Kreis Olpe. Aus Solidarität mit den Kollegen in den Niederlanden, aber auch als Warnung vor möglicher deutscher Agrarpolitik organisieren Landwirte Protest.

Viele heimische Landwirte gehen von einer Art Verschwörung aus: Im Nachbarland Niederlande toben Bauernproteste, und die Nachrichtensendungen im deutschen Fernsehen gehen weitgehdn darüber hinweg. Was zwischen Groningen und Limburg, Zeeland und Gelderland passiert, ist beispiellos – die niederländischen Bauern sind seit Wochen auf der Straße, um gegen Maßnahmen der Regierung zu protestieren. Kürzlich eskalierte die Situation, als ein Polizist bei einer Protestveranstaltung einen Schuss auf einen Traktor abgab, der von einem 16-Jährigen gelenkt wurde; die Kugel blieb im Holm der Schlepperkabine stecken.

Was die Bauern in den Niederlanden umtreibt, wird bald, so die Befürchtung heimischer Bauern, auch in Deutschland spruchreif werden. Die liberal-konservative Regierung der Niederlande hat Beschlüsse gefasst, die im Blick auf die angepeilte Klimaneutralität den Ausstoß von Stickoxiden beschränken soll, was die Massentierhaltung ins Ziel nimmt. Gleichzeitig will die Regierung das Düngen stark einschränken, was die Erträge der Landwirte deutlich senken würde.

Protest an mehreren Orten

Im Kreis Olpe sind immer mehr Landwirtinnen und Landwirte außer im traditionsreichen Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverband auch im Netzwerk „Land sichert Versorgung“ (LSV) aktiv. Und dieses Netzwerk ruft nun zu Protestaktionen auf, die am Montagabend sichtbar wurden. An mehreren Orten fuhren Landwirte mit Schleppern vor, um auf sich aufmerksam zu machen.

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Birgit Lorenz aus Sporke/Hespecke ist mit dabei: „Wir wollen unsere Solidarität mit den Kolleginnen und Kollegen in den Niederlanden zeigen.“ Es seien zunächst noch keine Proteste oder Demonstrationen geplant, sondern nur Aktionen, die niemanden behindern oder blockieren. Dazu wurden beispielsweise zwischen Hünsborn und Möllmicke Traktoren auf fünf Autobahn-Überführungen gebracht, sodass die Verkehrsteilnehmer auf der Autobahn aufmerksam wurden. Bauern aus dem Raum Lennestadt kamen auf dem Gelände des Agrarhandels Agravis zusammen, bei Attendorn wurden Trecker in Parkbuchten an der Landesstraße 512 abgestellt, einfach, um durch das gemeinsame Auftreten Aufmerksamkeit zu erregen. Birgit Lorenz: „Was da in den Niederlanden passiert, das könnte auch auf uns zukommen.“ Ihre Berufskolleginnen und -kollegen gingen davon aus, dass die Maßnahmen der Regierung dafür sorgen könnten, dass die Zahl der Höfe um 30 Prozent zurückgehe. „Ich glaube, das schlimmste, was in den Niederlanden passiert ist, war, dass den Bauern dort mit Enteignung gedroht wurde“, so Birgit Lorenz: „Das darf man nicht machen. Das sind Höfe, die über Generationen weitergegeben worden sind.“

„Wenn es reicht, dann reicht es“

In Hünsborn hatte Christoph Schürholz den Protest organisiert. Ein Dutzend Ackerschlepper fuhr von seinem Hof aus zum Flugplatz, um die dortige Brücke zu „besetzen“. „Wir deutschen Bauern sind nicht so impulsiv wie die Franzosen oder die Niederländer, aber wenn es reicht, dann reicht es“, erwartet Schürholz bei steigendem Druck aus der Politik weitere Proteste.

LSV betont in einer Pressemitteilung, die Auswirkungen der aktuellen deutschen Agrarpolitik treffe nicht nur die Bauern, sondern  alle Verbraucher, denn dann drohe  eine regelrechte Preisexplosion sowie Knappheit mancher Lebensmittel.