Heggen. Seit einem Monat ist die Jugendherberge in Heggen eine kommunale Notunterkunft für Ukraine-Flüchtlinge. Wie der Kreis Olpe „Frieden wahren“ will.

Seit einem Monat ist wieder Leben in der ehemaligen Jugendherberge in Heggen. Dort betreibt der Kreis Olpe eine interkommunale Notunterkunft für solche Ukraine-Flüchtlinge, die weder in kommunalen Einrichtungen noch bei Privatpersonen unterkommen. Dazu hatte der Kreis schon vor Monaten eine Kooperationsvereinbarung mit seinen sieben Städten und Gemeinden getroffen. Aktuell finden 60 Flüchtlinge in Heggen ein Dach über dem Kopf – konkret aus Drolshagen (16), Finnentrop (10), Lennestadt (32) und Wenden (2). Dies sind aktuelle Zahlen vom Montag. Mit dem Betrieb der Unterkunft, also der Beherbergung, ist der DRK-Kreisverband beauftragt.

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„In den Unterkünften treffen Menschen mit unterschiedlichen Lebens- und Fluchtgeschichten aufeinander. Allen ist gemein, dass sie aus ihrer Heimat unwillentlich vertrieben wurden. Die Aufgabe für alle Beteiligten ist nun, ein Zusammenleben zu ermöglichen. Dieser Aufgabe nehmen sich alle handelnden Personen bestmöglich an“, resümiert Holger Böhler, Pressesprecher des Kreises, grundsätzlich.

Von Georgier bis Türken

Wohl wissend, dass aufgrund der Heterogenität in der Jugendherberge Konflikte vorprogrammiert sind. Denn hier leben nicht nur ukrainische Frauen mit Kindern, sondern auch Georgier, Kameruner oder Türken, die allesamt aus der Ukraine nach Deutschland geflohen sind und dort Flüchtlingsstatus besaßen. Also Menschen verschiedener Nationalitäten, verschiedenen Alters und Geschlechts. Etwa aufgrund der Sprachbarrieren kam es nach unseren Informationen bereits zu verschiedenen Reiberein und vielerlei Problemen, denen sich die Mitarbeiter des DRK ausgesetzt sahen – und sehen.

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Bislang hatte der Kreis allerdings darauf verzichtet, ein privates Security-Unternehmen mit der Überwachung der Jugendherberge zu beaufsichtigen. Das wird sich nun allerdings ändern. Holger Böhler: „Im Einvernehmen mit dem Kreis und den Kommunen wird der DRK-Kreisverband einen privaten Sicherheitsdienst beauftragen, täglich in der Jugendherberge tätig zu werden. Darüber hinaus besuchen Beamte der Kreispolizeibehörde die Unterkunft und stehen als Ansprechpartner zur Verfügung. Das Objekt wird zudem verstärkt bestreift.“ Dies solle helfen, den „Frieden in der Einrichtung zu wahren“.

190 Betten – in der Theorie

Die Polizei war bislang laut Angaben ihres Pressesprechers Thorsten Scheen zu einem Einsatz gerufen worden, als es nämlich darum ging, dass ein Flüchtling unzufrieden mit seiner Zimmereinteilung gewesen sei. Natürlich birgt vor allem besagte Zimmer-Zuweisung Konfliktpotenzial, weshalb die theoretisch zur Verfügung stehenden 190 Betten nicht komplett bezogen werden.

Mitarbeiter des DRK in der Jugendherberge: Sigrid Schulte, Denny Müller, Jana Winkelmeyer und Tim Luca Fischer (von links).
Mitarbeiter des DRK in der Jugendherberge: Sigrid Schulte, Denny Müller, Jana Winkelmeyer und Tim Luca Fischer (von links). © Barbara Sander-Graetz

Böhler erklärt: „Einer fünfköpfigen Familie, die in einem Sechs-Betten-Zimmer untergebracht ist, wird aus nachvollziehbaren Gründen keine weitere Person zugeteilt. Und da es weitere ähnliche Fälle gibt, erscheint eine Belegung aller 190 Plätze eher nicht wahrscheinlich.“ Wann die Kapazitätsgrenze in Heggen erreicht werde, sei heute noch nicht voraussehbar.

Dieses Foto zeigt einen Schlafraum in der Jugendherberge in Heggen.
Dieses Foto zeigt einen Schlafraum in der Jugendherberge in Heggen. © Kreis Olpe

Torsten Tillmann, Vorstand des DRK-Kreisverbandes Olpe, sagt rückblickend zum ersten Monat: „Wir sind ganz zufrieden damit, wie es bislang läuft. Natürlich fragen wir uns, ob und wo wir im laufenden Betrieb nacharbeiten und Abläufe besser koordinieren können.“ Dazu sei man mit dem Kreis und den Kommunen im regelmäßigem Austausch. Die Beauftragung eines Sicherheitsdienstes wird unter diese Nachbesserungen sicher fallen.

Keineswegs aus der Verantwortung

Wichtig: Drolshagen, Wenden oder Lennestadt entziehen sich keineswegs der Verantwortung, wenn sie Flüchtlinge nach Heggen schicken. Die Koordination von Behördengängen oder die Suche nach einem Schulplatz für die ukrainischen Kinder bleibt Aufgabe der jeweiligen Kommune. Allein könnte dies die Gemeinde Finnentrop als „Gastgeber“ der Jugendherberge auch nicht bewerkstelligen.

Neben der ehemaligen Jugendherberge in Heggen steht auch das ehemalige CJD in Eichhagen als Notunterkunft bereit. Wann hier die ersten Flüchtlinge einziehen, steht noch nicht fest. Dies sei abhängig von weiteren Zuweisungen des Landes NRW, so der Kreis. Dass in nächster Zeit weitere Menschen aus der Ukraine im Kreis Olpe angekommen, ist bei einem kaum absehbaren Ende des grausamen Krieges äußerst wahrscheinlich. Und so bleibt es vermutlich nur eine Frage der Zeit, bis auch die zweite interkommunale Notunterkunft Flüchtlinge beherbergen wird.