Olpe. Einzelhändler in Olpe schließen zu, ein Reisebürobetreiber verlässt die Innenstadt. Warum alteingesessene Geschäftsleute in der City aufgeben.
Sind das die ersten Anzeichen für einen anhaltenden Abwärtstrend in der Olper Einzelhandels-Branche? Nachdem die Einkaufsstadt Nummer 1 im Kreis Olpe gerade erst den „Knick“ durch die Corona-Krise überstanden hatte, sorgen die Preisexplosion bei Strom und Gas und die zweistellige Inflation auch hierzulande für mächtig Druck im Kessel. Gleich zwei Geschäftsaufgaben und ein Umzug muss die erfolgsverwöhnte Olper City in den nächsten Wochen und Monaten verkraften.
Purzelbaum
Klaus Sommer wird sein Spielwarengeschäft „Purzelbaum“, eine Institution im Einzelhandel der Kreisstadt, schließen. Vor 29 Jahren hatte er eröffnet, im März 2023 ist Schluss. „Das war ohnehin in meiner Lebensplanung“, sagt Sommer, verhehlt aber auch nicht, dass es noch einen anderen Grund gibt: „Wir haben enorme Unterschiede bei der ersten Nach-Lockdown-Zeit und der zweiten Nach-Lockdown-Zeit beobachtet. Es ist nicht wieder so angelaufen, wie es eigentlich hätte sein müssen.“
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Für Sommer heißt das im Klartext: „Das System Einzelhandel hat sich überholt. Nicht heute, nicht morgen, aber längerfristig gesehen. Das Internet ist übermächtig geworden. Irgendwann sind einfach Größenordnungen erreicht, die sich bemerkbar machen“, schaut er auf die Entwicklung der letzten Jahre in seinem Geschäft, wo er hochwertige Spielwaren von Herstellern und Marken wie beispielsweise Goki, Haba oder Sigikid anbietet.
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Dabei bringt er für die Kunden durchaus Verständnis auf. „Sie können sich dem Angebot im Netz ja gar nicht entziehen. Selbst die Hersteller haben eigene Shops. Das Einzige, was man wirklich noch anfassen und befühlen möchte, sind Sachen für Kinder unter einem Jahr, wie beispielsweise Schmusetiere.“
Mode Elisabeth Rahrbach
Aus Altersgründen wird sich Elisabeth Rahrbach (76), Geschäftsführerin des gleichnamigen Modegeschäftes in der Olper Martinstraße 20 ihren Laden schließen. „Insgesamt waren es 40 Jahre in der Branche, zunächst in Drolshagen, seit 2004 hier in Olpe“, resümiert die Seniorchefin, die das Geschäft mit ihrer Tochter Katharina führt.
Olpe verliert damit einen Standort für die gehobene Damen-Bekleidung, was viele ihrer Kundinnen sehr bedauert hätten, versichert Kathy Rahrbach auf Anfrage unserer Redaktion. Das genaue Datum der Geschäftsaufgabe, so die 51-Jährige, die andere persönliche Pläne hat als eine Weiterführung des Geschäftes, stehe noch nicht fest: „Es wird wohl Anfang des nächsten Jahres soweit sein. Unsere Stamm-Kunden haben wir in dieser Woche bereits angeschrieben. Wir haben es über die vielen Jahre mit großer Leidenschaft gemacht, aber eben jetzt diese Entscheidung getroffen.“ Bei der einen oder anderen Kundin seien einige Tränchen geflossen, verbunden mit einem besonders schönen Kompliment: „Eine Kundin sagte, der Besuch bei uns sei nicht wie ein normaler Einkauf gewesen, sondern wie ein Besuch bei Freunden.“ Mode Rahrbach habe zum größten Teil von vielen treuen Kundinnen gelebt. Zur Frage einer Geschäftsnachfolge in der gemieteten Immobilie konnten die Rahrbachs nichts sagen.
Reisebüro Martin Hütte Sonnenklar TV
„Ja, es stimmt. Ich werde etwa Mitte oder bis Ende Dezember umziehen, in den Hotelkomplex neben dem neuen Brauhaus am Obersee“, bestätigte Reisebüro-Chef Martin Hütte (61). Der gebürtige Olper (sogar Ölper) ist ein „Alter Hase“ in der Branche, kümmert sich bereits seit Mitte der 90-er Jahre um die Reisewünsche seiner Kunden. Unter anderem auch um diejenigen, bei denen die Reiselust über den deutschen Privat-Fernsehsender TV Sonnenklar geweckt wird.
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„Viele unserer Kunden schließen ihre Buchungen mittlerweile telefonisch ab, zudem haben wir viele Stammkunden. Deshalb ist der günstige Standort in der Innenstadt, der Laufkundschaft garantiert, für mich nicht mehr so relevant“, ist Hütte überzeugt.
Seit etwa drei Jahren befinde sich die Immobilie, in der Hütte sein Reisebüro betreibt, in chinesischem Besitz. In dem denkmalgeschützten Gebäude an der Ecke Frankfurter Straße/Kölner Straße gebe es in Teilen einen Investitionsstau, der auch seinen Standort betreffe und ihm den Umzug leichter mache: „Zudem hat sich die Höhe der Miete spürbar verändert.“
„Der künftige Standort ist dem Hotel baulich angegliedert, und die dort 50 Quadratmeter reichen für mein Geschäft aus.“ In der City hatte Hütte noch rund 80 Quadratmeter. Von vier Beschäftigten sei die Belegschaft während der Corona-Krise auf zwei halbiert worden, dennoch habe er den Pandemie-Knick mittlerweile gut überstanden und bewege sich auf dem gleichen Umsatz-Niveau wie 2019.
„Ich war jetzt zehn Jahre hier in der Frankfurter Straße, und gerade zu Beginn war der günstige Standort wichtig für unser Geschäft.“
Trag’s mit Fassung: Machen weiter
In der bekanntermaßen lebhaften Olper Gerüchteküche war auch über die Zukunft von „Trag´s mit Fassung“ der Allebrod & Schufft GbR spekuliert worden. Von Kündigung des Mietvertrags und Schließung des Geschäftes könne aber nicht die Rede sein, so die Geschäftsleute. Deren schriftliche Antwort auf die Nachfrage unserer Redaktion: „In Olpe wird kein Geschäft geschlossen. Das ist eine Fehlinformation.“