Stupperhof/Drolshagen. Die Wanderjause In Drolshagen ist gerade wegen des leckeren Kuchens beliebt. Warum der Service ein besonderer ist und sich ein Besuch lohnt.
Der Kirsch-Kuchen und der Apfel-Streusel können kann es kaum erwarten, von der 15-jährigen Isabell serviert zu werden, während Sozialpädagoge Jörg Höfer gerade noch die Sahne nachreicht. Kein Wunder, dass sich die Mienen der „Frauen an St. Clemens“, die an diesem Nachmittag ihren Ausflug zum Stupperhof gemacht haben, aufhellen. Vorsitzende Annette Schürholz spricht den etwa 25 Frauen aus der Seele, für die die Herbstwanderung ein kleines Dankeschön sein soll für vielfältige ehrenamtliche Mitarbeit: „Diese Einrichtung hier oben muss auf jeden Fall unterstützt werden“, sagt sie, „es schmeckt alles lecker, und das Preis-Leistungs-Verhältnis ist top. Ich komme immer wieder gerne hierher.“
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Das hören die Op’m-Stupper-Chefinnen Tanja Kron (45) und Christina Giesler (54) gern. Denn das Duo managt die Ausflugs-Gastronomie seit über zehn Jahren. Dabei sind nicht nur der familiäre Charakter und der ausschließlich selbst gebackene Kuchen etwas Besonderes, auch die geschäftliche Struktur nebst Service-Team gibt es in dieser Form so kein zweites Mal in der Region: „Wenn hier richtig ‘was los ist, müssen alle mit anpacken, sonst ist das nicht zu schaffen“, sagt Jörg Höfer (48), der die Außenwohngruppe des Josefshauses auf dem Stupperhof ebenfalls seit über zehn Jahren führt.
Ursprünglich ein Waisenhaus
Das Josefshaus der Gesellschaft der Franziskanerinnen zu Olpe war ursprünglich ein Waisenhaus. Heute werden in 20 Wohngruppen rund 180 Kinder und Jugendliche im Alter von etwa 13 bis 20 Jahren betreut, die aus unterschiedlichsten Gründen nicht in ihren Familien leben können.
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Jörg Höfer: „Wesentliches Ziel ist es, diese jungen Menschen zu verselbstständigen.“ Soll heißen: Wenn sie mit 18 oder 20 ihre Wohngruppen verlassen und ihren eigenen Lebensweg als Erwachsene beschreiten, sollen sie das nötige Rüstzeug besitzen. Im Stupperhof, zwischen Drolshagen und Benolpe gelegen, wohnen und leben derzeit acht Kinder und Jugendliche. Und die gehören ab und an, wenn es ihre Freizeit erlaubt und sie „Bock haben“ zur Servicemannschaft des Ausflugslokals.
Adventsmarkt am 20. November
Die Idee, die Jugendlichen in die Gastronomie einzubinden, hatte die frühere Einrichtungsleiterin Magdalena Knaebel.
Geöffnet ist das Jausen-Café samstags von 14 bis 18 Uhr und sonntags von 12 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung für größere Gruppen.
Neben Café und Kuchen gibt es auch Herzhaftes. Im Innern des Cafés, früher eine Bauernscheune, stehen rund 50 Sitzplätze zur Verfügung, im Biergarten noch einmal rund 80.
Größte Feste sind der 1. Mai, das Kartoffelfest am 4. Sonntag im September und der am 20. November stattfindende Adventsmarkt - von 11 bis 18 Uhr. Dort machen auch die übrigen GFO-Außenwohngruppen mit, bieten u. a. selbst gebastelte Waren an, aber auch Pralinen und Crêpes.
„Die einen wollen lieber in der Küche helfen, weil sie sich das Bedienen der Leute nicht zutrauen oder einfach ein bisschen schüchtern sind“, sagen Tanja Kron und Christina Giesler über ihre Schützlinge. Andere servieren den Kuchen fast routiniert, so wie an diesem Tag Isabell, die während unseres Besuches im Gastraum ausgerechnet auch noch Geburtstag hat. Sie gehört erst seit einem halben Jahr zur Mannschaft des Josefshauses, hat sich aber schon gut eingelebt: „Mir gefällt hier besonders, dass wir selbst kochen dürfen.“ Einen Beruf in der Gastronomie strebt sie aIlerdings nicht an: „Ich möchte Krankenschwester werden“, so die 15-Jährige.
Der Dienst der jungen Aushilfskellnerinnen und Kellner ist rein freiwillig, und offiziell bezahlt wird er auch nicht. „Durchs Trinkgeld“, sagt Jörg Höfer, „können sie sich ihr Taschengeld aber manchmal ordentlich aufbessern.“ Ganz wichtig: Das Servieren oder der Küchendienst sind immer freiwillig. „Wenn sie nicht wollen, ist das auch okay.“ Und länger als zwei, drei Stunden sollten die Servicedienste auch nie ausgedehnt werden.
Mit der Tupper Op’m Stupper
Vor allem bei den großen Veranstaltungen Op’m Stupper sind alle helfenden Hände gefragt: „Da brauchen wir jede verfügbare Kraft“, freut sich Christina Giesler über die Resonanz der Gastronomie, die die Qualität der Produkte unterstreicht: „Manchmal kommen die Leute sogar mit Tupper hier hoch und nehmen gleich 12 Stück Kuchen auf einmal mit.“ Mit meinem humorvollen Einwurf, dass das für einen Werbeslogan herhalten könne: „Mit der Tupper Op’m Stupper“ habe ich die Lacher auf meiner Seite.
Größere Gruppen sollten sich anmelden
Normalerweise ist das Ausflugs-Café mit Biergarten, auch Wanderjause genannt, samstags (14 bis 18 Uhr) und sonntags (12 bis 18 Uhr) geöffnet, größere Gruppen werden auf Vereinbarung auch in der Woche versorgt. Wie eben an diesem Nachmittag die katholischen Frauen aus Drolshagen. Richtig rund geht’s in der Stupper-Gastro immer am 1. Mai, beim großen Kartoffelfest Ende September und beim Adventsmarkt am 20. November: „Dann sind hier hunderte von Gästen“, macht Jörg Höfer einen ansteigenden Trend aus.
Und dann sorgen die jugendlichen Bewohner Op’m Stupper dafür, dass der in der Gastronomie chronische Mitarbeitermangel mal Pause hat.