Siegen/Rönkhausen. Polizei befürchtete eine Amoktat. in Rönkhausen. Einsatzleiter sagt, dass es der Angeklagte in der Gaststätte ernst meinte.

Die Polizei war in höchster Alarmbereitschaft, als sie in der vergangenen Silvesternacht kurz vor dem Jahreswechsel den Einsatz zur Kneipe in Rönkhausen bekam. „Wir erhielten die Meldung, dass der Angeklagte mit einer Kettensäge am Rönk’ser Treff sei. Da mussten wir denken: Geht das in Richtung Amoklauf?“, sagte ein Polizeibeamter aus Attendorn als Zeuge am dritten Tag im Kettensägen-Prozess vor der 1. Großen Strafkammer des Siegener Landgerichtes. Es seien weitere Einsatzkräfte angefordert worden: „Wir haben es erst in Plettenberg versucht, doch das ging nicht, weil die einen ähnlichen Einsatz hatten. Es kamen dann weitere Kräfte aus Olpe.“

Laut Anklage soll ein 52-Jähriger kurz vor Mitternacht mit einer laufenden Kettensäge, die ihm im Eingangsreich aus der Hand fiel, und einem Fleischermesser bewaffnet in die Gaststätte gelaufen sein. Rasend vor Eifersucht habe er den Gastwirt und dessen neue Lebensgefährtin, die Ex-Frau des Angeklagten, umbringen wollen. Die Staatsanwaltschaft wirft dem 52-Jährigen versuchten Totschlag in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung vor.

Sektflasche auf Kopf

„Wenn er mit laufender Kettensäge hineingekommen wäre, wäre das das Ende gewesen“, so die Einschätzung des Polizeibeamten, der vor allem einen 30-Jährigen lobte, der den 52-Jährigen mit beiden Armen von hinten um den Hals festgehalten hatte: „Das war viel Mut, sonst hätte es auch ganz anders ausgehen können.“ Der Gastwirt, der in seinen 62. Geburtstag am Neujahrstag hineinfeiern wollte, schlug dem 52-Jährigen zudem noch eine Sektflasche auf den Kopf.

„Ich habe noch nie jemanden in so einen psychischen Wahn gesehen“, beschrieb der Polizeibeamte den Angreifer, der mit dem Messer auf den Wirt losgegangen war: „Er hat gesagt, dass er den Vergewaltiger und seine Ex-Frau kalt machen und zerschneiden wollte und sich anschließend von der Polizei erschießen lassen wollte. Das war wirklich so gemeint, das war sein Plan. Es ist an Zufällen gescheitert, weil die Säge heruntergefallen war, Zeugen zupackten und er eine Sektflasche auf den Kopf bekam.“

Der 52-Jährige habe nach der Festnahme gesagt, dass er viel Alkohol getrunken und einen ganzen Mix aus Drogen genommen habe, berichtete der Polizist: „Es ergab dann aber einen Wert unter 0,5 Promille Alkohol im Blut. Wir hatten mit mehr gerechnet. Der Test nach Betäubungsmitteln ergab nur Kokain.“ Der Angeklagte habe die Fragen der Polizei beantworten können: „Wir hatten den Eindruck, dass er trotz der Betäubungsmittel klar und geordnet war. Mein Eindruck war, dass er sich ein bisschen Mut zu gefächert hatte, um seinen Plan umzusetzen.“

Der Gastwirt und die Ex-Frau des Angeklagten hätten fast gar keinen Alkohol getrunken, sagte ein anderer Polizeibeamter: „Sie standen unter Schock, wirkten aber recht klar. Der Gastwirt sagte, dass er am 1. Januar Geburtstag habe und der Angeklagte ihn umbringen wollte. Das sei kein Zufall gewesen. Er habe mehrfach in seine Richtung gestochen.“ Dies bestätigte auch seine neue Lebensgefährtin.

Sprachnachrichten

Auch einige WhatsApp-Sprachnachrichten des Angeklagten an seine Ex-Frau wurden im Schwurgerichtssaal abgespielt. In einer hieß es: „Ich kriege raus, wo der wohnt, und töte ihn. Das schwöre ich. Ich will seinen Kopf in die Hand nehmen. Ich schicke dir seinen Kopf zu.“ In einer anderen Nachricht sagte er: „Ich werde seinen Kopf bei dir auf den Schoß legen. Entweder sein Kopf oder mein Kopf. Ich hole mir seinen Kopf. Ich schwöre das auf alles, was mir hoch und heilig ist. Ich liebe dich und werde dich immer lieben. Für dich würde ich sterben.“

Der Prozess wird am 12. August fortgesetzt.