Olpe/Friesenhagen. Maddox aus Olpe wurde geschlagen und vernachlässigt. Das hat Spuren hinterlassen. Martin Rütter hat sich eingeschaltet. Doch die Bewerber zögern.
Maddox wirkt entspannt, fast träge. Sein schwarzes, wuscheliges Fell glänzt in der Mittagssonne. Er hechelt, seine rosa Zunge hängt ihm dabei aus dem Maul. Gemütlich geht er an der langen Leine, die Hans-Peter Berg locker in der Hand hält. „Jetzt können wir mal den Maulkorb abmachen“, sagt Berg und streift ihn sanft von der Schnauze ab. „Jetzt kann er auch besser atmen.“ Eine kleine Runde um den Hof soll es erstmal nur sein. Später kommt noch ein Gassigänger mit seiner Dobermannhündin vorbei. Mit der kommt Maddox gut zurecht.
Seit über zwei Jahren lebt Maddox mittlerweile in der Hundepension Berg in Friesenhagen. Der heute achtjährige Rüde kam vom Tierheim Olpe hierher. Dort gab es damals wie heute keine Kapazitäten für einen derart traumatisierten Hund wie Maddox.
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„Maddox ist speziell“, meint Hans-Peter Berg. Er vermeidet das Wort „schwierig“. Doch genau so würden außenstehende, hundeunerfahrene Menschen den Rüden beschreiben. Er ist nicht stubenrein, verschlingt unkontrolliert sein Futter und lässt sich nur ungern anfassen. Vor allem nicht an den Beinen. Wer ihm dort zu nahe kommt, wird angeknurrt. Und in letzter Instanz auch gebissen. Deswegen muss Maddox beim Gassigehen auch einen Maulkorb tragen.
Ehemalige Halter gaben Maddox Alkohol zur Beruhigung
Diese Verhaltensweisen sind Überbleibsel aus der Vergangenheit. Seine früheren Halter hatten ihn physisch und psychisch misshandelt. Nachdem sich die Lebensumstände in dem Haushalt verschlechterten, entwickelten die Halter ein Alkoholproblem. Sie konnten sich nicht länger um Maddox kümmern. Er wurde eingesperrt, konnte so nicht mehr nach draußen gehen. Dadurch musste er sein Geschäft im Haus verrichten – wofür er geschlagen wurde. Er bekam nicht genügend Futter und Wasser. Um ihn ruhig zu stellen, gaben die Halter ihm Alkohol.
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Marcel Lohmann, Tierpfleger im Tierheim Olpe, hatte Maddox zusammen mit dem Veterinäramt aus dem prekären Haushalt gerettet. Zu dem Zeitpunkt war Maddox abgemagert, sein Fell völlig verfilzt, darunter klafften offene Wunden. „Der Hund war komplett zerstört“, so Lohmanns Wahrnehmung. Und auch Hans-Peter Berg kann sich daran erinnern, dass Maddox in einem katastrophalen Zustand bei ihm in der Pension ankam und nach Alkohol und Zigaretten stank.
Heute bekommt Maddox Medikamente gegen Schilddrüsenunterfunktion und Schmerzmittel wegen einer Verengung des Spinalkanals. Die Folgen der körperlichen Misshandlung haben Tierärzte weitestgehend in den Griff bekommen. Doch die psychischen Spuren wirken weiter. Bis heute. Und wahrscheinlich den Rest seines Lebens.
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Hans-Peter Berg hat sich dazu entschlossen, Maddox vom Hundepensionsbetrieb zu separieren. Sein etwa 16 Quadratmeter großer Zwinger steht abseits der anderen Hundezwinger, oberhalb des Hofes. Viel Grün, viel Ruhe. „Dadurch hat sich Maddox etwas entspannt“, sagt Berg. Während andere Hunde bellend am Zaun auf und ab laufen, weil sich fremde Personen auf ihrem Territorium befinden, trottet Maddox lautlos vor sich hin. Kein Knurren, kein Bellen, nicht mal ein verwunderter Blick zu seinen Artgenossen.
Das Tierheim Olpe hat schon mehrere Versuche unternommen, um Maddox zu vermitteln. Vergebens. In den über zwei Jahren, in denen Maddox bei Hans-Peter Berg und seiner Frau Nicola lebt, kam nicht mal ein potenzieller Bewerber vorbei. Aus diesem Grund haben sich die Tierschützer bei Martin Rütter und seinem Team von „Mina TV“ gemeldet. In dem TV-Format „Die Unvermittelbaren“ bekommen Hunde, die vom Schicksal gezeichnet wurden, eine zweite Chance. Martin Rütter, der sich bisher in mehreren Videos zu Maddox geäußert hat, ist zuversichtlich: „Er ist ein Hund, der seine Ruhe haben will und den man gut integrieren kann.“ Doch trotz der Bemühungen des Hundeprofis: Ein neues Zuhause ist bislang nicht in Sicht.