Olpe. Corsa e gegen Corsa Benziner. Wer ist sparsamer, wer hält länger durch, wie viel Staatsbonus gibt es? Und warum muss man so lange warten?

Als Peter Schmelter mir die Preisschilder der beiden Opel Corsa zeigt, bin ich erstmal erstaunt. Erster Gedanke: So groß ist der Preis-Unterschied ja gar nicht. Aber Vorsicht: Es gibt rund um das Thema Elektro-Mobil versus Benziner noch eine Menge Fragezeichen.

Die nackten Zahlen vorweg: Autohändler Schmelter hat für unsere Sommerserie zum Thema Sparen zwei vergleichbare Vorführwagen nebeneinander gestellt. Den Opel Corsa 1.2 Direct Injection Turbo GS Line für 21.950 Euro und seinen elektrisierten „Zwillingsbruder“, den Opel Corsa E Elegance für 25.450 Euro. „Dort ist aber die Bafa-Förderung in Höhe von 6.000 Euro schon mit drin“, klärt Schmelter auf. Auf dem Originalpreisschild steht die Summe ohne die 6.000 Euro-Bafa-Förderung, also 31.450 Euro. (Bafa steht für Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle/bafa.de).

Lieferzeit länger als ein Jahr

Genau an diesem Punkt wird es holprig: Denn die Bundesregierung plant, den Bafa-Zuschuss abzusenken, auf 4.500 Euro. „Das könnte wie ein Verkaufskiller wirken“, sagt Schmelter. Die Lieferzeit für den Opel Corsa e liege bei über einem Jahr: „Wer jetzt bestellt, darf mit dem Auto frühestens im August oder September 2023 rechnen. Und den Bafa-Zuschuss kann der Kunde erst dann beantragen, wenn das Auto zugelassen ist“, sagt der erfahrene Autohändler.

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Der Opel e Elegance wäre dann mit dem 4.500 Euro-Nachlass zwar immerhin noch für 26.950 Euro zu haben, die Differenz zum Benziner könnte den einen oder anderen Interessenten aber ins Grübeln bringen.

Allein während unseres Termins im Autohaus Schmelter führt der Chef zwei Kundentelefonate, die sich mit eben diesem Thema auseinandersetzen. Schmelter: „Solche Gespräche führe ich momentan jeden Tag.“ Hinzu komme, dass die Hybridprämie ganz gestrichen werden solle. Die staatliche Prämie liegt derzeit bei bis zu 6750 Euro je nach Listenpreis des Autos. Je nach Hersteller gibt’s noch was oben drauf. Für einen Opel Astra Hybrid (ab 38.650 Euro) kommt jetzt noch eine Gesamtförderung von rund 7.200 Euro zusammen.

Opel Corsa e. Stecker rein, und schon fließt der Strom in die Batterie. Allerdings braucht der Autofahrer Geduld. Dauer an der Wallbox zu Hause: immer noch bis zu sieben Stunden. Über Nacht ist das aber kein Problem.
Opel Corsa e. Stecker rein, und schon fließt der Strom in die Batterie. Allerdings braucht der Autofahrer Geduld. Dauer an der Wallbox zu Hause: immer noch bis zu sieben Stunden. Über Nacht ist das aber kein Problem. © WP | Josef Schmidt

Unser Fazit vorweg: Wem es beim Autofahren ausschließlich ums Geld geht, ist mit dem Stromer besser aufgestellt. Selbst bei den derzeit extrem hohen Stromkosten. Denn der Spritpreis ist seit Monaten ebenfalls auf Höchstniveau. Wann sich die Preise für Energieträger wohin entwickeln, weiß niemand.

Unser Schmelter-Opel Corsa hat eine Batterie mit einer Ladekapazität von 50 Kilowattstunden. Damit kann er bis zu 380 Kilometer weit fahren. Theoretisch. „Die Reichweite hängt vom Fahrstil ab und von der Außentemperatur“ sagt Schmelter, „realistisch sind eher 250 bis 280 Kilometer pro voller Batterieladung.“ Und wer auf der Autobahn den Gasfuß habe, müsse erschreckt mit ansehen, wie die Batterieladung zerfließe. Obwohl der Opel Corsa bei maximal 150 Stundenkilometer „abgeriegelt“ werde. Im Klartext: Nichts für Rennfahrer. Schneller geht einfach nicht. Das Gute: Auf die Batterie gibt es acht Jahre Garantie.

Eine „Tankfüllung“ beim Stromer liegt derzeit bei einem angenommenen Strompreis von 32 Cent pro Kilowattstunde bei etwa 16 Euro. ergibt pro 100 Kilometer Fahrstrecke Kosten von rund 5,30 Euro. Während ich bei Peter Schmelter im Büro sitze, schauen wir auf den aktuellen Benzinpreis: E 10 kostet 1,70 Euro je Liter. Mit einem realistischen Verbrauch von rund 6,5 bis 7 Liter Sprit kommen wir auf rund 11 Euro Kosten für 100 gefahrene Kilometer.

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Der Corsa e. Das kleine e steht für E-Mobilität.
Der Corsa e. Das kleine e steht für E-Mobilität. © WP | Josef Schmidt

Der Kostenvergleich bei 100.000 gefahrenen Kilometern beträgt demnach rund 11.000 Euro zu rund 5.300 Euro. 5700 Euro zu Gunsten des Stromers.

Der Anschaffungs-Preisunterschied bei den Schmelter-Vorführwagen wäre damit schon mehr als egalisiert. 25.450 Euro minus 21.950 ergab dort einen Vorteil für den Benziner von 3.500 Euro.

Und das ist bei weitem nicht alles, was geldmäßig für den Stromer spricht: „Wir kalkulieren bei den Wartungskosten ebenfalls etwa die Hälfte beim E-Mobil“, sagt Schmelter. Rund 460 Euro für die ersten drei Jahre beim Stromer, 920 Euro beim Benziner. Auf zehn Jahre und 100.000 Kilometern kommt der Stromer auf rund 1.530 Euro, der Benziner auf rund 3.070 Euro.

Also 1540 Euro weniger Wartungskosten fürs E-Mobil.

Stromer mit 3.500 Euro weniger

Macht unterm Strich bei 6.000 Euro Bafa-Förderung eine Ersparnis für den Stromer bei 100.000 Kilometer Fahrleistung von rund 3.700 Euro. Denn die für 100.000 Kilometer kalkulierten Gesamtkosten liegen beim Benziner bei rund 36.000 Euro, für den Stromer bei rund 32.300 Euro.

Jetzt kommt allerdings das nicht zu unterschätzende „Aber“.

Der Benzin-Corsa hat eine Reichweite von realistischen 700 Kilometern, seinem Batterie-Zwillingsbruder geht die Puste schon bei 280 bis 300 Kilometern aus.

Den Sprit-Corsa zu tanken, dauert inklusive eines freundlichen Plausches mit dem Tankstellenkassierer fünf Minuten, der Ladevorgang beim Stromer dauert mit einer Wallbox in der Garage rund 6 bis 7 Stunden. Mit der sogenannten Greenup-Steckdose bis zu 15, an der normalen Steckdose an die 30. An der Schnell-Ladesäule auf der Autobahn-Tankstelle sind es gerade mal rund 30 Minuten. Dort ist der Strom aber auch deutlich teurer. Und häufig auch die Ladesäulen besetzt. Da kann die Langstrecken-Urlaubsfahrt schon mal zur Nervenprobe werden.