Attendorn. Ein besonderes Projekt in der Karnevalshochburg nimmt konkrete Züge an. Was die Initiatoren Raimund Isphording und Wolfgang Raring antreibt.
Wer demnächst in der Karnevalshochburg Attendorn in die Bütt steigen will, muss kein aktiver Karnevalist sein und muss nicht auf die närrische Jahreszeit warten.
Das Betreten des an der Ecke Niederste Straße/Schemperstraße (gegenüber Papierhaus Frey) aufgestellten Fasses aus Bronze löst auch keinen Beifallssturm aus, aber einen Wasserstrahl, der in einem originellen Narrenbrunnen landet. „Das ist der Clou“, lacht Raimund Isphording. Der Ehrenpräsident der Karnevalsgesellschaft und Prinz von 1980 ist mit Wolfgang Raring, Karnevalsprinz von 2001 und jahrelanger Vorsitzender des Komitees ehemaliger Prinzen, der Ideengeber und Initiator des Projekts, das endlich in seine Endphase geht.
„So ein Narrenbrunnen ist einmalig in Südwestfalen“, betont Raring. Wer einen Narrenbrunnen sehen will, müsste schon nach Köln zum Karl-Berbuer-Brunnen mit seinen originellen karnevalistischen Figuren fahren. Oder in den Schwarzwald. Hier haben Raimund Isphording und Wolfgang Raring vor Jahren bei närrischen Erkundungsreisen mit ihren Ehefrauen und Freunden zur alemannischen Fastnacht fast in jedem Ort Narrenbrunnen gesehen, etwa im baden-württembergischen Gengenbach.
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Sofort war sich das karnevalistische Duo aus Klein Köln einig: „So etwas muss Attendorn auch haben.“ Im Sommer 2016 präsentierten die im Attendorner Karnevalsbrauchtum fest verwurzelten Isphording und Raring beim Ortstermin mit unserer Zeitung ihre Pläne, an denen sich bis heute wenig geändert hat. „Der Bevölkerung und den Besuchern der Hansestadt soll das Brauchtum Karneval in Bronze gegossen vor Augen geführt werden“, betonten die beiden ehemaligen Prinzen.
Brunnen aus vier Bronzefiguren
Aus dem ersten Entwurf sind vier Bronzeskulpturen geworden, die noch in der Kunstschmiede von Thomas Schütte in Schmallenberg-Oberkirchen stehen. Der Künstler aus dem Hochsauerland hat auch den stattlichen Iserkopp auf der Bank vor dem Bieketurm gestaltet, der vom ersten Tag an ein beliebtes Fotomotiv für Attendorner und Gäste geworden ist. Der Narrenbrunnen besteht aus vier Bronzefiguren, die laut Raimund Isphording die drei Säulen des Attendorner Karnevals symbolisieren: die 1,15 Meter hohe Bütt für den Saalkarneval, der Wagen mit dem Narrenschiff (1,50 m lang, 1,10 m hoch und 40 cm breit) für den Straßenkarneval, das drehbare 1,50 m große Tanzmariechen für den karnevalistischen Tanzsport.
Da fehlt doch noch eine Figur? „Der Chef vom Ganzen ist der Kattfiller“, schmunzelt Isphording.
Der Narrenbrunnen gehört zum Skulpturenweg „Brauchtum und Stadtgeschichte in Attendorn“. Die Kunstobjekte wurden im Rahmen eines künstlerischen Wettbewerbs im Jahr 2020 durch den Arbeitskreis Kunst im öffentlichen Raum der Hansestadt ausgewählt. Drei der vier Skulpturen zu den Themenbereichen Stadtgeschichte, Schützen und Osterbrauchtum sind bereits fertig und wurden am Feuerteich, Bieketurm und vor dem Pfarrheim aufgebaut. Weitgehend finanziert wird der Skulpturenweg durch das europäische Förderprogramm Leader. Jetzt fehlt noch der Narrenbrunnen mit der Grundform eines großen Konfettis.
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Mit Verspätung haben an der Ecke Niederste Straße/Schemperstraße die Bauarbeiten begonnen. „Das Fundament ist gegossen, das Becken wird gefliest“, berichtet Wolfgang Raring. Auf stehendes Wasser im Brunnenbecken hat man aus technischen und finanziellen Gründen verzichtet. Sonst hätte eine unterirdische Filteranlage zur Wasseraufbereitung eingebaut werden müssen. „So groß wie eine Fertiggarage“, sagt Raring. Jetzt fließt das Wasser, das aus einem Schlitz vorne an der Bütt oder per Knopfdruck aus der langen Nase der Gallionsfigur des Narrenschiffs spritzt, sofort in die Kanalisation. Der Wasserschwall aus der Bütt ist ein Synonym für den Wortschwall, der aus dem karnevalistischen Fass verbreitet wird.
Passender Termin: 11.11.
Nachdem Künstler Thomas Schütte die ersten Modelle fertiggestellt hatte, schickte er die Fotos an die Initiatoren Raimund Isphording und Wolfgang Raring. Nach einigen Korrekturen wurden die Bronzefiguren gegossen. „Das ist ganz toll umgesetzt worden“, sind die beiden Karnevalisten aus Kattfilleria, die sich regelmäßig vor Ort informiert haben, sehr zufrieden. Jetzt müssen die vier Symbole des Attendorner Narrentums nur noch abgeholt und am Narrenbrunnen aufgestellt werden. Der passende Termin für die Einweihung wäre der 11.11., noch rechtzeitig zum Stadtjubiläum.
Ob das klappt, weiß das Duo nicht. „Wir sind froh, wenn alles fertig ist“. Das Tanzmariechen soll im Übrigen nach dem Vorbild einer Regimentstochter entworfen worden sein, sagt KG-Ehrenpräsident Isphording mit einem Augenzwinkern. Mehr will er nicht verraten.
Eigentlich wollten Raimund Isphording und Wolfgang Raring mit ihren Ehefrauen und einigen befreundeten Paaren wieder zur alemannischen Fastnacht in den Schwarzwald fahren. „Wenn ich nicht mehr aktiv im Karneval bin, will ich das Brauchtum in verschiedenen Gegenden Deutschlands kennenlernen“, hatte sich der auch im Bund Westfälischer bzw. Bund Deutscher Karneval aktive Isphording vorgenommen. Dann kam Corona dazwischen und so musste 2021 die Fahrt nach Schwaben kurzfristig abgesagt werden.