Olpe. Jacke, Hose und Schuhe im Second-Hand-Laden kaufen? Wie günstig ist das wirklich? Wir haben den Test gemacht - und waren wirklich überrascht.
Das Angebot hat sich mittlerweile bis in die Hauptstadt herumgesprochen. „Wir haben immer mal wieder eine kleine Gruppe von Berliner Jugendlichen hier, die bei uns einkaufen. Die stehen zum Beispiel auf diese Vintage-Trainingsjacken, wofür sie in ihren Second-Hand-Läden bis zu 100 Euro zahlen. Hier bekommen sie die Jacken schon für 6 Euro“, erzählt Heidi Heidemann und lacht. Die frühere Leiterin der DRK-Integrationsagentur organisiert den DRK-Kleiderladen „Jacke wie Hose Olpe“ zusammen mit einem kleinen Team von Haupt- und Ehrenamtlichen. Egal ob Kleidung, Schuhe, Bettwäsche oder Handtücher: Das Lädchen in der Martinstraße 43 in Olpe gleicht einem Stöber-Paradies. Und bietet überraschende Schnäppchen für alle, die gerne auf Entdeckungstour gehen.
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Marken-Kleidung im Angebot
„Unser Angebot ist für alle offen. Jeder kann zu uns kommen. Wir freuen uns darüber, wenn wir anderen mit einem schönen Teil und zu einem günstigen Preis eine Freude machen können“, betont Heidemann. Man wolle kein Markendenken fördern. Alles hat einen Einheitspreis, unabhängig davon, welcher Designerwaschzettel im Inneren vernäht ist. Dementsprechend ist es nicht ungewöhnlich, wenn Schnäppchenjäger hier einen „Hugo Boss“-Anzug für 12 Euro oder eine „Wellensteyn“-Jacke für 6 Euro finden. Natürlich ist das meiste hier nicht neu, sondern bereits getragen. „Aber wir kontrollieren die Waren bis zu drei Mal, bevor wir sie verkaufen. Wir überprüfen, ob alles heile und sauber ist und waschen die Klamotten dann noch einmal durch.“
Allein das Überprüfen, Waschen und Sortieren nimmt viel Zeit in Anspruch. An jedem Öffnungstag – Montag bis Freitag von 10 bis 18 Uhr – kommen mehrere Menschen vorgefahren, um ihre Kisten mit ausrangierter Kleidung als Spenden abzugeben. Mit dem Ukraine-Krieg und der dadurch ausgelösten Flüchtlingsbewegung habe die Spendenbereitschaft noch mal zugenommen, meint Heidemann. 120 Quadratmeter umfasst das Lädchen an der Martinstraße – inklusive Lager und Waschraum. „Am liebsten hätte ich das Drei- oder Vierfache der Fläche. Wir können gar nicht die ganze Kleidung präsentieren, die wir gespendet bekommen.“ Dabei sei die Herbst- und Winterkleidung aktuell schon im Lager untergebracht.
Auch die Größen sind angegeben
Um den Schnäppchenjägern die Suche etwas zu erleichtern, wurde der Laden aufgeteilt. Im rechten Bereich sind Baby- und Kinderbekleidung untergebracht, links neben der Kasse ist die Herrenmode und daneben bis zum Schaufenster die Damenmode zu finden. Die Regalböden sind mit Etiketten beschriftet, darauf finden sich Angaben wie „T-Shirt“, „Pullover“, „Jacken/Westen“, „Lange Hosen/Jeans“ und „Kurze Hosen“. Auch die Größen sind darauf angegeben.
Als der DRK-Laden 2016 eröffnet wurde, kamen vor allem Geflüchtete und Menschen mit geringem Einkommen hierher. Auch heute sind sie noch Kunden; doch längst nicht die einzigen. „Wir haben auch viele junge Leute hier, Schüler, die nach der Schule kommen, sich umschauen und freuen, wenn sie etwas Cooles für wenig Geld gefunden haben“, so Heidemann. Viele seien auf der Suche nach dem Besonderen, dem Vintage-Look. Vor allem die junge Generation sei sensibilisiert für Themen wie Nachhaltigkeit und Konsum. Dementsprechend müsse Kleidung nicht immer neu gekauft und später schlimmstenfalls weggeschmissen werden. Und: Der Preis spiele natürlich auch eine entscheidende Rolle.
Second-Hand-Laden und Einzelhandel: Wie groß ist der Unterschied wirklich? Dafür haben wir uns ein sportlich-elegantes Outfit – bestehend aus fünf Teilen – zusammengestellt, um einen Vergleichswert zu haben. Im DRK-Laden picken wir uns eine eng anliegende Bluejeans der Marke „Only“ heraus, dazu ein blau-weiß gestreiftes T-Shirt und einen beigefarbenen Trenchcoat von „Esprit“. Dazu passen beigefarbene Slipper und ein schwarzer Lederrucksack. Für die Jeans bezahlen wir 5 Euro, für das T-Shirt 2 Euro, der Mantel kostet 6 Euro, die Schuhe 4 Euro und der Rucksack 3 Euro. Insgesamt haben wir für das komplette Outfit also 20 Euro bezahlt. Ohne zu viel vorwegzunehmen: Das ist unschlagbar.
Eine echte Sparer-Variante
Im Olper Einzelhandel orientieren wir uns stiltechnisch an dem Second-Hand-Outfit – und werden schnell fündig. Die Skinny Jeans, ebenfalls von „Only“, kostet 39,99 Euro. Ein vergleichbares, blau-weiß gestreiftes T-Shirt bekommen wir für 11 Euro – das wurde immerhin von 16,99 Euro heruntergesetzt. Für den beigefarbenen Longblazer zahlen wir 59,99 Euro, die schwarze Umhängetasche aus Echtleder kostet ebenfalls 59,99 Euro. Slipper, die denen aus dem Second-Hand-Laden optisch sehr nahe kommen, finden wir zumindest im Online-Shop für 29,99 Euro. Insgesamt landen wir bei dem Outfit am Ende bei 200,96 Euro; das ist gut das Zehnfache der Sparer-Variante.
Unser Fazit: Ein Besuch im Second-Hand-Shop lohnt sich auf jeden Fall. Natürlich hat man hier nicht die gleiche Auswahl wie im Einzelhandel, zielgerichtetes Shoppen ist daher nicht immer möglich. Wenn man aber flexibel ist und Spaß an Schnäppchen hat, ist man hier bestens aufgehoben. Übrigens: DRK-Shops gibt es auch in Lennestadt und Finnentrop.
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