Kreis Olpe/Grevenbrück. Wie kann eine klimaschonende Landwirtschaft im Kreis Olpe gelingen? Einige Bauern sind schon erfolgreich. Es gibt aber noch viele Baustellen.

Starkregen, drei Dürrejahre und Sturmfolgen. Der Klimawandel ist längst im Sauerland angekommen und für die heimische Landwirtschaft ein brandaktuelles Thema. Auch Stefan Becker-Borggräfe macht sich zwangsläufig Gedanken über eine „klimaschonende Bewirtschaftung“ auf seinem „relativ kleinen Betrieb“ mit 60 Milchkühen, die seit 2017 von einem modernen Melkroboter gemolken werden. Auf dem Familienhof des jungen Landwirtes in Grevenbrück stellt der Landwirtschaftliche Kreisverband Olpe konkrete Möglichkeiten vor, wie auf die Extremwetter-Ereignisse reagiert werden kann. Dazu gehören die wasserschonende Bodenbearbeitung und die Vorbeugung von Bodenerosion.

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Böden im Sauerland: Zwischen Trockenheit und Starkregen

Stefan Becker-Borggäfe, Landwirt aus Grevenbrück
Stefan Becker-Borggäfe, Landwirt aus Grevenbrück © Martin Droste

Für Stefan Becker-Borggräfe ist der Klimawandel schon lange kein abstrakter Begriff mehr. Der Grevenbrücker bewirtschaftet den Hof zusammen mit seiner Mutter und seinem Bruder, arbeitet zudem als Lohnunternehmer für andere Betriebe und ist Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Ortsverbandes Lennestadt. Zum Bauernhof der Familie Becker-Borggräfe gehören 60 Prozent Grünland und 40 Prozent Ackerfläche, was für das Sauerland eher untypisch ist. „Wir müssen mit Trockenheit und Wasserknappheit klarkommen“, berichtet der junge Landwirt. Auf der anderen Seite droht Starkregen den Ackerboden in der Sauerländer Hanglage wegzuschwemmen, haben Stürme den Mais niedergedrückt.

Hier heftige Niederschläge, dort längere Dürrephasen. „Das sind die Spannungsfelder für unsere Böden“, sagt Martin Hoppe, Berater bei der Landwirtschaftskammer für Pflanzenbau. „Boden ist unser wertvollstes Kapital. Um ihn vor Verlusten durch Erosion zu schützen, sollte er möglichst immer bewachsen sein“, rät der Experte für Grünland/Feldfutterbau gerade bei Reihenkulturen wie dem Maisanbau zu einer „gezielten Begrünung“ mit Gräsern. Diese Untersaat hält den Boden zusammen und ermöglicht im Herbst bei nassem Wetter das bessere Befahren mit schweren Erntemaschinen. Zudem empfiehlt Hoppe, die Fruchtfolgen möglichst breit zu steuern und schädliche Bodenverdichtungen zu vermeiden. Der Aufbau von Bodenhumus durch die Pflanzenwurzeln mache die Böden resistenter gegen Extremwetter-Ereignisse.

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Hohe Investitionen für die Umstellung der Landwirtschaft in Folge des Klimawandels

„Man muss für jede Stelle genau die richtige Maßnahme finden“, will und kann sich Stefan Becker-Borggräfe „keinen kompletten Systemwechsel“ leisten und muss weiter einen Teil seiner Ackerfläche umpflügen. „Untersaaten verursachen auch Ertragseinbußen“, betont der Landwirt aus Grevenbrück. Das gelte auch für den Verzicht auf Herbizide. Aber wie seine Kollegen hat er großes Interesse an der Beratung durch die Landwirtschaftskammer. „Die Kammerberatung hat die Art der Bewirtschaftung schon geändert“, ist Michael Richard, Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Olpe, überzeugt. „Beratung ist wichtig, um aus dem Traditionellen in das Neue zu kommen“, weiß sein Geschäftsführer Georg Jung. Aber die Umstellung der Landwirtschaft infolge des Klimawandels hat ihren Preis. Jung: „Hohe Investitionen sind nötig.“

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Das geht nicht ohne die Unterstützung der Politik. Von der erhofft sich Michael Richard, der oberste Landwirt des Kreises Olpe, noch etwas: „Angesichts der durch die Versiegelung von landwirtschaftlichen Flächen erheblich zurückgegangenen Ackerbauflächen ist es eine Forderung der heimischen Landwirte, stellenweise ehemalige Waldflächen als Acker nutzen zu dürfen. Wir wünschen uns daher, dass wir hier im grünlandreichen Sauerland auch mal kleine Flächen für Ackerbau umbrechen dürfen“.

Dominieren wird im Kreis Olpe mit seinen typischen Sauerländer Hanglagen aber weiter die Grünlandbewirtschaft. Wasserschonende Bodenbearbeitung und Verhinderung von Bodenerosion werden aber immer wichtiger.