Drolshagen. Endlich konnte das Ernte- und Tierschaufest wieder ganz normal stattfinden. Allerdings gab es weniger Tiere und Stände als früher.

Trotz des vorhergesagten Regens blieb es beim traditionellen Ernte- und Tierschaufest in Drolshagen im Stadtpark Lohmühle und an der Vier-Jahreszeitenhalle am am Samstag ab 9 Uhr meist trocken und teilweise sonnig. Nach COVID-19 fand das seit 1853 bestehende Fest wieder normal statt und vor allem Kinderaugen erhellten sich bei den verschiedenen teilnehmenden Tieren. Die „Rollende Waldschule“ der Kreisjägerschaft „Kurköln“ Olpe gab den jüngeren Besucherinnen und Besuchern präparierte heimische Waldtiere zum Anfassen. Größtenteils kam man jedoch natürlich lebendigen Tieren, vor allem Pferden, Kühen und Schafen, ganz nahe.

Die 59-jährige Elke Vitale aus Drolshagen und ihre 12-jährige Haflingerstute Safira sind schon erfahrene Teilnehmerinnen: Schon zum fünften Mal sind die Mitglieder des Stalles Maiworm in Sieberinghausen bei der auch dieses Jahr gut besuchten Tierschau dabei und Elke freut sich, dass es nach der Pandemie wieder losgehen kann. Das Erntefest sei „eben Tradition“ und sie hofft, dass in Zukunft mehr Leute wieder ihre Tiere zur Schau stellen werden. Ihr gefällt am meisten am Fest, dass Bauern und Pferdebesitzer ihre Tiere zeigen können. „Kinder kennen diese Tiere so nicht mehr“, erläutert sie und gibt an, dass viele Leute schon bei ihr stehen geblieben sind.

„Wahrscheinlich wegen der Mähne“, lacht sie und verweist auf Sarafinas lange, Augen bedeckende Mähne, die für diese Pferderasse typisch ist. Für Elkes Enkelin Marta (11) war dieses Tierschaufest ihre Premiere als Teilnehmerin, wobei sie vorher ein „bisschen aufgeregt“ war. Ihr gefällt es aber, Sarafina am Zügel zu halten, und die Tiere sehen zu können, ist für das Mädchen das Schönste am Erntefest. Für das nächste Jahr hat sie ein größeres Ziel: Das Pferd selber vorführen.

Kinder melken Holzkuh

Tim Wigger (37) und Jürgen Stamm (59) haben für die Tierschau eher unkonventionelle Lebewesen mitgebracht: Am für das Fest schon vertrauten Infostand des Imkervereins Drolshagen bieten sie verschiedene Bienenprodukte wie Honig, Pflegebalsam und Seife an. Das Erntefest ist für Stamm ein „Highlight“. Wie viele andere ist er erleichtert, Menschen uneingeschränkt nach der Pandemie wieder bei einem Fest begegnen zu können, das für viele generationenübergreifend eine Tradition sowie Teil ihrer Kindheit ist. Für Kinder besonders interessant ist der Schaukasten, bei dem man Bienen bei der Arbeit beobachten kann. Eine kleine Herausforderung ist es, die Königin unter den vielen wuselnden Arbeiterinnen zu finden.

Gleichzeitig ist die 47-jährige Bauernhof-Erlebnispädagogin Jessica Stracke mit dem Stand ihres pädagogischen Milchviehbetriebs Kuhlerbü zum ersten Mal bei der Tierschau dabei. Viele junge Besucherinnen und Besucher haben sich dort an verschiedenen Spielen für gesponserte Preise versucht. Als beim Landwirtschaftlichen Lokalverein Drolshagen, der das Erntefest organisiert, der Vorschlag geäußert wurde, was für Kinder zu machen, kam die Idee zur Teilnahme. So konnten Kinder die Holzkuh Frieda melken, Schaf Lasse mit seiner Wolle aus Rasierschaum scheren und beim Eierlauf ihre Geschicklichkeit unter Beweis stellen. Auch für Jessica ist die Tierschau eine Tradition, bei der man mit Tieren zusammenkommen und Leute, vor allem andere Landwirte, treffen kann.

Weniger Teilnehmer

Britta Schlesinger (45) ist erst vor ein paar Jahren aus Iserlohn hergezogen und freut sich über das „Stück Normalität“ des Festes bei ihrem zweiten Besuch. Bei ihrem ersten Mal sei sie „verdattert“ gewesen, dass hier so etwas aufgestellt wird, nun geht sie gerne zu diesem „geselligen Treffen, das nichts kostet“. Auch die Nähe zu den Tieren genießt Schlesinger, denn „wie nah kommt man sonst einer Kuh oder einem Kälbchen?“ Für ihren dreijährigen Sohn Till, der „alles in Beschlag“ genommen hat, bedauert sie aber, dass dieses Jahr zum Beispiel kein „Streichelzoo“ mit Hasen präsent ist.

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Dass sich die Zahl der Teilnehmer verkleinert hat, sowohl bei den Tieren als auch bei den Ständen, kritisiert auch die Drolshagenerin Rita. Sie schaut gerne auf die früheren Erntefeste zurück, als die Geschäfte noch geöffnet hatten. Gleichzeitig will sie den Verein weiterhin unterstützen, vor allem nach Corona. Für die Tochter ihrer Freundin Ulrike, die nun selbst Mutter ist, ist die Tierschau eine „ihrer schönsten Kindheitserinnerungen“. Auch Bundestagsabgeordneter Florian Müller habe schon als Kind „Hase und Schafe gestreichelt“ und gibt seinem Sohn nun dasselbe Erlebnis. Letztlich hatten Heranwachsende auch auf der Kirmes sowie mit den großen ausgestellten Landwirtschaftsmaschinen ihren Spaß.