Kreis Olpe. Meike Menn, neue Projektmanagerin für Klima und Mobilität beim Kreis, erklärt, wie die Bürger bei der Klimawende mitmachen können.

Im Kreis Olpe gibt es bereits viele Aktivitäten, privat, von Vereinen, Unternehmen, Städten und Gemeinden, sowie Initiativen und Ansätze, die sich gegen den Klimawandel einsetzen. Für alle diese Aktivitäten gibt es nun eine zentrale Ansprech- und Koordinierungsstelle bei der Kreisverwaltung. Zuständig ist Meike Menn, seit Juni Projektmanagerin für Klima und Mobilität. Außerdem ist sie in dieser Funktion auch Geschäftsführerin des neu gegründeten Vereins Klimaagentur im Kreis Olpe e.V. Wir sprachen mit der Siegenerin über ihren bzw. über ihre neuen Jobs.

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Wie waren die ersten Wochen im Olper Kreishaus, sind Sie gut angekommen. Was hat Sie überrascht? Meike Menn: Ich kann mit einem ehrlichen „Ja“ antworten, dass ich gut und sogar ohne Navi im Kreishaus angekommen bin. Als Siegenerin und gebürtige Siegerländerin kennt man natürlich Olpe, die Bigge, die Lister und so weiter und hatte sich schon öfters im Letztgenannten in die Fluten geworfen. Das Kreishaus kannte ich bereits von anderen Anlässen und war schon öfters vor Ort. Was mich dann aber doch bei der täglichen Fahrt übers Kölsche Heck überrascht, ist die offene und freundliche Art, mit der ich hier begrüßt werde. Das gefällt mir sehr gut. Auch habe ich es mir nicht nehmen lassen, den einen oder anderen Kollegen in den Kommunen zu besuchen und dabei die herrliche Landschaft zu genießen. Ist schon schön hier – ehrlich.

Sie waren u.a. kommissarische Klimaschutzmanagerin im Lahn-Dill-Kreis, mit 250.000 Einwohnern fast doppelt so groß wie der Kreis Olpe, und Referatsleiterin Verkehr und Mobilität bei der IHK Siegen. Was reizt Sie an dem Job an Bigge und Lenne?Als mir die Stellenausschreibung zur Projektmanagerin in die Finger kam, war ich sofort begeistert. Das sind genau meine Bereiche der letzten beruflichen Stationen, die hier gesammelt gefordert sind: Initiierung, Koordination, Projektmanagement, Netzwerkarbeit und Öffentlichkeitsarbeit mit den Schwerpunkten Klima und Mobilität. Die Größe eines Landkreises spielt dabei keine Rolle. Ich sehe es als Vorteil an, hier auf eher kurzen Wegen miteinander zu kommunizieren. Und ich finde es sehr interessant, wie viele bekannte Gesichter ich aus meiner vorherigen Tätigkeit schon angetroffen habe.

Sie sollen Maßnahmen in den Bereichen Klimaschutz und Mobilität anstoßen, koordinieren und umsetzen. Das klingt nach harter Netzwerkarbeit. Wie soll das funktionieren, wie gehen Sie vor, was sind Ihre ersten, konkreten Projekte?Ich musste an dieser Stelle gar nicht mit ersten Schritten beginnen und mir überlegen, wie ich vorgehe. Sondern ich bin direkt auf viele Aktivitäten, Netzwerke und Menschen im Kreis Olpe gestoßen, die sich aktiv für den Klimaschutz einsetzen. Gerade vor der aktuellen Situation um die reduzierte Gasversorgung, die dadurch notwendigen Energieeinsparungen und die sichtbaren Klimafolgen – Hochwasser, Sturm, Flut, Dürre… – ist die Motivation, was tun zu müssen, deutlich spürbar. Mit der offenen Art der Menschen im Kreis Olpe fällt die Vernetzung meist auch überhaupt nicht schwer. Das Dach der Klimaagentur bildet eine wunderbare Bündelungsebene, auf der man unterschiedlichste Projekte koordinieren und mit den vielen Akteuren zusammenarbeiten kann. Die Klimaagentur beteiligt sich zum Beispiel an der Klimaanpassungswoche vom 12. bis 16. September mit Bildungsprojekten. Während der Europäischen Mobilitätswoche vom 16. bis 22. September wird mit Veranstaltungen und Aktionen die E-Mobilität und die Nahmobilität in den Vordergrund gestellt. Flankiert durch Öffentlichkeitsarbeit sollen Menschen für diese Themen sensibilisiert werden.

Wie kann die Klimaneutralität, die der Landrat bei Ihrer Vorstellung eingefordert hat, gelingen, bundesweit und im Kreis Olpe? Was ist hierbei das Wichtigste?Ziel muss es sein, uns in vielen Bereichen des Lebens umzustellen und weniger Treibhausgase auszustoßen. Die Energiewirtschaft ist dabei zur Zeit der prominenteste Sektor. Mit dem Ausbau regenerativer Energien müssen wir unabhängig von fossilen Energieträgern werden. Das Stromnetz und die Windenergie müssen ausgebaut werden; weniger intensiver Verbrauch, mehr Einsparung und Energieeffizienz. Der Kreistag hat im Juni beschlossen, die erneuerbaren Energien im Kreis Olpe auszubauen. Nach der Sommerpause wird die Politik sich mit einem Vorschlag zur Gründung einer kreiseigenen Gesellschaft befassen, die den Ausbau der erneuerbaren Energien vorantreiben soll. Das Ziel ist – gemeinsam mit den Städten und Gemeinden und insbesondere den Bürgerinnen und Bürgern selbst – eigene Kapazitäten zu schaffen, um regenerative Energie zu erzeugen. Dazu gehört neben der Windenergie auch Photovoltaik, Wasserkraft und Geothermie. Der Industriebereich kann durch Effizienzmaßnahmen Treibhausgase sparen, auf erneuerbare Energien umsteigen und innovative Produktionsideen entwickeln. Ein wichtiger Baustein ist klimaverträgliche Mobilität. Im Kreis Olpe wollen wir den ÖPNV im neuen Nahverkehrsplan neu ausrichten und auf E-Mobilität umstellen. Weitere Potenziale liegen in der Gebäudewirtschaft, der Landwirtschaft und im Abfallbereich. Und natürlich muss jeder und jede Einzelne bei sich selbst nach Einsparungsmöglichkeiten suchen.

Sie sind auch Geschäftsführerin des neuen Vereins „Klimaagentur im Kreis Olpe e.V“.
Nicht wenige halten diesen Verein für schlicht überflüssig, weil er die gleichen Ziele verfolge wie die Kommunen, die hier schon seit Jahren aktiv sind und zum Beispiel über ihre Klimamanager Veranstaltungen und Infoforen anbieten, etc. Warum ist die Klimaagentur sinnvoll und wichtig?

Mit der Klimaagentur im Kreis Olpe e. V. wurde erstmals eine übergreifende Plattform im Kreis Olpe geschaffen, auf der die verschiedenen Aktivitäten im Bereich Klimaschutz gebündelt werden. Die Klimaschutzmanager:innen und Umweltbeauftragten der Kommunen sind bei diesem Thema die wichtigsten Akteure im Kreis. Daher bilden sie in der Klimaagentur die Arbeitsebene: den Arbeitskreis Klimaschutz. So steht es in der Vereinssatzung. Durch den Zusammenschluss kann auf Kreisebene jedoch noch mehr erreicht werden. Dinge, die in einer einzelnen Kommunen vielleicht manchmal nicht möglich sind. Das ist der Mehrwert der jetzt schon sehr guten Zusammenarbeit untereinander. Neben Kreis und Kommunen können sich dort insbesondere Unternehmen und Energienetzbetreiber, aber auch alle anderen Interessierten einbringen und gemeinsam Projekte und Veranstaltungen entwickeln.

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Sie sind die neue zentrale Ansprech- und Koordinierungsstelle bei der Kreisverwaltung und der Informations- und Diskussionsbedarf ist riesig. Können Bürgerinnen und Bürgern Sie direkt und persönlich ansprechen, wenn ja, wie und wann?Selbstverständlich können Bürgerinnen und Bürger mich direkt ansprechen. Die Homepage der Klimaagentur befindet sich derzeit im Aufbau, auf der die Kontaktdaten, Projekte, aktuelle Veranstaltungen und Termine eingestellt werden. Ganz wichtig ist dabei, die Förderprogramme aufzuzeigen. Bis zur Veröffentlichung dient nach wie vor das Telefon zur Kontaktaufnahme, Tel.: 02761 81-604 oder einfach eine E-Mail schreiben: meike.menn@kreis-olpe.de

Welche Ziele haben sie sich gesetzt, wo steht der Kreis Olpe in Sachen Klimaschutz und wo sollte er in 5 oder 10 Jahren stehen?Gerade durch die aktuellen Ereignisse ist das Bewusstsein für Klimaschutz, Energie- und Mobilitätswende bei fast jedem angekommen. Die Bürgerinnen und Bürger sind sensibilisiert und werden – natürlich im Rahmen der Möglichkeiten – ihren Anteil zum Klimaschutz beitragen. Ziel ist, dass dieses breite Engagement im Kreis Olpe bald auch in Zahlen und Daten ablesbar ist. In fünf oder zehn Jahren müssen wir auf dem Weg zur Klimaneutralität sehr viel weiter sein als heute, und zwar bei gesicherter Energieversorgung und Lebensqualität.