Finnentrop. Dr. Gabriela Petcu ist Frauenärztin in Finnentrop. In ihrer Heimat Rumänien erlebte sie, wie verheerend illegale Abtreibungen sein können.

Der Paragraf 219a war lange umstritten, vor einigen Wochen wurde er schließlich gestrichen. Seitdem dürfen Frauenärzte auf ihrer Internetseite darauf hinweisen, dass sie Schwangerschaftsabbrüche vornehmen. Auch wenn es im Kreis Olpe keine Frauenärzte gibt, die Abtreibungen vornehmen, sei das ein wichtiges Zeichen, findet Dr. Gabriela Petcu, Frauenärztin in Finnentrop. Denn sie hat selbst miterlebt, wie verheerend eine ungewollte Schwangerschaft und eine illegale Abtreibung sein kann.

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„Es ist wichtig, dass Frauen wissen, an wen sie sich wenden können und sich mit einer qualifizierten Beratung entscheiden können. Für oder gegen eine Abtreibung“, sagt Dr. Gabriela Petcu. Der Vorgang des Schwangerschaftsabbruches selbst dauere nur eine halbe Stunde. „Doch die psychische Belastung geht bei vielen Frauen weit darüber hinaus. Manchmal hält sie auch ein Leben lang“, so die Gynäkologin. Das müsse kompetent aufgefangen werden.

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Petcu selbst ist in Rumänien geboren, hat dort ihre Kindheit in dem ehemals kommunistisch geprägten Land verbracht. Sie weiß, was es heißt, wenn Abtreibungen gesetzlich verboten sind und illegal durchgeführt werden. „Ich habe das als Kind miterlebt, als Ceausescu an der Macht war. Frauen, die ungewollt schwanger wurden, hatten es sehr, sehr schwer. Und wenn sie sich für eine Abtreibung entschieden hatten, dann war es immer mit Komplikationen verbunden. Einige erlitten Infektionen, manche sind daran auch gestorben.“

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Seitdem das Werbeverbot für Abtreibungen in Deutschland gekippt wurde, kann Petcu keinen Anstieg der Anfragen für Abtreibungen in ihrer Praxis feststellen. „Meistens kommen sehr junge Frauen, die unerfahren mit Verhütungsmitteln sind, und abtreiben möchten. Oder Frauen, die erst einmal beruflich Fuß fassen wollen oder stark eingebunden sind, sodass ein Kind aktuell keinen Platz in der Lebensplanung hat. Der Wunsch nach einem Schwangerschaftsabbruch ist immer sehr abhängig von dem jeweiligen Lebensabschnitt.“ Das müsse man respektieren, entsprechend beraten und auch handeln. Im Fall einer gewünschten Abtreibung werden die Frauen dann an die nächstgelegenen Praxen überwiesen, die Schwangerschaftsabbrüche anbieten, zum Beispiel Siegen oder Hagen.