Attendorn/Olpe. Beim Abschluss mit einem Großkunden kam es zu Differenzen mit teuren Folgen. Was Attendorn und Olpe vorhaben, um den Schaden zu minimieren.

Es geht um viel Geld und ein Missverständnis: 1,9 Millionen Euro, das ergaben Recherchen unserer Redaktion, wollen sich die beiden Städte Attendorn und Olpe von ihrer Tochterfirma Bigge Energie zurückholen. Geld, das dem Versorgungsunternehmen an Einnahmen verlorengegangen ist. Nach uns vorliegenden Informationen kam es wohl bei einem der größten Gas-Abnehmer des Versorgers beim Verlängern des Sondervertrags zu Missverständnissen bzw. unterschiedlichen Interpretationsansätzen. Dies führte zu einem Einnahmeausfall von 3,8 Millionen Euro. Bigge Energie handelte mit der Firma zwar einen Vergleich aus, wodurch der Ausfall halbiert wurde, dennoch fehlen immer noch stattliche 1,9 Millionen Euro in der Kasse der Bigge Energie im Vergleich zur Einnahme mit einem aktuell angepassten Vertrag. Ein Einnahmeausfall, den die Gesellschafter von Bigge Energie nun verkraften müssen, und das sind die Stadt Attendorn, die Stadt Olpe sowie die Lister- und Lennekraftwerke, eine Tochter des Ruhrverbands in Essen.

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Offizielle Stellungnahmen waren von keiner der drei Beteiligten zu erhalten. Aber die Tagesordnungen der nächsten Ratssitzungen der beiden Nachbarstädte geben den deutlichen Hinweis darauf, dass hier etwas im Argen liegt. In Attendorn steht der Beratungspunkt auf der Agenda der turnusmäßigen Sitzung am 9. November. Hier heißt es, kürzer geht es kaum: „Bigge Energie – Inanspruchnahme von Versicherungsleistungen“. Die Kreisstadt ist etwas ausführlicher, allerdings wurde hier auch eigens eine Sondersitzung für den 7. November anberaumt. Die Tatsache, dass eine solche terminiert wurde, lässt ahnen, dass es hier nicht um Lappalien gehen kann, und so verrät die öffentlich einsehbare Tagesordnung der nichtöffentlichen Sitzung hier mehr: „Bigge Energie Verwaltungs-GmbH und Bigge Energie GmbH & Co. KG – Einleitung und Führung von Rechtsstreitigkeiten aufgrund von Haftungsansprüchen“ heißt es hier. Die einzige offizielle Auskunft, die zu erhalten war, kommt von der Stadt Olpe: Erster Beigeordneter Thomas Bär erklärte, bei der ansonsten streng vertraulichen Angelegenheit sei eine Frist zu beachten. Diese liege so, dass die reguläre Attendorner Ratssitzung für einen Beschluss ausreiche, die turnusmäßige Ratssitzung in Olpe aber zu spät wäre, weshalb die Sondersitzung eine Woche vorher eingeschoben worden sei.

Bereits in der September-Sitzung des Attendorner bzw. des Olper Rats war der Vorgang den Ratsmitgliedern nichtöffentlich bekanntgemacht worden. Nun sollen Möglichkeiten geprüft werden, Bigge Energie in Regress zu nehmen, weshalb das Thema erneut auf der Tagesordnung auftaucht. Und wenn man die Informationen aus der Attendorner und der Olper Rats-Einladung addiert, lässt sich ahnen, dass das Ziel ist, eine Versicherung für den Schaden in Haftung zu nehmen, der durch das Versäumnis entstanden ist.