Attendorn. . Die 8. Auflage dieser Veranstaltung, ganz im Zeichen der Kinder, findet am Sonntag in der Attendorner Stadthalle statt. Türen öffnen um 12 Uhr.
In der Attendorner Stadthalle dreht sich am Sonntag, 24. Juni, alles um den Nachwuchs. Denn bereits zum achten Mal lädt der Türkische Elternverein Attendorn (TEVA) zum internationalen Kinderfest ein. Wir sprachen vorab mit Aziz Dogru, dem Vorsitzenden von TEVA, über die Veranstaltung.
Wie genau läuft das Kinderfest am Sonntag ab?
Wir öffnen die Türen um 12 Uhr, eine Stunde später geht es dann offiziell los. Wir haben aus der Umgebung einige Vereine eingeladen, die sich in der Stadthalle präsentieren und dabei natürlich ihr Augenmerk auf die Kinder legen. Zu den Teilnehmern gehören unter anderem der Fanfarenzug oder auch die Mini-Biggesterne, die wahrscheinlich auch dieses Jahr wieder mit ihrem Auftritt für ordentlich Stimmung sorgen werden. Zudem bauen wir vor der Halle Hüpfburgen auf und bieten Kinderschminken an. Und natürlich bieten wir internationale Spezialitäten aus der Küche an.
In den vergangenen Jahren hielt der Bürgermeister immer eine Begrüßungsrede. Dieses Jahr auch?
Nein, leider hat er dieses Jahr keine Zeit. Deswegen werden wir auf eine Rede auch komplett verzichten und anders starten. Dieses Jahr zeigen wir zu Beginn ein kurzes, aber dennoch lustiges Imagevideo unseres Vereins. Dort bekommen unsere Besucher einen Eindruck unserer Arbeit, die geprägt ist von einem multikulturellen Miteinander. Man muss sich nur mal die Zusammensetzung unseres Vorstandes angucken, da sind nicht nur Türken, sondern auch Albaner, Deutsche oder Aleviten vertreten. Übrigens genauso wie in unserem Fest-Komitee. Da sind mehr als 20 Personen aus vielen Nationen, sogar aus Kolumbianer und Chinesen, dabei. Das gibt es nur bei uns (lacht).
Ihr Verein wurde 2010 gegründet. Wie kam es dazu?
Initiator war ein Lehrer, der frisch aus der Türkei hierher gekommen war und meinte, es würde noch etwas fehlen. Wir hätten zwar einen Moscheeverein und einen türkischen Sportverein, aber für die Bildung und für die Eltern, da sei noch Nachholbedarf. Ein total neutraler Verein fehlte in seinen Augen noch. So entstand die Idee eines Elternvereins.
Wie sieht Ihre Arbeit konkret aus?
Unser Ansatz lautet: Wir wollen Migranten, und dabei ausdrücklich nicht nur Türken, in Sachen Bildung unterstützen. Ein Beispiel: Mit einem Vorstandskollegen zusammen durchlaufe ich derzeit den Elternbegleiter, ein Programm des Kreises Olpe. Wir besuchen dabei Institutionen wie etwa die Arbeitsagentur oder die IHK.Nach diesem Lehrgang können wir unser Wissen über Bildung und Ausbildung hier vor Ort an die Migranten weitergeben. Wir organisieren aber auch Nachhilfekurse und bieten Ausbildungsberatungen intern an. Und zwei Mal pro Woche findet ein Jugendtreff in unseren Räumlichkeiten statt. Da sind wir sehr breit und, wie ich finde, gut aufgestellt.
Und auch in der Küche fühlen Sie sich sehr wohl...?
Genau. Ein erstes Event unseres Vereins war, wenn man so will, ein Kochabend, den wir längst etabliert haben. Wir haben uns gesagt: Irgendwie müssen wir jetzt anfangen, Netzwerke zu schaffen. Das geht am besten beim Kochen.
Ein Leitspruch von Ihnen lautet: Integriert sind wir schon, aber es fehlt die Gemeinschaft. Wie ist das zu verstehen?
Ich erkläre es an einem Beispiel: Fragen Sie mal einen Türken, was ein Schützenfest ist. Dann wird er Ihnen antworten: Da wird viel Bier getrunken. Aber die Hintergründe und den tieferen Sinn dieses Brauchtums kennt er nicht. Leider haben viele Migranten dazu keine enge Bindung. Dabei geht es doch um ihre Heimat, um Dinge, die direkt vor ihrer Haustür stattfinden. Deswegen planen wir auch ein kleines Videoprojekt, bei dem die Jugendlichen auf Attendorns Straßen rausgehen sollen und Passanten über diese Bräuche interviewen. So lernen sie diese Bräuche viel besser kennen. Wir versuchen also dazu beizutragen, dass diese Mauer durchbrochen wird und Gemeinschaft entsteht. Wenn man so will, sind wir eine Art Heimatverein.
Kommen wir nochmal zurück zum Kinderfest. Wo liegt der Ursprung dieser Idee?
Das ist simpel: Wir haben uns diese Veranstaltung aus der Türkei abgeschaut, dort findet jedes Jahr am 23. April, einem Feiertag in unserem Vaterland, ein Kinderfest statt.
Auf welches Highlight können sich die Besucher am Sonntag besonders freuen?
Da gibt es eine Menge, sicherlich gehören die Hüpfburgen oder auch Rollenrutschen dazu. Und, wie bereits angedeutet, der Auftritt der Mini-Biggesterne. Ein kleiner Wermutstropfen: Wir hatten ursprünglich geplant, einen kleinen Drift-Zone-Bereich einzurichten. Dort hätten die Kinder mit eine Art Gokart das Driften üben können. Nur leider hat uns der Betreiber abgesagt.
Wie finanzieren Sie dieses Fest?
Die Stadthalle ist kostenfrei für uns. Den Rest holen wir über Spenden und Sponsoren rein.
Eine abschließende Frage: Haben Sie Sorgen, vor dem Hintergrund der politischen Anspannungen mit der Türkei, dass dieses Fest als politisches Statement verstanden werden könnte?
Nein, absolut nicht. Wir sind ein völlig neutraler Verein. Wir vertretenden Standpunkt, dass wir alle Weltbürger, Freunde und Geschwister sind. Dieses Motto leben wir offensiv vor und aus. Das wird sich auch morgen wieder zeigen, da bin ich komplett optimistisch.