Kreis Olpe. Die Testverordnung läuft Ende Juni aus und noch ist unklar, wie es mit den Corona-Tests weiter geht. Für die Betreiber gibt es nur eine Option.

Kostenlose Bürgertests gibt es nur noch bis Ende Juni. Dann läuft die Testverordnung aus. „Die Politik muss nun zeitnah klarstellen, ob und wie es mit den Bürgertests weitergeht“, fordert Ulf Ullenboom, Vorsitzender der Bezirksgruppe Olpe im Apothekerverband Westfalen-Lippe (AVWL). „Die Test-Apotheken müssen wissen, ob sie ihr Personal halten bzw. wie sie es einsetzen können. Sie müssen auch wissen, ob sie die Infrastruktur aufrechterhalten sollen.“ Es könne nicht sein, dass wie bereits im März dieses Jahres eine Anschlussregelung erst mit Toresschluss verkündet werde, fügt Ullenboom hinzu.

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„Wir raten der Politik dazu, den Bürgern weiterhin zur Kontrolle wohnortnah kostenlose Tests zu ermöglichen“, sagt Ullenboom. Diese mit Beginn der Sommerferien in NRW einzustellen, sei nicht sinnvoll. In den vergangenen Jahren habe sich gezeigt, dass nach dem Start der Reisesaison das Infektionsgeschehen eine neue Dynamik bekomme. Aktuell beobachte man in Portugal, dass sich eine weitere Virusvariante ausbreite. „Mithilfe der Bürgertests behalten wir im Blick, wie sich die Infektionszahlen entwickeln, um dann rechtzeitig gegensteuern zu können. Wir sollten dieses Instrument daher nicht leichtfertig aus der Hand geben.“

Enorme Kraftanstrengung

Ullenboom erinnert: Bereits vor einem Jahr habe die Politik geglaubt, die Bürgertests Mitte Oktober einstellen zu können – um sie dann im November von heute auf morgen wieder einzuführen. „Für die Apotheken vor Ort war es damals eine enorme Kraftanstrengung, innerhalb kürzester Zeit Personal zu akquirieren und die Testinfrastruktur hochzufahren.“

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Auch Kirsten Reska vom Testzentrum Sauerland wünscht sich, dass die kostenlosen Bürgertests über den Sommer und Herbst aufrechterhalten bleiben. Allein schon mit Blick auf die weiterhin hohe Nachfrage: „Es gibt Tage, da testen wir bis zu 100 Personen in unseren Teststationen“, erklärt die Betreiberin im Gespräch mit der Redaktion. Teststellen unterhält sie mit ihrem Team in Attendorn, Lennestadt, Bamenohl und Eslohe. „Es gibt viele pflichtbewusste Bürger, die sich montags morgens vor der Arbeit testen lassen. Viele Menschen kommen aber auch zu uns, wenn sie Symptome haben und wissen wollen, ob sie Corona haben.“ Nicht zuletzt gebe es eine große Gruppe Covid-Erkrankter, die Tag um Tag ins Testzentrum kommen, um sich (endlich) freizutesten. Wie sinnvoll weiterhin kostenlose Tests seien, habe Reska zuletzt nach dem Schützenfest in Eslohe gemerkt: „Danach hatten wir 50 Prozent mehr positive Testungen. Daran sieht man, dass Corona noch lange nicht ausgestanden ist.“

Jeder zweite Test positiv

Auch Alexander Schürholz, der in Kooperation mit der Firma Medprodukt die Teststationen in Drolshagen und Berlinghausen betreibt, berichtet von einem Anziehen der Testzahlen und der Positiv-Ergebnisse: „Fast 50 Prozent der Tests waren an manchen Tagen positiv, darunter viele doppelt Geboosterte. Das hatten wir während der gesamten Zeit noch nicht.“ Dem 30. Juni blickt er gelassen entgegen: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass das ausläuft angesichts solcher Zahlen.“ Bis März hätten beide Stationen zusammen zwischen 350 und 700 Tests pro Tag bewerkstelligt, das sei dann bis auf 150 bis 200 heruntergegangen. Jetzt seien die Zahlen wieder im Aufwärtstrend.

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Erst einmal aufrecht erhalten will auch Florian Junker seine Teststation in der Olper Hütte 5: „Die Zahlen gehen seit Pfingsten wieder spürbar nach oben, auch die positiven Testergebnisse.“ Bis zu 20 Prozent der Testwilligen seien positiv. Junker: „Das zeigt, wie wichtig die Tests sind. Solange, wie wir es wirtschaftlich einigermaßen verantworten können, bleiben wir hier.“

Ein anderer Aspekt wird klar, fragt man die, die auf Schnelltests angewiesen sind. Lena Zöller ist Direktorin des Wohnguts Osterseifen in Olpe und voller Hoffnung, dass die Politik sich zeitig kümmert. Denn würden lediglich die kostenlosen Bürgertests abgeschafft, ansonsten aber die Rahmenbedingungen bleiben, dann komme dies einem Besuchsverbot in Seniorenheimen und Krankenhäusern gleich. „Da muss dringend die AV Einrichtungen geändert werden“, so Lena Zöller, denn diese Allgemeinverfügung (AV) sorgt derzeit dafür, dass Besucherinnen und Besucher dieser Einrichtungen verpflichtend einen anerkannten Schnelltest absolviert haben müssen.

Ungewünschtes Szenario

In der Anfangszeit der Corona-Krise hatte das Wohngut diese Schnelltests selbst vorgenommen. „Aber das können wir nicht mehr leisten“, so Lena Zöller, „unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind dafür da, sich um unsere Bewohnerinnen und Bewohner zu kümmern und nicht, Schnelltests vorzunehmen.“ Zumal sich rasch ergeben habe, dass nicht wenige im Wohngut erschienen seien, um zwar einen Schnelltest zu absolvieren, diesen dann aber gar nicht eingesetzt hätten, um Oma oder Opa zu besuchen, sondern beispielsweise Einlass auf eine Party oder ein Fußballspiel damit zu bekommen.

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„Dafür sind wir nicht da“, erklärt Lena Zöller, die darauf setzt, dass die Vernunft bei den Verantwortlichen regiert und rechtzeitig dafür gesorgt wird, dass dieses Szenarium nicht Realität wird. „Diese derzeitige Testpflicht ist ja kaum noch zu vermitteln“, findet sie. Die mobilen Bewohnerinnen und Bewohner dürfen ohne jede Kontrolle in die Stadt, ins Café oder eine Gastwirtschaft, „aber hier im Heim müssen wir sie dann vor Besuchern schützen. Das macht meines Erachtens so keinen Sinn. Sollte die Testpflicht weiter bestehen und die Bürgertests gleichzeitig abgeschafft werden, wäre das eine gewisse Ungehörigkeit.“