Olpe/Siegen. Von Siegen über Kreuztal nach Olpe und zurück: Der neue Schnellbus soll eine Alternative zum Auto sein. Wie attraktiv ist er für Pendler?

Ohne das Fazit vorweg nehmen zu wollen: Schneller ist es nicht. Und seit dem Ende des 9-Euro-Tickets auch nicht günstiger. Trotzdem kann die neue Linie SB1 durchaus eine Alternative zum Auto sein, wenn man zwischen Olpe und Siegen pendelt. Seit dem 1. September verbindet der Schnellbus die beiden Kreisstädte und schließt damit eine Lücke im ÖPNV-Angebot. Unsere Redaktion hat den Test gemacht: Wie schnell ist schnell und wo hakt es noch?

Donnerstag, 1. September, 8.18 Uhr. Es ist der erste Tag nach dem 9-Euro-Ticket. Und auch der erste Tag für den SB1. Um kurz nach 8 Uhr und damit überpünktlich kommt er am Siegener ZOB an und hält an Bussteig D, direkt neben der City-Galerie. Weil der Fahrer noch ausreichend Zeit hat, schließt er den Bus ab und holt sich einen Kaffee für unterwegs. Fünf Minuten vor Abfahrt ist er wieder da – und mit ihm zwei Schulklassen der Jahrgangsstufe 5. Große Aufregung, großes Gedränge, die Geräuschkulisse schwillt an. Die Schülerinnen und Schüler steigen ein, der Klassenlehrer erklärt dem Busfahrer, der mittlerweile hinter dem Lenkrad sitzt, dass die Tickets bereits im Vorfeld bezahlt worden sind. Ein Anruf später und alles ist geregelt.

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Ein Einzelticket von Siegen nach Olpe kostet 7,40 Euro für Erwachsene. Das entspricht der Preisstufe 4S im Westfalen-Tarif. Kinder (bis 14 Jahre) zahlen 4,40 Euro. Ein 24-Stunden-Ticket für eine erwachsene Person kostet – vor 9 Uhr – 13,60 Euro. Dafür kann man theoretisch den ganzen Tag lang den ÖPNV in der besagten Tarifzone nutzen. Wer überlegt, den Schnellbus in Zukunft häufiger zu nutzen oder gar zu pendeln, ist mit einem Vielfahrer- oder Jobticket besser bedient.

Alle Plätze belegt

Mittlerweile sind alle Sitzplätze belegt, die restlichen Schülerinnen und Schüler müssen im Gang stehen bleiben. Sieben Minuten später als geplant, um 8.25 Uhr, fährt der Bus los in Richtung Olpe. Es geht über Buschhütten, zum Park-and-Ride-Platz am Bahnhof Kreuztal, nach Kreuztal-Mitte und von hier schließlich wieder auf die HTS. Auch an den nächsten Haltestellen – Saßmicke, Friedrichsthal, Schlachthof und Bruchstraße – möchte keiner der Fahrgäste aussteigen. Der Bus fährt durch bis zu seinem Endziel Olpe ZOB. Ankunft ist um 9.06 Uhr und damit 8 Minuten später als vom Fahrplan vorgesehen. Aber: Insgesamt liegt die Fahrzeit eine Minute unter der beworbenen Fahrdauer. Das funktioniert.

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Nach Feierabend ist es Zeit für den Rückweg. Ob 17.05 Uhr, 18.05 Uhr oder 19.05 Uhr – der Bus fährt stündlich. Die letzte Möglichkeit, um von Olpe nach Siegen zu fahren, ergibt sich um 20.05 Uhr. Wir nehmen den Bus um 18.05 Uhr. Theoretisch. Denn um 18.05 Uhr taucht kein SB1 am ZOB auf. Wer nicht genügend Geduld hat, wechselt spontan zur Linie R 53, die über Wenden und Hünsborn schließlich nach Siegen fährt. Mit 58 Minuten Gesamtfahrzeit braucht diese aber deutlich länger. Mit zwölfminütiger Verspätung trudelt um 18.17 Uhr dann doch noch der SB1 ein. Außer uns fahren noch vier weitere Fahrgäste mit. Auch dieses Mal steigen alle wieder an der Endstation in Siegen aus. Fahrzeit: 40 Minuten. Das Ergebnis vom Morgen wurde also noch mal übertroffen.

Neuer Tag, neuer Versuch. Wieder wollen wir den Bus um 8.18 Uhr von Siegen ZOB nehmen. Ganz pünktlich schaffen wir es auch dieses Mal nicht. Wir starten mit drei weiteren Kunden um 8.20 Uhr Richtung Olpe ein. Zeit, um das kostenlose Wifi zu testen, mit dem die Linie wirbt. Es funktioniert. Wer also vor dem Büro schon mal schnell seine E-Mails checken möchte, kann das also auch bequem von unterwegs machen.

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Ein Fahrgast steigt in Buschhütten aus, zwei weitere verlassen den Bus in Kreuztal-Mitte. Heute sind wir die einzigen, die bis nach Olpe durchfahren. Ankunft ist um 9 Uhr. Das bedeutet: Mit 40 Minuten Fahrzeit wurde die beworbene Fahrdauer wieder unterschritten.

Und auch beim Rückweg hat sich mittlerweile so etwas wie Routine eingespielt. Der Bus fährt um 18.04 Uhr – sogar eine Minute früher als auf dem Plan angegeben – und erreicht sein Ziel in Siegen wieder nach exakt 40 Minuten – und das alles, obwohl auf der HTS derzeit Spurverengungen greifen, die theoretisch den Verkehr verlangsamen.

Deutlich entspannter

Fazit: Der SB1 kommt durchaus als Alternative zur täglichen Autofahrt von Siegen nach Olpe in Betracht. Er ist zwar rund 15 Minuten langsamer als die Fahrt mit dem Auto, dafür ist es deutlich entspannter. Die Preise für Einzel­- oder Vielfahrertickets sind jedoch nicht so attraktiv, dass sie ermutigen könnten, komplett auf den ÖPNV zu wechseln.