Lenhausen/Bamenohl. Nächstes Wochenende findet die Deutsche Meisterschaft für Spezialhunde in Lenhausen statt. Dabei werden auch Katastrophenszenarien nachgestellt.
Lina ist ein Profi. Über die horizontale Sprossenleiter gehen – kein Problem. Über die Fassbrücke balancieren – kein Problem. Schnell durch den Spieltunnel krabbeln – ihre Lieblingsübung. Die siebeneinhalbjährige Schäferhündin und ihr Halter Tobias Schnieders sind ein eingespieltes Team. Vor zwei Jahren wollten sie eigentlich bei der Deutschen Meisterschaft für Spezialhunde antreten. Dann durchkreuzte Corona die Pläne und die Wettkämpfe wurden für zwei Jahre auf Eis gelegt. Für die diesjährige Meisterschaft ist Lina nicht mehr fit genug. Sie hat eine beginnende Arthrose in den Gelenken. Dem Laien fällt das nicht auf, der Konkurrenz schon. Dementsprechend sind Lina und Tobias nun Zuschauer. Aber auch das dürfte aufregend werden, wenn nächstes Wochenende Dutzende Rettungshunde ihr Können auf dem Hundeplatz in Lenhausen unter Beweis stellen werden.
„Der eigene Ehrgeiz darf nicht zulasten des Hundes gehen“, meint Tobias. Zumal bei Lina – so wie auch bei den anderen Hunden im „Verein für Deutsche Schäferhunde“ in der Ortsgruppe Bamenohl – der Spaß am Hobby an erster Stelle stehen soll. Natürlich sei es spannend an einem Wettbewerb teilzunehmen, um zu sehen, wo man im Vergleich zu anderen Teilnehmern stehe. Aber bei Veranstaltungen wie die Deutsche Meisterschaft für Spezialhunde sei vor allem das Gemeinschaftsgefühl entscheidend. „Wenn alle zusammenkommen, ist das wie eine große Familienfeier“, findet Gerd Freiburg. Umso stolzer ist die Ortsgruppe Bamenohl, dass sie ein derartiges Ereignis nun ausrichten darf. Auch wenn die dreitägige Veranstaltung, von Freitag bis Sonntag, mit viel Arbeit verbunden ist.
+++ Lesen Sie auch: Neues Brauhaus Olpe: So exklusiv sieht die Speisekarte aus +++
Insgesamt 39 Hunde, davon vier aus Österreich, sind für die Wettkämpfe angemeldet. „Die nationale und internationale Elite der SV Rettungshunde kommt also ins Sauerland“, freut sich Kathrin Schöttler, Pressewartin des SV OG Bamenohl. Bei der SV-Bundessiegerprüfung für Spezialhunde sind ausschließlich Schäferhunde, bei der SV-Deutsche Meisterschaft der Spezialhunde sind alle andersrassigen Hunde im Verein zugelassen. Mit dabei sind unter anderem Border Collies, Labradore oder Beaucerons. „Prinzipiell ist aber jede Hunderasse für die Prüfungen geeignet. Eine gute Nase haben schließlich alle“, sagt Kathrin Schöttler.
+++ Lesen Sie auch: Wechsel nach Olpe: Chefarzt verlässt die Helios-Klinik +++
Die Prüfungen sind in drei Teilbereiche aufgeteilt: Unterordnung, Gewandtheit und Nasenarbeit. In der Kategorie „Unterordnung“ werden die Hunde darauf geprüft, wie gut sie beispielsweise bei Fuß laufen oder „Sitz“ und „Platz“ machen. In der Kategorie „Gewandtheit“ – das ist Linas Lieblingsdisziplin – muss sich der Hund dahingehend beweisen, wie sicher er Hindernisse in Form von Geräten – zum Beispiel eine Schaukelbrücke – überwinden kann. Die Nasenarbeit nimmt den größten Raum in der Prüfungsordnung ein. Hier wird nach fünf Sparten unterschieden:
1. Flächensuche: „In unserem Fall muss der Hund drei ‘vermisste’ Personen in einem bis zu 40.000 Quadratmeter großen Areal aufspüren“, erklärt Schöttler. Das Rettungsszenario wird in einem Waldstück in der Nähe von Fretter nachgestellt.
2. Trümmersuche: Eine Szene wie nach einem Erdbeben soll simuliert werden. In Trümmern müssen die Hunde nach einem Versteck suchen. Das Bauunternehmen Lehnen in Finnentrop stellt dafür das Gelände zur Verfügung.
3. Mantrail: Dabei soll die Spur einer vermissten Person nach sechs Stunden nachvollzogen werden. Gestartet wird am Finto. „Das ist mit die schwierigste Sparte, weil Wetter und Thermik sehr viel Einfluss darauf haben“, so Schöttler.
4. Fährte: Hier soll der Hund anhand einer Geruchsspur exakt den Weg einer bestimmten Person verfolgen, um den vermissten Gegenstand aufzufinden.
5. Spürhund: In einem Containerraum auf dem Hundeplatzgelände werden Geld und Tabak versteckt. Beides muss der Hund finden.
+++ Lesen Sie auch: Finnentrop: Unfall im Kreisel – „Das war mein Lieblingshund“ +++
Lina und Tobias können zwar nicht mehr bei den Platzierungen mitmischen. Trotzdem freuen sie sich aufs Zuschauen. Vielleicht lässt sich dabei ja noch der ein oder andere Trick im Training integrieren. So, wie es Profis eben machen.