Attendorn. Am Freitag steht ein ganz wichtiger Termin im Kalender vieler Poskebrüder bzw. Poskeschwestern. Worum es bei der Generalversammlung geht.
Freitag könnte ein einschneidender Termin in der Geschichte des traditionsreichen Osterbrauchtums in der Hansestadt werden. Dann steht ab 19 Uhr im Restaurant Himmelreich die Generalversammlung des Osterfeuervereins Attendorn auf der Tagesordnung. Sind an diesem Abend 100 stimmberechtigte Poskebrüder bzw. Poskeschwestern anwesend, geht der letzte Akt der Neuorganisation über die Bühne. In den letzten Wochen und Monaten haben sich die vier bislang unselbstständigen Po(o,r)ten bereits als eigenständige Vereine neugegründet. Dabei sind auch zum ersten Mal weibliche Mitglieder aufgenommen werden. An der Spitze des zukünftig als eine Art Dachverband fungierenden Gesamtvereins wird nach Jahrzehnten nicht mehr der katholische Pfarrer stehen. Wir sprachen mit dem 2. Vorsitzenden Olaf Homberg über die Bedeutung der anstehenden Versammlung.
Warum ist die Jahreshauptversammlung des Osterfeuervereins Attendorn so wichtig?
Olaf Homberg: Die Haftung soll auf die eigene Po(o,r)te reduziert werden. Aktuell haften alle vier Po(o,r)ten für alle Aktivitäten in den vier Po(o,r)ten.
Haben die vier Po(o,r)ten ihre Hausaufgaben gemacht und sich als eigenständige Vereine neu gegründet? Wie sind die Versammlungen dort gelaufen?
Ja, haben sie. Die Gründungsversammlungen sind gut verlaufen und die neuen Satzungen ohne große Diskussion angenommen worden.
Der Osterfeuerverein ist laut der neuen Satzung „nur“ noch die Dachorganisation der vier Po(o,r)ten. Was ist der Grund?
Das war bisher auch schon so. Der Osterfeuerverein soll als Dachorganisation das Bindeglied zu den vier Po(o,r)ten sein und die Tradition bewahren. Zudem regelt der Hauptverein einige Angelegenheiten, wie zum Beispiel die Versicherungen für die vier Po(o,r)ten.
Jahrzehntelang war der katholische Pfarrer automatisch 1. Vorsitzender des Osterfeuervereins Attendorn. Warum ändert sich das jetzt?
Es gibt von der katholischen Kirche schon seit Jahren eine Verordnung, nach der Priester in Vereinen, AGs, KGs usw. kein Vorstandsamt mehr besetzen sollen. Sie dürfen nicht haftbar gemacht werden. Diese Verordnung muss nun auch in Attendorn umgesetzt werden.
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Mit welchen personellen Vorschlägen geht der Noch-Vorstand in die Versammlung am Freitagabend?
Die Vorstandsposten werden verändert. Es wird keinen Geschäftsführer mehr geben. Dieser Posten wird aufgeteilt in Kassierer und Schriftführer. Dazu kommen noch der 1. und 2. Vorsitzende sowie die 4 Poskeväter. Bei den Wahlen gibt es für alle Ämter kompetente Kandidaten.
Laut noch gültiger Satzung müssen mindestens 100 stimmberechtigte Mitglieder anwesend sein. Was passiert, wenn diese Zahl nicht erreicht wird?
Dann sind wir nach der aktuellen Satzung bei Satzungsangelegenheiten nicht beschlussfähig. Das heißt: Es bleibt wie es ist, bis auf den Geschäftsführer. Der jetzige Geschäftsführer Dieter Hundt legt nach acht Jahren sein Amt aus gesundheitlichen Gründen nieder. Da aber eine Wahl des Geschäftsführers nicht in der Einladung und auch nicht auf der Tagesordnung steht, müssten wir nach Paragraf 6 mit einer 75-prozentigen Mehrheit die Dringlichkeit dieser Wahl anerkennen. Es muss dann zu einer neuen Versammlung eingeladen werden, die bei Anwesenheit von 50 Mitgliedern beschlussfähig ist.
Wie sieht es künftig mit der Haftungsfrage aus? Bleiben die Poskebrüder über den Osterfeuerverein versichert?
Ganz klar ja. Die Poskebrüder sind auch weiterhin versichert.
Homberg kandidiert als 1. Vorsitzender
Der „Osterfeuerverein Attendorn“ wurde am 30. November 1930 gegründet und ist am 6. März 1931 in das Vereinsregister eingetragen worden. Den geschäftsführenden Vorstand bilden aktuell Pfarrer Andreas Neuser als 1. Vorsitzender, Olaf Homberg als 2. Vorsitzender und Dieter Hundt als Geschäftsführer. Olaf Homberg von der Waterpoorte will bei der Generalversammlung des Osterfeuervereins am Freitagabend als neuer 1. Vorsitzender kandidieren.
Ist das Attendorner Osterbrauchtum nur etwas für Männer? Oder sind schon Poskeschwestern in den jetzt eigenständigen Po(o,r)ten aufgenommen worden?
Traditionsgemäß findet das Holzstellen und Kreuzaufstellen durch Männer statt. (Anmerkung der Redaktion: Bei der Gründungsversammlung der Ennester Pote wurde Katharina Schulte als erstes weibliches Mitglied aufgenommen. Laut Satzung der Pote kann jede Person ab 16 Jahre aufgenommen werden. Inga Isphording-Wache gehört zu den Gründerinnen der Niedersten Poorte als eigenständiger Verein.)
Ist Corona der einzige Grund, warum der Zeitplan für die organisatorische Neuaufstellung des Attendorner Osterbrauchtums in Verzug geraten ist?
Corona ist sicher der Hauptgrund. Aber das 800-jährige Stadtjubiläum hat wie die Meilertage keinen anderen Termin zugelassen.
Wenn sie sich in den vier Po(o,r)ten umhören, wie groß ist das Verständnis für die Neuorganisation?
Sehr hoch, ich denke bei 90 Prozent.