Rönkhausen. Im Gasthof Spielmann an der B 236 wurde seinerzeit das Dorfgeschehen diskutiert. Auch die Karnevalisten halten die Kneipe in guter Erinnerung.

Der große Abrissbagger nagt seit wenigen Tagen am ehemaligen Gasthof Spielmann in Rönkhausen. Die einst beliebte Gaststätte an der Bundesstraße 236, die sich wie die Scheune direkt nebenan im Besitz der Unternehmerfamilie Kirchhoff (Holz Joki) befindet, wird nach und nach dem Boden gleichgemacht. Nostalgiker und alt eingesessene Rönkhauser werden den Abriss mit einem weinenden Auge verfolgen, letztlich aber auch einsehen müssen, dass das alte und nicht denkmalgeschützte Haus keine Zukunft mehr besaß. Letztlich blieb aufgrund der maroden Bausubstanz keine Alternative zum Abriss.

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Die im 19. Jahrhundert erbaute und durch Johann Spielmann eröffnete Gaststätte steht schon seit etlichen Jahren leer. Früher kamen hier unter anderem Kaufleute zusammen. Ralf Helmig, der nur einen Steinwurf von der ehemaligen Kneipe entfernt wohnt, weiß, dass die Gaststätte eine im Dorf sehr angesehene Lokalität war. „Weil sie direkt neben der Kirche lag, sind früher viele Rönkhauser nach dem Besuch der Kirche bei Spielmann eingekehrt und haben dort ihren Stammtisch abgehalten.“ Später diente die Traditionskneipe unter anderem auch als Wahllokal.

Erstmal nur Grünland

Die Gaststätte direkt am Kreisverkehr in Rönkhausen steht exemplarisch für die Entwicklung vieler kleiner Dörfer, denen immer mehr Infrastruktur wegbricht – angefangen bei den urigen Dorfkneipen. „Als ich noch ein Kind bzw. ein Jugendlicher war, hatten wir im Dorf mindestens siebe, gut funktionierende Kneipen. Und jede einzelne hatte ihre Daseinsberechtigung“, erinnert sich Anwohner und CDU-Politiker Helmig. Doch diese Zeiten sind lange vorbei, viele Gaststätten verschwinden von der Bildfläche.

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Die ersten Elferratssitzungen der Karnevalisten aus Rönkhausen fanden laut Sitzungspräsident Jens Nagel eben in jener Gaststätte Spielmann statt. „Sie war ein zentrale Punkt im Ort. Mehr noch: Aus Erzählungen weiß ich, dass hier das Dorfgeschehen nicht nur diskutiert wurde, sondern auch wichtige Entscheidungen über die Entwicklung von Rönkhausen getroffen wurden. Die Gaststätte Spielmann war Dreh- und Angelpunkt.“ In den 1950er Jahren soll hier auch der erste Fernseher gestanden haben.

Bleibt die Frage: Was geschieht mit dem Grundstück, wenn von der Gaststätte nichts mehr zu sehen ist. „Zunächst einmal nur Grünland“, klärt Eigentümer Jan Kirchhoff auf Nachfrage auf. Ein größeres Bauvorhaben sei in diesen Tagen mit Blick auf die schwierige Lage auf dem Bausektor – Stichwort Materialknappheit oder enorm steigende Baukosten – kaum zu machen. Kirchhoff: „Selbst wenn wir bauen wollten, man bekommt ja kaum einen Handwerker oder einen Architekten, der für dich plant.“ Deswegen könne er aktuell auch nur sagen, dass mittelfristig etwas Neues entstehen soll. Bis die Bagger also erneut am Kreisverkehr in Rönkhausen anrollen, wird einige Zeit ins Land gehen.