Olpe. Giuseppe Foresi hat die Pizzeria Pescara an seinen Sohn Piero übergeben. Es ist die älteste Pizzeria in Olpe – und dort sehr verwurzelt.
Giuseppe Foresi (68) ist in Casoli in den Abruzzen geboren. Eine kleine Gemeinde mit rund 5000 Einwohnern, gelegen unweit der Adriaküste und etwa auf dem gleichen Breitengrad wie Rom. 1977 kam er nach Deutschland. Direkt nach Olpe, wo er 1985 die Pescara am Fuß des Kimicker Berges eröffnete. Sie ist das heute älteste bestehende italienische Lokal in der Kreisstadt.
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„Als ich nach Olpe kam, fand ich Arbeit als Bedienung im Etna in der Westfälischen Straße. Dort arbeiteten auch Lillo und Antonio“, erzählt Giuseppe von früheren Zeiten. Von damals, als in Olpe italienische „Ristoranti et Pizzerie“ Fuß fassten. Zwar wurde bereits 1952 in Würzburg Deutschlands erste Pizzeria eröffnet, in den ländlichen Gebieten wie dem Sauerland aber verbreiteten sie sich erst in den 1970er und 1980er Jahren. Viele Olper Bürger können sich noch gut an das Etna erinnern. Es war das erste italienische Lokal in Olpe überhaupt und schloss 1992. Antonio, der 1985 ein Jahr lang Kompagnon der Pescara war, eröffnete 1986 sein eigenes Lokal in der Pannenklöpperstraße.
Und Lillo, der waschechte Sizilianer, wiederum ein Jahr später in der Frankfurter Straße. Er ging 2008 in den Ruhestand. So ganz von der Bildfläche ist er aber nie verschwunden. Man findet ihn heute in der Pescara, wo er in der Küche unterstützt. „Italienische Küche ist Fantasie. Man muss sie immer neu erfinden“, schwärmt der Koch aus Palermo.
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Eine ganz besondere Pizza
Sich immer neu erfinden – das hat Giuseppe Foresi immer wieder getan. Auf seiner Karte steht beispielsweise ein Gericht, das es nirgendwo anders gibt: Pizza Altenkleusheim. Mit Tomaten, Mozzarella, Salami, Schinken, Thunfisch und Ananas. Entstanden ist sie vor mehr als 30 Jahren, als die Pescara sozusagen Stammlokal vieler Fußballer war. „Die Altenkleusheimer sagten immer: bitte, mach uns diese Pizza. Und ich habe sie gemacht“, so Giuseppe und verrät noch einen Grund für den Namen: Damals hat er selbst in Altenkleusheim gewohnt. Und dort ist auch sein ältester Sohn Luigi geboren.
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Am 1. September 2022 hat Giuseppe nun die Pescara in die Hände seines jüngsten Sohnes Piero (22) gegeben und ist in Rente gegangen. Im Lokal aber ist er weiterhin täglich zu sehen. „Ich liebe es einfach. Zu bedienen und mit den Gästen zu sprechen ist eine echte Herzensangelegenheit. Die Pescara ist ein Teil von mir und meiner Familie.“
Die Pescara ist indes auch ein Stück weit Familie für die Olper. Es gibt jede Menge Stammpublikum. Viele Gäste sind wöchentlich hier. Viele davon auch mehrmals. Und das seit Jahren oder Jahrzehnten. Da ist die Freundesgruppe, die sich regelmäßig „bei ihrem Italiener um die Ecke“ trifft. Da ist das Paar, das jeden Sonntag um acht Uhr abends kommt. Oder der Herr, der jeden Dienstag-, Donnerstag- und Sonntagmittag eine Pizza oder ein Steak genießt. Und dazu ein Viertel Wein, der aus Abruzzen kommt, aus Giuseppes Heimat. So wie das Bier von hier kommt, aus Giuseppes zweiter Heimat.
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Apropos Steak. Mit Piero, der auf der Burg Schnellenberg gelernt hat, ist die Pescara nicht mehr „Pizzeria und ein bisschen Ristorante“, sondern eher „Ristorante und ein bisschen Pizzeria“. Der Jungunternehmer möchte das Erbe seines Vaters moderner und vielfältiger gestalten. Nudel-, Fisch- und Fleischgerichte in ihrer ganzen italienischen Vielfalt anbieten. Seit neuestem gibt es eine wechselnde Tages- oder Wochenkarte mit Spezialitäten wie Spaghetti allo Scoglio oder sizilianische Orecchiette mit Schwertfisch und Aubergine. „Ohne Altbewährtes von der Karte zu nehmen“, wie Piero betont. So wie die Tortellini Mama Rosa, die „einfach immer gehen“. Oder die Pizza Scampi, auf der die kleinen Schalentiere in einer speziellen Sahnesoße liegen. Lillo hat das Rezept erfunden. Der Palermitaner war es auch, der in Olpe die Calzone mit Käsesoße oder Bolognese eingeführt hat.
Das Ambiente eines Familienbetriebes
Mal abgesehen von der Speisekarte – es ist die südländische Atmosphäre, die die Pescara so liebenswert macht. „Es ist das Ambiente eines Familienbetriebes, die gute und lockere Stimmung. Gesellig, offen, herzlich. Wir leben in der Pescara Italien“, sagt Giuseppe und erzählt von seinem Vater Luigi. Als der in Rente ging, kam er jedes Jahr für acht Monate nach Deutschland, um den heißen italienischen Sommer zu entfliehen – 15 Jahre bis zu seinem Tod. „Um fünf Uhr morgens stand er schon in der Küche. Putzte Salat und kochte Tomatensoße.“ Und Giuseppe erzählt auch von Dino, ein Urgestein in seiner Küche, ganze 32 Jahre stand er am Herd der Pescara. Ob Giuseppe Foresi noch mal nach Italien zurückgeht, jetzt in seinem Rentenalter? „Nein, ich habe hier alles, was ich brauche und liebe. Die Pescara, meine vier Kinder und meine sechs Enkelkinder. Ich habe Olpe ins Herz geschlossen.“
Pizzeria Pescara, Maria-Theresia-Straße 2, 57462 Olpe; Tel: 02761 3256. Mittwochs ist Ruhetag.