Attendorn. Die internationalen Kochabende waren ein Markenzeichen des interkulturellen Vereins, der sich nun auflöst. Doch es geht in anderer Form weiter.

Als Yurdakul Dogan vor vielen Jahren aus seiner türkischen Heimat nach Attendorn zog, ließ den Lehrer das Gefühl nicht los, dass hier etwas fehlte: Eine Anlaufstation für türkische Eltern und deren Kinder, die wie Dogan die Hansestadt ihr neues Zuhause nannten, und sich in der komplett neuen Umgebung erst einmal zurecht finden mussten. Ein fremdes Land, fremde Traditionen und Bräuche, Sprachbarrieren und vieles mehr vereinten die Türken aus Attendorn.

Bestens gelaunt und alle satt: Dieses Gruppenfoto entstand während eines internationalen Kochabends in die Hanseschule in Attendorn.
Bestens gelaunt und alle satt: Dieses Gruppenfoto entstand während eines internationalen Kochabends in die Hanseschule in Attendorn. © Privat

Also kam Dogan auf die Idee, einen eigenen Verein zu gründen, der sich beispielsweise zur Aufgabe machte, türkische Eltern auf das für sie völlig fremden Schulsystem, das ihr eigenen Kinder nun besuchten, vorzubereiten. So entstand im Jahr 2010 der Türkische Elternverein Attendorn, kurz TEVA, der sich in Attendorn schnell einen Namen machte. Und der nun vor dem Aus steht. Die Auflösung ist bereits beschlossene Sache und wird formal im Frühjahr kommenden Jahres über die Bühne gehen. Denn auch der Türkische Elternverein Attendorn bekam zu spüren, wie schwierig es ist, einen ehrenamtlich geführten Verein am Leben zu halten.

„Cookst du“

„Viele von uns haben aus beruflichen Gründen nicht mehr die nötige Zeit, zudem ist Vereinsarbeit sehr aufwändig“, erklärt Aziz Dogru (48), der den Verein, der sich mit politischen oder religiösen Meinungen stets zurückhielt, bis zu seiner Auflösung als Vorsitzender führt – und das auch schon seit einigen Jahren tut. Doch gänzlich ausruhen wollen sich Dogru und seine Mitstreiter nicht, viel mehr ist längst die Idee geboren, mit einer eigenen Initiative weiterzumachen – eben ohne die Herausforderungen und Aufgaben, die ein eingetragener Verein zu bewältigen hat. Wo also in Zukunft Projekte auf Hilfe angewiesen sind, vom Grillabend bis zum Spielenachmittag, stehen die Attendorner Türken bereit und wollen sich mit ihrer neuen Initiative (einen Namen gibt es noch nicht) beteiligen.

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Ganz wichtig: Ein wesentliche Bestandteil des Elternvereins, der im Prinzip kurz nach seiner Gründung zu einem interkulturellen Verein für Jedermann wurde, waren vierteljährliche, internationale Kochabende, immer unter einem anderen Motto. „Wir hatten ungemein viel Spaß an diesen Abenden. Das war immer ein Zusammentreffen verschiedenster Kulturkreise“, erinnert sich Dogru, der seit 1980 in der Hansestadt lebt. Er verspricht, dass diese Veranstaltungsreihe definitiv bestehen bleibt. Und zwar unter dem Motto „Cookst du“ (das englische Verb cook bedeutet kochen).

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Das internationale Kinderfest an der Stadthalle in den Jahren 2011 bis 2018 war ein Highlight im Kalender des Türkischen Elternvereins. An der Berufsmesse im Attendorner Rathaus beteiligte sich der Verein mit seinen kurdischen Freunden. Zum Stadtfest gehörte der Verein mit einem eigenen Stand (fast) immer dazu. Grillfeste mit dem Kommunalen Integrationszentrum (KI) des Kreises Olpe standen ebenso auf dem Plan. Senioren half der Verein, mit digitalen Themen wie Online-Banking warm zu werden. Und viele weitere Integrationsaufgaben nahmen Dogru und Co. mit Herzblut wahr.

Offen und kunterbunt

Einerseits sieht der 48-Jährige, der bei der Firma Viega in Attendorn arbeitet, die anstehende Vereinsauflösung mit einem weinenden Auge: „Die Arbeit hat sehr viel Spaß gemacht, wir waren mit Leib und Seele dabei. Aber die Strapazen nahmen leider Überhand.“ Andererseits freue er sich jetzt darauf, mit möglichst vielen Helfern eine neue Initiative anzustoßen. Dogru verspricht: „Wir sind offen für alle möglichen Projekte.“ Die Initiative bleibe das, was der Verein schon war: offen, hilfsbereit und kunterbunt.

Wer Kontakt mit Aziz Dogru aufnehmen möchte: 0157 58737273