alten Markt. Vielleicht hat er auch seine „Quetsche“, ein kleines Akkordeon, wieder dabei. Damit kann Dieter Auert hunderte Melodien erklingen lassen. Vor einigen Jahren spielte er darauf in der Evangelischen Kirche Weihnachtslieder, Pfarrer Andreas Schliebener blies auf der Trompete.
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Die beiden großen Kirchen in der Innenstadt, der Sauerländer Dom und die Evangelische Erlöserkirche, werden diesmal aber nicht aufgesucht. Vom Treffpunkt Alter Markt geht es zum zukünftigen Gildehaus und zum ehemaligen Weinhaus (Café Europa) am Kleinen Markt. Die nächste Station ist der Minna-Ursell-Platz in der Straße im Hohl, benannt nach der jüdischen Wohltäterin und offiziell eingeweiht im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Shalom Attendorn 2021“. Hier wird Nachwächter Peter „Pittjes“ Höffer über das ehemalige jüdische Leben in der Hansestadt berichten.
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Weiter geht es am „Hotel Rauch“, wo der Nachtwächter aus einer alten Verzehrkarte vorlesen wird, vorbei in Richtung Wassertor. Auf dem Weg erwartet die Teilnehmer eine Überraschung, die schon vor vielen Jahren am Schützenfestmontag für viel Spaß bei den Attendorner Schützen gesorgt hat. Mehr soll an dieser Stelle nicht verraten werden, es könnte aber etwas eng werden. Auf dem historischen Gang durch die Altstadt, bei der Nachwächter Peter „Pittjes“ Höffer neben Schauergeschichten auch lustige Vertellekes und Dönekes erzählen wird, stehen auch der neue Narrenbrunnen sowie der Bieke- und Pulverturm auf dem Programm.
Treffpunkt und Startzeit zu den beiden Rundgängen am 28. und 29. Dezember ist jeweils um 19 Uhr am Alter Markt. Die Führungen sind kostenlos. Kinder dürfen mit Laternen dem Nachtwächter zur Seite stehen.
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Neben Nachtwächter Peter „Pittjes“ Höffer und Dieter Auert als „de Karl“ machen mit: Valberter Jäger (Leitung Rasmus Berghaus), Ritter Günter vom Werth (Günter Sagafe), Marktfrau Hulda (Andrea Stießberg), Bläserkorps „Horrido“ Attendorn (Leitung Alexander Vogt) und Rafael Dattoli als preußischer Soldat. Die Besetzungen können an beiden Tagen variieren.