Rönkhausen/Siegen. Am vierten Verhandlungstag sprach der Angeklagte von großen Erinnerungslücken. Er versuche immer noch, Bilder zusammen zu fügen.

Am vierten Verhandlungstag im Kettensägen-Prozess von Rönkhausen sprach der Angeklagte im Siegener Schwurgericht von großen Erinnerungslücken: „Was ich da gemacht habe, habe ich erst nach und nach rausgekriegt. Ich weiß es nicht mehr. Ich versuche immer noch, Bilder zusammen zu fügen. Wenn ich das höre, bricht für mich eine Welt zusammen.“ Er habe niemals vorgehabt, jemanden zu verletzten, betonte der 52-Jährige, der bei der Tat unter dem Einfluss von Kokain stand. Und: „Wenn ich die Zeit zurückdrehen könnte, würde ich alles dafür tun. Es war ein Fehler, das würde mir niemals wieder passieren. Ich kann mich nur entschuldigen.“

Laut Anklage soll der 52-Jährige aus Finnentrop kurz vor Mitternacht in der vergangenen Silvesternacht mit einer laufenden Kettensäge, die ihm im Eingangsbereich aus der Hand fiel, und einem Fleischermesser bewaffnet in die Gaststätte „Rönk’ser Treff“ gestürmt sein. Rasend vor Eifersucht habe er den Gastwirt und dessen neue Lebensgefährtin, die Ex-Frau des Angeklagten, umbringen wollen. Er habe beide in Stücke schneiden und kalt machen wollen.

In einer Sprachnachricht per WhatsApp an seine Ex-Frau hatte er gesagt: „Ich hole mir seinen Kopf. Ich will seinen Kopf in die Hand nehmen. Ich werde seinen Kopf bei dir auf den Schoß legen.“ Die Staatsanwaltschaft wirft dem 52-Jährigen versuchten Totschlag in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung vor.

„Meine Familie war für mich das Ein und Alles. Es waren schöne Jahre, wir waren glücklich verheiratet“, sagte der Angeklagte. 24 Jahre war er mit seiner Ex-Frau zusammen. Doch dann habe man sich auseinandergelebt. Im Jahr 2020 kam die Trennung. Nach drei Herzinfarkten habe er nicht mehr arbeiten können, es gab finanzielle Probleme. „Dann habe ich erfahren, dass sie eine Affäre mit ihrem jetzigen Freund hat. Sie ist mir fremd gegangen in der Ehe“, sagte der Angeklagte. Das Ende der Ehe habe ihn fertiggemacht: „Ich war traurig. Ich habe versucht, selber klarzukommen und bin in Drogen gerutscht.“

Angeklagter will heiraten

Der 52-Jährige hatte nach der Ehe eine neue Freundin, wobei diese Beziehung aber auch zerbrach, und ist heute mit einer 53-Jährigen verlobt. „Ich will sie heiraten und mit ihr eine Zukunft aufbauen“, berichtete er. Dies bestätigte die 53-Jährige. Wenn der Angeklagte aus dem Gefängnis komme, werde sie ihn in ihrer Wohnung aufnehmen: „Wir wollen dann zeitnah heiraten.“ Handgreiflichkeiten habe es in der Beziehung nie gegeben, nicht mal Streitereien. Alle zwei Wochen besuche sie den Angeklagten in der JVA Attendorn, zudem telefoniere man regelmäßig.

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Von ihrem Aussageverweigerungsrecht machte die Tochter des Angeklagten Gebrauch. Die 22-Jährige schaute ihren Vater an, nickte ihm zu und verließ unter Tränen den Gerichtssaal. „Als ich das gehört habe, konnte ich mir das nicht vorstellen“, sagte die Nichte (39) des Angeklagten: „Mein Onkel war immer für mich da. Handgreiflichkeiten und Aggressivität kannte ich bei ihm nicht.“

Fortsetzung am 15. August

Der 52-Jährige ist vorbestraft wegen Widerstandes gegen Vollstreckungsbeamte und Sachbeschädigung. Im Prozess macht er einen eher harmlosen Eindruck. „Wenn Sie so dasitzen, dann kann man sich gar nicht vorstellen, wie wütend Sie werden können“, meinte die Vorsitzende Richterin Elfriede Dreisbach. Der Prozess wird am 15. August fortgesetzt.