Langenei/Altenhundem. Marita Thöne wohnte direkt neben dem Bahnhof in Langenei und erinnert sich genau an den 16. Februar 1945.

Der Bombenfund in Langenei am Montag dieser Woche und unsere Berichte darüber haben in der Leserschaft ein großes Echo ausgelöst. Einige ältere Bewohner im Lennetal können sich an diesen Schreckenstag in den letzten Kriegswochen im Jahr 1945 gut erinnern. Eine davon ist Marita Thöne aus Altenhundem.

„Ich habe den Bombenangriff jetzt noch ein mal erlebt“, erzählt die 89-Jährige. So präsent ist die Erinnerung an jenen Tag. „Es war der 16. Februar 1945“, sagt sie. Die Schülerin, damals 12 Jahre alt, lebte mit ihren Eltern, ihrer Tante und zwei Geschwistern in einem Doppelhaus in der heutigen Grabenstraße 4. „Damals hieß das noch Ohlstraße, später, als die Stadt Lennestadt gegründet wurde, wurde sie umbenannt, weil es in Meggen auch den Ohl gab“, erklärt sie.

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Das Haus lag direkt zwischen dem Obergraben der Lenne und dem Bahnhofsgelände, keine 15 Meter vom Fundort der 500-Kilogramm schweren Fliegerbombe entfernt, die am Montag entschärft wurde.

„Um 8.45 Uhr fuhr der Personenzug von Altenhundem nach Fredeburg in den Bahnhof ein. Der war gut besetzt mit Schülern der Aufbauschule in Schmallenberg“, sagt Marita Thöne. Plötzlich habe es einen unglaublichen Krach gegeben. Vermutlich war eine Bomberstaffel der Alliierten auf dem Weg nach Altenhundem, das in jenen Tagen als großer Eisenbahnknotenpunkt oft bombardiert wurde. Als die Piloten den fahrenden Zug auf der Nebenstrecke Altenhundem-Schmallenberg-Fredeburg sahen, drehten sie und nahmen den Zug im Bahnhof Langenei unter Beschuss. Das Rattern der Bord-Maschinengewehre hat Marita Thöne heute noch im Ohr.

Marita Thöne, Jahrgang 1933, wohnte damals in der Grabenstraße in Langenei, direkt neben dem Bahnhof, und erlebte den Bombenangriff hautnah mit. 
Marita Thöne, Jahrgang 1933, wohnte damals in der Grabenstraße in Langenei, direkt neben dem Bahnhof, und erlebte den Bombenangriff hautnah mit.  © WP | Volker Eberts

„Der Zug hielt und die Leute sprangen heraus. Viele haben sich vor den Zug gelegt. Ich sehe noch, wie welche durch ein Loch im Zaun kletterten. Wir sind dann sofort in unseren Keller“, erinnert sie sich. Viele andere suchten dort ebenfalls Zuflucht. „Bei uns im Keller waren dann bestimmt 30 Leute“.

Einige Zeit später war der Spuk vorbei. „Mein Mutter sagte damals, es wären 16 Bomben gefallen. Eine ist direkt vor unserem Haus in den Graben gefallen.“ Die Zerstörungen hielten sich in Grenzen und getötet und verletzt wurde bei dem Angriff auf den Langeneier Bahnhof wohl niemand. Das Lennetal mit vielen Gewerbebetrieben und auch die Bahnstrecke wurde noch öfter aus der Luft angegriffen, Langenei selbst blieb verschont.

Am 19. März 1945, erinnert sich Marita Thöne, seien zwei Mädchen aus Langenei, die auf dem Schulweg nach Schmallenberg waren, bei einem Fliegerangriff bei Hundesossen ums Leben gekommen. Die Alliierten konzentrierten sich damals auf den Bahnhof in Altenhundem, wo Marita Thöne die Schule besuchte. „Dort war jeden Tag was los und wir mussten die auswärtigen Kinder mit nach Hause nehmen.“

Auf dem Weg nach Langenei sei man bei Fliegeralarm oft in die „Splittergräben“, die von deutschen Soldaten angelegt worden waren, gesprungen. „Wir hatten damals schon Angst“, sagt Marita Thöne, aber die Fliegeralarme hätten damals dazu gehört. „Das Leben spielte sich auf der Straße ab.“