Neuenkleusheim. Eine solche Menge an Müll ist Josef Kleine noch nicht untergekommen. Aber diesmal hat er etwas in der Hand, um den Verursacher zu finden.

Auch wenn es seine Fitness nicht ahnen lässt, Josef Kleine hat die 80 bereits überschritten. Und seit er denken kann, ist der Neuenkleusheimer im Wald unterwegs. Doch so etwas wie das, was da auf dem Waldboden säuberlich aufgereiht liegt, „sowas habe ich noch nicht gesehen“, so Kleine. Müll, Schutt, Abfall, Unrat. Säcke, Farbeimer, Dosen und Kanister. Dazwischen Autoreifen, Kartons, ein ausgedienter Spülkasten, zwei leere Werkzeugkoffer. Und wenn Josef Kleine so etwas im Wald noch nicht gesehen hat, dann will das etwas heißen, ist er doch seit vielen Jahren Vorsitzender der Waldgenossenschaft und für eine der beiden Neuenkleusheimer Jagden auch noch der zuständige Jagdaufseher. Und als er in der vergangenen Woche eine turnusmäßige Kontrollrunde durch das Jagdrevier unternahm, entdeckte er den Müll. Zuerst nur wenig, einen Eimer, einen Müllsack, das, was direkt am Waldweg lag. Doch als er näherging, um sich das Ganze genauer anzusehen, entdeckte er, dass der gesamte Hang unterhalb des Wegs eine wilde Deponie war.

Bauhof muss entsorgen

Sein erster Anruf galt Thomas Kramarz, dem zuständigen Forstbeamten. Der zweite der Stadt. Denn so wenig der Müll im Wald verloren hat, so schnell muss er entfernt werden. Das hat Thomas Kramarz in seinem langen forstlichen Dienst oft genug festgestellt: „Wenn einmal irgendwo angefangen wurde, Müll abzulagern, dann geht das sehr schnell weiter. Das zieht Nachahmer an, und ruck, zuck ist da eine richtige Kippe entstanden.“ Ein Unternehmer wurde beauftragt, der den gesamten Müll auf dem Waldweg zusammentrug, und dann war der Baubetriebshof der Stadt Olpe gefragt. Franz-Heinrich Nicklas und Harald Quast trafen sich am Freitag mit Kleine und Kramarz, um den Unrat abzuholen. Quast, stellv. Leiter des Bauhofs und auch schon viele Jahre dort tätig, stimmte Kleine zu: Zwar muss der Bauhof wild „entsorgten“ Müll weit häufiger abholen als es den Männern lieb ist, aber derartige Mengen wie in diesem Fall sind tatsächlich ungewöhnlich.

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Franz-Heinrich Nicklas und Harald Quast (von links) vom Baubetriebshof der Stadt Olpe haben oft mit derartigen Müllablagerungen zu tun. Der Umfang des Fundes aus Kleusheim indes sprengt den Rahmen deutlich.
Franz-Heinrich Nicklas und Harald Quast (von links) vom Baubetriebshof der Stadt Olpe haben oft mit derartigen Müllablagerungen zu tun. Der Umfang des Fundes aus Kleusheim indes sprengt den Rahmen deutlich. © Jörg Winkel

Ungewöhnlich aber auch das, was Josef Kleine beim Sichten entdeckt hatte: Ganze Stapel von Papieren. Rechnungen, Mahnungen, Quittungen, Lieferscheine. Mit Adressen und Namen. Ein sogenannter „Big Bag“, ein stabiler Transportsack, in dem Pflastersteine oder Schotter transportiert werden, trägt die Beschriftung eines Baustoffhandels aus dem nahen Rheinland-Pfalz. Kleine übergab die Papiere an Kramarz, der als Förster Hilfsbeamter von Staatsanwaltschaft und Polizei ist. Nun wird Anzeige gegen den Verursacher erstattet. Kramarz zitiert Paragraph 6a des Landesforstgesetzes. Dort heißt es: „Abfälle im Wald werden auf Kosten des Landes durch die Forstbehörde oder auf deren Veranlassung eingesammelt und den einsammlungspflichtigen Entsorgungsträgern übergeben.“ Besagter „einsammlungspflichtige Entsorgungsträger“ ist die Stadt Olpe. Und so brachten Quast und Nicklas den Müll zur Entsorgung. Beide waren baff: Die Annahme des gesamten Berges an Müll, für den mindestens ein großer Anhänger oder ein Pritschenwagen zum Transport nötig war, kostete gerade einmal 75 Euro. Sollte der Verursacher ausfindig gemacht werden, überstellt die Stadt ihm diese Rechnung. Die dürfte aber weit geringer sein als das Bußgeld, das für die rücksichtslose Umweltgefährdung verhängt wird. Dies kann bis zu 25.000 Euro hoch ausfallen.

Zeugen werden gesucht

Leider, so Thomas Kramarz, würden die Verursacher solcher Umweltsünden nur selten ertappt. In diesem Fall jedoch hoffen alle Beteiligten darauf, dass die gefundenen Papiere genügend Rückschlüsse ziehen lassen. Weiterhin werden mögliche Zeugen um ihre Mithilfe gebeten: Wer in der Woche vom 15. bis zum 19. August einen Transporter, einen Klein-Lkw oder ein Gespann mit einem größeren Anhänger beobachtet hat, das in den Waldweg eingefahren ist, wird gebeten, sich beim Forstamt zu melden: thomas.kramarz@wald-und-holz.nrw.de bzw. 02761/827072. Die Abladestelle liegt nur etwa 50 Meter von der Landesstraße 711 entfernt im Wald, der Weg zweigt von der L 711 kurz vor dem ehemaligen Sportplatz, von Neuenkleusheim kommend nach rechts, in den Wald ab.