Rahrbach. Der Kreis sucht weiterhin fieberhaft nach dem Grund für die Wasserverseuchung im Rahrbachtal. Was sich bei der Information der Bürger ändern soll.

Das Trinkwasser im Rahrbachtal ist wieder sauber, dennoch hatte Christian Jung, Ortsvorsteher der Orte Rahrbach und Kruberg, zu einer Infoveranstaltung in die „taverne 1313 Rahrbach“ eingeladen, um die Geschehnisse und Pannen in der Kommunikation während der gestörten Trinkwasserversorgung aufzuarbeiten. Rund zwei Dutzend betroffene Bürger aus allen betroffenen Orten folgten der Einladung, zehn weitere nahmen online teil. Im Rahrbachtal kochten 21 Tage lang nicht nur die Wasserkocher, sondern auch die Gemüter und die Gerüchteküche. Der Vorwurf: Die Bevölkerung ist der Meinung, es habe lapidare Bemerkungen von Seiten der Behörden auf unterschiedlichen, nicht immer geeigneten Kommunikationskanälen gegeben. Die Gemeinde und die Kreiswasserwerke hätten Teile der Verantwortung auf die Bürger abgewälzt und bei einem schwerwiegenden Thema, bei dem es zu Krankheiten kommen könne, ein „recht lässiges Verhalten“ an den Tag gelegt.

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Man fragte sich, ob das Wasser für Kruberg eine andere Einspeisung als die für Rahrbach habe. Anders sei es nicht zu erklären, warum in Kruberg das Abkochverbot eine Woche länger dauerte als in den anderen betroffenen Orten. Christian Jung stellte einige aufgekommenen Fragen und Gerüchte vor, um die Situation deutlich zu machen. Es gehe ihm nicht um Vergangenheitsbewältigung, sondern um sofortige, vollständige und verständliche Informationen über die richtigen Kanäle.

Wie schon Kirchhundems Bürgermeister Björn Jarosz in der Ratssitzung am Donnerstag (wir berichteten) räumten die Vertreter des Gesundheitsamtes und der Kreiswerke Olpe - die Gemeinde war nicht vertreten - die Probleme bei der Kommunikation ein und entschuldigten sich dafür. „Die Kommunikation war nicht gut. Je weniger kommuniziert wird, desto mehr brodelt die Gerüchteküche. Und dann kommt es auch zu Fake-News. Es gibt Menschen, die sich ihre Infos nicht aus dem Internet holen. Die Infos müssen schneller und klarer publik werden“, sagte Michael Färber, Fachbereichsleiter Jugend, Gesundheit und Soziales beim Kreis Olpe, der als Welschen Ennester selbst vom Abkochgebot betroffen war. Fakt ist: Das Abkochverbot ist seit Donnerstag, 27. Oktober, auch für Kruberg aufgehoben.

„Wir haben alles gereinigt. Aber wir haben immer noch nicht den Ursprung und den Verursacher der Verunreinigungen gefunden“, erklärte Benedikt Hilchenbach, technischer Leiter der Betriebssparte Wasserversorgung bei den Kreiswerken Olpe. Der Grund der Wasserverunreinigung sei noch nicht identifiziert. Hier gehen die Kreiswasserwerke Olpe gemäß Ausschlussverfahren vor, zum Beispiel über Sichtkontrollen, teilstreckenweises Abschiebern, Druckprüfungen, Wasserverlustprüfungen. Eine unklare Informationslage soll in Zukunft der Vergangenheit angehören. Der Ortsvorsteher, welcher selbst über rahrbachtal.de und einen Verweis auf kirchhundem.de – und damit folglich ebenso limitiert – informierte, fordert transparente, effiziente, passgenaue Kommunikation. Selbst IT-erprobt empfiehlt er unter Wahrung des Datenschutzes eine zentrale Möglichkeit der Datenhaltung von zum Beispiel E-Mail-Adressen der Bürger (siehe Corona-Dramen bei Gesundheitsamt), Vernetzung mit dem seit 2019 laufenden und mit über zwei Millionen Euro geförderten Projekt „smart city“.

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Michael Färber appellierte an den Kreis, die Nina-Warn-App im Bedarfsfall zu befüttern. Ein Bürger brachte als zusätzliche Infoquelle den Dienst Cell-Broadcast ins Spiel. Hierfür ist weder eine APP noch ein Abo erforderlich: Seit 1999 kann dieser robuste und technisch einfache Mobilfunkdienst Nachrichten ähnlich einer SMS an alle Empfänger innerhalb einer bestimmten Funkzelle versenden. Alle Vertreter von Kreis Olpe und Kreiswasserwerken Olpe sicherten mit sofortiger Wirkung eine klare und sofortige Kommunikation zu, sollte es zu ähnlichen Vorfällen kommen. „Möge dies allen Behörden für alle Orte, Bürger und Themen im Kreis ein wohlgemeinter ernster Wegweiser sein“, appellierte Christian Jung am Schluss der Veranstaltung.

Folgende Maßnahmen wurden nach dem Auftreten des Störfalls unternommen:

Inspektion einer Wasserkammer im Hochbehälter Rahrbach;

Kontrolle sämtlicher Leitungs-
trassen
vom Pumpwerk Neuenkleusheim zum Hochbehälter Rahrbach und im Rahrbachtal;

Suche nach bautechnischen Mängeln durch Holzrückearbeiten, Freimähen und Markierung des entsprechenden Baufeld und Beseitigung offenkundiger Schäden durch die Kreiswerke.

Beauftragung einer Spezialfirma für die erste Novemberwoche zur Leckortung mit Spürgas, um mögliche Austrittsstellen zu lokalisieren;

Desinfektion des Trinkwassers mittels Chlorzuführung am Hochbehälter Rahrbach über drei Wochen in enger Abstimmung mit dem Gesundheitsamt des Kreises Olpe.