Kreis Olpe. Nicht nur Ukraine-Flüchtlinge oder sozial Schwächere kaufen bei „Jacke wie Hose“ in Finnentrop ein. Wie Julia Voges die Situation einschätzt.

Die Preise für Lebensmittel, Benzin, Gas oder Strom sind seit Ausbruch des Ukraine-Krieges nahezu explodiert. Ganz zum Leidwesen der Verbraucher, die immer tiefer in den eigenen Geldbeutel greifen müssen. Hinzu kommt eine Inflationsrate jenseits der zehn Prozent. Diese kaum für möglich gehaltenen Kostensteigerungen haben spürbare Auswirkungen auf soziale Einrichtungen wie die DRK-Kleiderläden „Jacke wie Hose“ in Finnentrop, Lennestadt und Olpe. Hier kann Jedermann für kleines Geld gut erhaltene Jacken, Hosen, T-Shirts oder Pullis kaufen. Und das Geschäft brummt gewaltig.

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„Wir alle müssen bei den aktuellen Preisen sparen. Wenn ich mir die Fülle an Menschen, die bei uns eingehen und einkaufen, anschaue, wird mir klar: Jeder guckt in diesen Tagen zwei Mal ins eigene Portemonnaie“, sagt Julia Voges (32), Leiterin des DRK-Kleidershops in Finnentrop. Keineswegs würden den Weg in ihren Second-Hand-Laden, in dem ausschließlich gespendete Kleidung hängt, nur Bedürftige, Flüchtlinge oder sozial Schwächere finden, „sondern auch der Audi-Fahrer“, erklärt die 32-jährige Attendornerin im Gespräch mit dieser Redaktion etwas überspitzt. Doch die Formulierung zeigt, dass die finanzielle Not bei vielen Menschen im Kreis Olpe größer wird und immer mehr Bürger bei „Jacke wie Hose“ nach dem passenden Kleidungsstück Ausschau halten. Übrigens nicht nur in Finnentrop, sondern genauso in Olpe und Lennestadt.

Dicke Wintermäntel gefragt

Die 32-Jährige glaubt auch nicht, dass die Nachfrage nach günstiger Kleidung so schnell abnehmen wird, denn: „Wenn die Energie-Nachzahlungen Anfang nächsten Jahres ins Haus flattern, wird die ein oder andere Heizung aus Kostengründen ausbleiben und die Menschen kommen noch häufiger zu uns“, vermutet die gelernte Altenpflegerin und Bürokauffrau, die für ihre eigenen Kinder im DRK-Kleidershop einkauft. Sie kennt mittlerweile viele Kunden, die regelmäßig in den Shop in Sichtweite des Finnentroper Rathauses kommen und sich beispielsweise mit dicken Wintermänteln einkleiden. Schlicht und ergreifend, weil die Ware nicht nur günstig, sondern auch in einem guten Zustand sei. Dass ihr Kleiderladen unter der Woche täglich von 10 bis 17 Uhr (Ausnahme mittwochs bis 14 Uhr) geöffnet sei, habe sie neben ihren zwei festangestellten Kollegen auch den fünf Ehrenamtlern zu verdanken, „ohne die es einfach nicht gehen würde.“

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Doch wird die Nachfrage das Angebot im DRK-Kleiderladen irgendwann übertreffen? Voges glaubt das nicht, denn die Spendenbereitschaft sei insgesamt groß. „Im Herbst gehen traditionell viele Bürger ihren Kleiderschrank noch mal durch und sortieren aus“, sagt sie. Gerade jetzt, vor dem Hintergrund des grausamen Krieges und der Flucht vieler Ukrainer in den Kreis Olpe, wollen die Bürger aus dem Sauerland den Geflohenen etwas Gutes tun. Zur Wahrheit gehöre im Finnentroper DRK-Kleidershop allerdings auch, dass der Vorrat an Kleidung in den Größen S bis L zwar ausreichend sei, bei Pullovern oder Hosen in XXL jedoch Bedarf bestehe.

Viele Ukrainer kommen vorbei

Seit Ausbruch des Ukraine-Krieges macht auch Heidi Heidemann, Leiterin des DRK-Kleidershops in der Kreisstadt, ein deutliches Mehr an Kunden aus: „Viele Ukrainer kaufen fleißig bei uns ein“, erklärt sie im Gespräch mit dieser Redaktion. Allerdings, so Heidemann, würde ihr Laden vom ersten Tag an hervorragend laufen – mittlerweile also seit rund sechseinhalb Jahren in Olpe. Den Kleidershop in Finnentrop gibt es hingegen erst seit einem halben Jahr. Was alle drei Standorte eint: Immer mehr Kunden, und nicht nur aus sozial schwächeren Schichten, decken sich mit Jacken und Hosen bei „Jacke wie Hose“ ein.