Bamenohl. Die Fahrradwerkstatt im Begegnungszentrum Bamenohl erfreut sich großer Beliebtheit, auch bei vielen Ukrainern. Vitalii ist nur ein Beispiel.

Es ist Dienstagmittag, kurz vor 14 Uhr. Peter Melchers, Werner Baumgart und Klaus Borggräfe sitzen in der Fahrradwerkstatt im Begegnungszentrum Bamenohl und warten auch Kundschaft. Lange müssen sie nicht ausharren, denn ihre Fahrräder sind gefragt, nicht nur bei ukrainischen Flüchtlingen, aber da besonders.

Vitalii ist einer von ihnen. Er wohnt in der Jugendherberge Heggen. Mit Frau und kleiner Tochter ist er aus der Ukraine geflohen. Von anderen Gästen der Unterkunft hat er erfahren, dass es hier Fahrräder gibt. Gebrauchte für kleines Geld. Das macht ihn unabhängiger. So kann er im Ort selber einkaufen oder einfach mal die Gegend erkunden. Etwas Ablenkung tut der Familie gut.

Ihm gehörte ein Fahrradgeschäft

Doch zunächst gilt es, das passende Fahrrad zu finden. Peter Melchers ist Fachmann. Früher hatte er selber ein Fahrradgeschäft. Doch seit er im Ruhestand ist, ist er im Unruhestand. Einer seiner zahlreichen Aktivitäten ist die Fahrradwerkstatt im Begegnungszentrum Bamenohl.

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Seit vier Jahren schraubt und repariert er hier mit seinen Kollegen. Im vorderen Bereich sind die Fahrräder, die für den Verkauf bestimmt sind. „Wir haben auch noch ganz viele im Lager, aber die müssen erst durchgeschaut und gegebenenfalls repariert werden“, erklärt der Fachmann. Das macht er an anderen Wochentagen. Während Vitalii die Räder ausprobiert und vor der Tür auf dem Schützenplatz jedes einzelne Rad testet, bimmelt die Glocke an der Tür schon wieder. Georg Böhme aus Bamenohl bringt Nachschub. „Wir haben drei Fahrräder abzugeben“, so der Landschaftsgärtner aus der Nachbarschaft. Ihm fehlt die Zeit zum Radfahren, seine Frau kann nicht mehr und sein Sohn ist dem Rad längst entwachsen.

Potenzial ist vorhanden

„Bei uns stehen sie nur herum und hier bekommen sie ein zweites Leben“, sagt der Spender. Ja, die Reifen sind platt und der Staub zeugt von jahrelangem Stillstand. Doch Peter Melchers erkennt das Potenzial. „Die sind gut“, bewertet er die Spende. Unterdessen kommt Vitalii von seiner „Probefahrt“ vor der Schützenhalle zurück. Seine Wahl ist getroffen. Ein blaues Rad soll es sein.

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Peter Melcher nimmt es nochmals in Augenschein. Die Luft auf die Reifen werden noch einmal geprüft, das Licht und die Gangschaltung bekommen eine finale Durchsicht. „Sie dürfen nur während der Fahrt schalten, sonst geht die Schaltung kaputt“, erklärt er dem ukrainischen Flüchtling. Mit Hilfe einer Übersetzungs-App verstehen sich die Männer.

Vitalii nickt. Ja, er freue sich über das Rad und bezahlt. Und während er die Fahrradwerkstatt verlässt, klingelt die Glocke erneut. „Ich hab gehört, hier kann ich ein Fahrrad bekommen“, steht der nächste Interessent in der Tür. Und Peter Melchers, Werner Baumgart und Klaus Borggräfe machen sich wieder an die Arbeit.