Kreis Olpe. Wenn die Schützen im Kreis Olpe feiern, steigt die Inzidenz. Einige Orte trifft es dabei offenbar härter als andere.

„Prima Sommerwetter, spannende Wettkämpfe an der Vogelstange, tolle Majestäten, tolle Musikkapellen und viele Gäste, die große Lust hatten, endlich wieder Schützenfest zu feiern. Über die Tage beinahe in Vergessenheit geraten ist dabei, dass es auch noch ein Virus namens Corona gibt, welches an allen Tagen mit dabei war...“ Treffender als der Vorstand der Oedinger Schützenbruderschaft St. Burchard 1844 auf seiner Vereins-Homepage lässt sich die Corona-Situation kaum beschreiben. Beim Hochfest in Oedingen vom 17. bis 19. Juni gab es wohl etliche Infektionen. Ob wirklich „nach dem Fest das halbe Dorf flach lag“, wie es im Ort hieß, ist nicht bekannt. Immerhin hatte der Verein seine Manöverkritik, die normalerweise eine Woche nach dem Fest stattfindet, um eine Woche verschoben, „damit möglichst viele Schützenbrüder daran teilnehmen können“, so der Vorstand.

Oedingen ist beileibe kein Einzelfall. Überall, wo feierfreudige Menschen in diesem Sommer zusammenkommen, sich nach Jahren wiedersehen und sich bei guter Stimmung mal wieder in den Arm nehmen, ist das Infektionsrisiko hoch. Einige Orte trifft es dabei offenbar härter als andere, aber dass größere Festivitäten wie eben Schützenfeste ganz ohne Neuinfektionen bleiben, ist eher unwahrscheinlich, weil es wegen des unübersichtlichen Testgeschehens keine gesicherte Zahlen mehr gibt, wie viele sich wann und wo angesteckt haben.

Zahlen nur für Krankenhäuser

Gesicherte Zahlen kann der Kreis Olpe allerdings für die Krankenhäuser liefern. Und da zeigt sich ein eindeutiges Bild: Die Corona-Schützenfestwelle rauscht an den Krankenhäusern weitgehend vorbei. Vor allem in den Intensivstationen wirken sich die höheren Infektionszahlen durch die Omikron-Variante nicht oder kaum spürbar aus (siehe Grafik). Kurios: Mit Einsetzen der Schützenfestsaison Anfang Mai bleibt die Kurve unten.

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Kein Wunder also, dass man bei den obersten Schützen im Kreis Olpe gelassen bleibt. Kreisschützenoberst Markus Bröcher hält den Ball folgerichtig flach: „Es verwundert uns nicht, dass die Festivitäten, und ich will es nicht nur auf die Schützenfeste begrenzen, dazu beitragen, dass die Infektionszahlen nach oben gehen. Für uns ist es ganz wichtig, dass die Krankenhauszahlen nicht Hand in Hand mitziehen, sondern nur die Inzidenzen.“

Er persönlich, so Bröcher, schließe sich der Vermutung des Attendorner Bürgermeisters Christian Pospischil an, der anlässlich des Festaktes in Attendorn darauf hingewiesen habe, dass aufgrund der hohen Impfquote eine Vielzahl von schweren Erkrankungen auch während der Festsaison ausbleibe. Bröcher weiter: „Meine Tätigkeit im Sauerländer Schützenbund erlaubt es mir, auch über den Tellerrand zu blicken, was in den anderen Kreisen los ist. Da haben wir im Kreis Olpe mit unter 500 noch eine recht niedrige Inzidenz, wenn ich es mit dem Hochsauerland vergleiche oder mit dem Märkischen Kreis.“ Grundsätzlich dürfte es ein spürbarer Vorteil sein, wenn Vereine so viel wie möglich unter freiem Himmel machen könnten, als in voll besetzten Schützenhallen oder Festzelten.

Ümmerich beste Lokalität

Ein wenig aufatmen kann vor diesem Hintergrund Olpes Schützenmajor Peter Liese, da der Ümmerich ein weitgehendes Feiern im Freien erlaubt: „Wir haben diesen Vorteil, aber wir wissen natürlich nicht, wie viele Menschen kommen werden, da es immer noch den einen oder anderen gibt, der Sorge hat, sich auch draußen zu infizieren. Auf der anderen Seite sehnen sich die Menschen danach, endlich mal wieder feiern zu können.“ Von den bisherigen Schützenfesten in dieser Saison könne mitgenommen werden, dass die Resonanz gut gewesen sei. Liese: „Wir müssen es auf uns zukommen lassen.“ Zu normalen Zeiten würden etwa 7.000 Menschen den Ümmerich bevölkern. „Letztlich ist jeder für sich selbst verantwortlich.“